5.7

MB-Kritik

Until Dawn 2025

Horror, Drama

5.7

Ella Rubin
Odessa A'zion
Michael Cimino
Ji-young Yoo
Belmont Cameli
Maia Mitchell
Peter Stormare
Willem van der Vegt

Inhalt

Ein Jahr nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Schwester Melanie begeben sich Clover und ihre Freunde auf die Suche nach Antworten in das abgelegene Tal, wo sie verschwunden ist. Beim Erkunden eines verlassenen Besucherzentrums werden sie von einem maskierten Killer verfolgt und einer nach dem anderen grausam ermordet... nur um dann wieder am Anfang desselben Abends aufzuwachen. Gefangen im Tal, müssen sie den furchtbaren Albtraum immer wieder durchleben – doch die Bedrohung durch den Killer ist jedes Mal anders und noch schrecklicher als zuvor. Mit schwindender Hoffnung realisiert die Gruppe bald, dass sie nur eine begrenzte Anzahl von Toden überstehen kann, und ihr einziger Ausweg besteht darin, bis zum Morgengrauen zu überleben.

Kritik

Mit Until Dawn bringt Sony die filmische Adaption eines Spiels auf die Leinwand, das einst durch seine interaktive Erzählstruktur und inszenatorische Nähe zu Subgenres viele Fans gewinnen konnte. In der Verschränkung filmischer Mittel mit spielerischer Entscheidungsfreiheit verkörperte das Original ein Experiment, das viele faszinierte, selbst wenn sich die Wahlmöglichkeiten meist nur als geschickte Illusion entpuppten. Der nun erschienene Kinofilm, inszeniert von , löst sich allerdings weitgehend von der interaktiven DNA des Spiels – eine kreative Entscheidung, die sowohl Chancen birgt als auch Enttäuschung provozieren dürfte.

Sandberg, der sich mit Lights Out, Annabelle 2 sowie dem augenzwinkernden Shazam! einen Namen gemacht hat, gilt als Filmemacher mit eigener Handschrift, der selbst innerhalb großer Studioproduktionen originäre Ideen einzubringen vermag - oder es zumindest versucht. Gerade deshalb erstaunt es, wie generisch und beliebig sich Until Dawn letztlich präsentiert. Zwar ist das Vorhaben ehrenwert, verschiedene Horror-Spielarten – vom klassischen Slasher über Okkult-Motive bis hin zu Elementen des Body-Horrors – in einem kompakten 90-Minuten-Rahmen miteinander zu verweben, doch bleibt das Ergebnis stets hinter den Möglichkeiten zurück.

Die Handlung folgt Clover (Ella Rubin, Anora), die sich mit ihren Freunden auf die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester begibt. Die Reise führt sie zu einem abgelegenen Haus, in der sie Nacht für Nacht in eine Zeitschleife eintauchen: Wer stirbt, kehrt zurück – jedoch in einer noch düsteren Variante des ohnehin albtraumhaften Szenarios. Was zunächst als spannendes Konzept erscheint, entwickelt sich rasch zu einem repetitiven Reigen aus uninspirierten Schockmomenten und formelhaftem Schrecken.

Die Idee, dass die Zahl der Wiederholungen begrenzt ist, verleiht der Erzählung zwar eine gewisse Dringlichkeit, doch gelingt es dem Film kaum, die emotionale Fallhöhe dieser Prämisse greifbar zu machen. Figuren bleiben blass, Dialoge wirken hölzern und inszenatorisch verlässt sich Sandberg zu oft auf konventionelle Gruseleffekte, die kaum länger nachhallen als ein erschrockener Atemzug. Selbst in ruhigeren Momenten bleibt das Geschehen merkwürdig leblos – als würden die Charaktere in einem Vakuum agieren, das ihnen jede Tiefe entzieht.

Dabei ist durchaus erkennbar, dass Sandberg bemüht ist, dem Geschehen handwerklich Charakter zu verleihen: Viele Effekte wurden praktisch umgesetzt (hier sei sein empfehlenswerter YT-Kanal empfohlen), das Produktionsdesign bewegt sich auf solidem Niveau, und die düsteren Wälder sowie die bedrückende Enge einiger Szenarien entfalten atmosphärisches Potenzial. Doch all dies steht in einem unglücklichen Kontrast zur schwachen Dramaturgie. Besonders enttäuschend ist, wie wenig das Drehbuch – verfasst von Blair Butler (Polaroid) und Gary Dauberman (The Nun) – aus der Spielvorlage herausholt. Statt kluger Umdeutungen oder subtiler Referenzen an die Vorlage herrscht Beliebigkeit, und das Erzählerische bleibt trotz Zeitschleifenstruktur erstaunlich statisch.

Ein kleiner und letztlich unwichtiger Lichtblick offenbart sich allerdings ganz am Ende: Der Abspann greift ein zentrales Motiv der Handlung auf – eine Vermisstentafel – und ersetzt die Fotos fiktiver Figuren durch die Gesichter der Filmcrew. Eine zarte, liebevolle Geste, die immerhin zeigt, dass hier Menschen mit Engagement gearbeitet haben. Leider reicht ein solcher Moment nicht aus, um die vorangegangene dramaturgische Ödnis vergessen zu machen.

Fazit

"Until Dawn" für das Kino ist ein Film, der vieles versucht, aber wenig erreicht. Statt spannungsgeladener Genrevielfalt bietet er vor allem austauschbaren Schrecken, dem es an Nervenkitzel ebenso mangelt wie an erzählerischer Tiefe. Was im Spiel noch als kreative Gratwanderung funktionierte, verkommt hier zur vermurksten Geisterbahnfahrt ohne emotionale Wirkung. Eine große Enttäuschung – zwar nicht ohne Ambitionen, aber letztlich ohne Wirkung.

Autor: Sebastian Groß
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