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Kýymet Özdemir kam einst aus politischen Gründen nach Kreuzberg als Mutter, Arbeiterin und Aktivistin. Aber heute lebt sie doch wieder in ihrem Dorf an der schönen thrakischen Mittelmeerküste. Kreuzberg hat sich verändert, weil Kýymet Özdemir da war. Nicht nur lebt ihre Enkelin hier und dreht Filme, auch der 1. Mai, in Kreuzberg noch immer ein Großereignis, ist anders. Sie demonstrierte damals, von den 1970ern bis in die 90er Jahre, für die Rechte der türkischen Gastarbeiter_innen, für diskriminierungsfreie Bildung und gegen Rassismus in Deutschland. Heute sieht der Kampf um Gleichberechtigung anders aus. Im Ballhaus Naunynstraße versammeln sich wütende und engagierte Theaterleute, die die deutsche Theaterlandschaft mit ihren innovativen Inszenierungen aufwirbeln. Hier spielen sie keine Gemüsehändler, bloß weil ihre Eltern Türkisch gesprochen haben. Sie haben keine Scheu vor einer direkten Sprache und Political Correctness hat hier keinen Platz. Im Theater Ballhaus Naunynstrasse haben sie sich zusammengefunden, mischen mit ihrem Mut die Kulturszene auf und stellen sich als selbstbewusste "Kanaken" oder "Bastarde" auf die Bühne - so etwas gibt es sonst nicht in Deutschland. Und natürlich gäbe es Kreuzberg, wie es heute ist, nicht ohne Kýymet Özdemir und auch nicht ohne die jungen postmigrantischen Kulturschaffenden, die sich eigene Orte wie das Ballhaus Naunynstraße erschaffen.