7.0

MB-Kritik

Rental Family 2025

Comedy, Drama

7.0

Brendan Fraser
Takehiro Hira
Mari Yamamoto
Akira Emoto
Nihi
Shannon Gorman

Inhalt

Ein einsamer und erfolgloser amerikanischer Schauspieler wird in Tokio von einer Agentur engagiert, bei der man falsche Familienmitglieder für alle Lebenssituationen mieten kann. Über seinen neuen Job lernt er die japanische Gesellschaft noch einmal von ganz anderer Perspektive kennen und findet überraschende Freundschaften und emotionale Verbindungen.

Kritik

Vor sechs Jahren präsentierte Werner Herzog (Ghost Elephants) in Cannes seine doku-dramatisch unterlegte Beziehungsstudie Family Romance, LLC. Der Titel bezeichnet ein reales Unternehmen, dessen Gründer Yuichi Ishii dem Klientel platonische Beziehungserlebnisse bietet. Professionelle Schauspielende verkörpern Freund*innen, Kolleg*innen oder Verwandte, um der Kundschaft ein bestimmtes Erlebnis zu bieten, ein Image oder eine Illusion aufrechtzuerhalten. Für die Menschen, die seine Agentur buchen, sei es real, sagt Shinji (Takehiro Hira, Tanz der Titanen) in der zweiten Spielfilmarbeit Hikaris. Die japanische Regisseurin (37 Seconds) verpasst der Story nun ein Hochglanz-Makeover, Zuckerguss und Star-Kaliber. 

Für letztes sorgt Brendan Fraser (Brothersals erfolgloser Schauspieler Phillip Vandarploeug, der vor Jahren für eine Zahnpasta-Reklame nach Japan kam. Ein Part als trauriger Amerikaner bei einer Beerdigung, die sich als eine Inszenierung auf Bestellung entpuppt, bringt ihn für ein Vorsprechen zu Shinji. Der engagiert ihn nach einem mittelprächtigen Ersteinsatz als Fake-Vater der 11-jährigen Mia (Shannon Mahina Gorman). Deren Mutter hofft, so einen besseren Eindruck beim Bewerbungsgespräch für eine renommierte Oberschule zu machen. Das Ziel ist so fragwürdig wie die Methode, die zu den vorhersehbaren Konflikten führt. 

Phillip entwickelt echte Vatergefühle für Mia, die ihn nach anfänglicher Abweisung rasch als Elternfigur an. Um das Kernmotiv emotionaler Distanzlosigkeit weiter auszubauen, findet Phillip in einem vergessenen alten Schauspieler (Akira Emoto, Saigo made Iku) eine Vater- und Mentorenfigur. Formale Anlehnungen an Hirokazu Kore-eda mindern kaum die dicke Lasur aus narrativer Konvention und Kitsch, die das Potenzial von Handlung und Cast nahezu erstickt. Takurô Ishizakas schmeichelnde Kamera taucht jede Szenen in sonniges Stimmungslicht. Mit immer gleicher Miene schmerzlich berührter Zuneigung ringt Fraser mit einer Rolle, deren Ambivalenzen abgeschliffen wurden. 

Die Tendenz zur Vermeidung unangenehmer Konflikte, Realitäten und Gefühle, denen die Agentur - und ihre zahlreichen realen Pendants - ihren Erfolg verdankt, teilt die Inszenierung. Jene verweigert Kritik an den konservativen Strukturen und sozialen Problemen, von denen die Agentur indirekt profitiert. Queerfeindlichkeit, sozialer Rückzug, reaktionäre Partnerschafts- und Familienkonzepte, sozialpädagogische Vorurteile; all dies wird mit einer pauschalen Bemerkung als kulturelle Selbstverständlichkeit abgetan. Dabei deuten beiläufige Elemente wie eine als positives Gegenbild zu Phillips Unprofessionalität aufgebaute Sexarbeiterin progressive Gesellschaftswerte an. Dieser stille Widerspruch macht die Mutlosigkeit umso enttäuschender. 

Fazit

Mit ihrem Leinwand-Debüt "37 Seconds" gewann Hikari 2019 den Berlinale Publikumspreis - im gleichen Jahr erschien Herzogs Film, der ihrem rührseligen Familiendrama offenbar als Vorlage diente. Doch mehr als austauschbare Edel-Optik kann das sentimentale Szenario dem Original nicht hinzufügen. Im Gegenteil fehlen psychologische Tiefe und moralische Ambivalenzen, wo sich Differenzen allzu leicht in Wohlgefallen auflösen. Emotionen werden mit bewährten inszenatorischen Instrumenten manipuliert während die tieferliegenden Ursachen der oberflächlichen Probleme ignoriert werden. Das eindimensionale Schauspiel besiegelt die süßliche Story als das, was den Agentur-Angestellten vorgeworfen wird: fake. 

Autor: Lida Bach
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