5.9

MB-Kritik

Death of a Unicorn 2025

Comedy, Horror, Fantasy

5.9

Inhalt

Mehr oder weniger freiwillig begleitet Studentin Ridley ihren Vater Elliot, einen Firmenanwalt, zu einem Geschäftstermin bei seinen Brötchengebern, einer Farmerindustriefamilie. Auf dem Weg durch das durch diese geförderte Naturschutzgebiet überfahren sie…ein Einhorn! Völlig geschockt und aus der Angst vor Repressalien verfrachten sie das vermeintlich tote Tier in den Kofferraum und setzen ihre Reise fort, doch dadurch wird eine fatale Ereigniskette in Gang getreten.

Kritik

A24 ist für Filmfans inzwischen so etwas wie ein Gütesiegel geworden, dafür hat das 2012 gegründete Studio auch so einiges getan. Dank ihnen konnten einige der interessantesten und nachweißlich sogar besten Drehbücher im Independent-Genre Bereich der letzten 10 Jahre nicht nur realisiert werden, sondern bekamen darüber hinaus noch einen Spot auf Bühnen, die ihnen sonst sicherlich vorenthalten geblieben wären. Natürlich war auch nicht jede Produktion automatisch ein Hit, aber sie hatten zumindest nahezu alle gemeinsam, dass eine frische, kreative Idee im Vordergrund stand. Etwas, das sie vom allgemeinen, generischen und oftmals viel zu vorsichtigen Output der großen Studios abhob. Und das trifft definitiv auch auf Death of a Unicorn zu, mit dem Regisseur & Autor Alex Scharfman sein Spielfilmdebüt feiert. 

Auf dem Weg zu seinen Arbeitgebern – einer stinkreichen Familie aus der Farmerindustrie, deren Anwesen in Kanada umgeben ist von einem ihrerseits aus reinen Alibi-Gründen finanzierten Naturschutzgebiet – wird Anwalt Elliot (Paul Rudd, Ant-Man) in einen „Wildunfall“ verwickelt. Bei dem Corpus Delicti handelt es sich aber nicht um Reh, Hase oder Hirsch, sondern um ein waschechtes Einhorn. Gerade als seine mürrische mitgeschleppte Weltverbesserungs-Tochter Ridley (Jenna Ortega, Beetlejuice Beetlejuice) das Horn des sterbenden Tiers berührt und ihr sich dadurch offenbar eine einzigartige Bewusstseinsebene erschließt, erschlägt Daddy das Malheur mit dem Wagenheber. Nicht nur, um die sterbende Kreatur von ihrem Leiden zu erlösen, sondern in erster Linie, um das Missgeschick zu vertuschen. Denn schließlich gilt es einen lukrativen Deal abzuwickeln und eine Anzeige wegen Verstoßes gegen lästige Naturschutzgesetze oder so sind da nicht gerade hilfreich. Wie sich jedoch herausstellt, besitzt das Einhornblut ungeahnte Heilkräfte, denn plötzlich sind sowohl Ridleys Akne wie auch Elliots Allergie und Kursichtigkeit passé. Als das die gierige Sippschaft mit dem passenden Fachgebiet spitzkriegt, knallen schon die Champagnerkorken, doch die skeptische Ridley forscht nach, was es historisch mit Einhörnern eigentlich so auf sich hat.

Death of a Unicorn beginnt – wie bei A24 inzwischen beinah erwartet – wirklich erfrischend und zeugt von einer kreativen Ausgangsidee, die sich leider relativ schnell totläuft. Das Mysterium um ein überfahrenes Einhorn bietet letztlich nur die Grundlage für eine selbstironische Tier-Horror-Variation, wer da jetzt mehr Gehalt erwartet, dürfte enttäuscht in die Röhre gucken. Am Ende des Tages ist es eben nicht mehr als ein Genre-Beitrag mit einer etwas anderen Bedrohung, die aufgrund des Independent-Budgets leider auch nicht so beeindruckend aus dem Rechner galoppiert kommt. Ist noch akzeptabel, aber keinesfalls richtig gelungen und so hat das Ganze einen dezenten Trash-Film Einschlag, der aufgrund der eigentlichen Qualitäten nicht notwendig wäre. Denn die offenkundigen Stärken dieses Films liegen eindeutig in seinem biestigen Humor und speziell der Darstellung seiner Antagonisten-Familie. Während der relativ blasse Paul Rudd und die allgegenwärtige Jenna Ortega schlicht ihre Rollen erfüllen, blühen Richard E. Grant (The Thursday Murder Club), Téa Leoni (Jurassic Park III) und insbesondere Will Poulter (Midsommar) in ihren süffisant-pseudo-gönnerhaften Arschlochrollen förmlich auf und liefern köstliche Performances ab, die die generelle Qualität des Films irgendwann eindeutig überschatten.

Denn bis auf die nette Grundidee, die schnell eben nicht mehr ist als ein Sprungbrett für eine Art Tier-Horror, lebt der Film irgendwann ausschließlich von seinem spielfreudigen Cast und von seinen gespitzten Dialogen, die bis zum Schluss sehr viel Freude generieren. Und das reicht manchmal auch für einen kurzweiligen Filmabend. Viel mehr sollte und darf man einfach von dem Film nicht erwarten, den Anspruch von „Elevated Horror“ darf man getrost aus dem Fenster werfen. Das ist eher eine Art Lake Placid – kurzweilig, witzig, scharfzüngig, aber nie nur die Bohne ernst zu nehmen, denn dann könnte es irgendwann schwierig werden. 

Fazit

Wo A24 drauf steht, ist nicht immer zwingend anspruchsvolles, in jedem Fall aber kreatives und ungezwungenes Genre-Kino drin. „Death of a Unicorn“ zählt sicher nicht zu den Glanzstücken des Studios, weiß aber durch sein unbekümmertes Auftreten und seine nette Grundidee zu überzeugen. Den Rest regelt ein wahnsinnig engagierter Cast, der auch über so manche Belanglosigkeiten hinwegtäuschen kann. Kein Hit, aber ein kurzeilig-sympathischer Zeitvertreib ohne jedweden Anspruch. 

Autor: Jacko Kunze
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