Inhalt
Die wahre Geschichte eines Musiker-Ehepaars, das trotz anfänglicher Rückschläge eine Neil-Diamond-Tribute-Band gründet und schließlich zu lokalen Legenden aufsteigt.
Kritik
Es braucht eine Weile und einige dramaturgische Längen, bis das Hauptfiguren-Duo Neil Diamonds titelgebenden Klassiker vortragen darf. Doch die ausführliche Aufbauzeit durch die Höhen und Tiefen der musikalischen Karriere Mike und Claire Sardinas aka Lightening and Thunder, gibt den Lyrics schließlich ihren Nachhall - und veredelt die Schmacht- und Schnulz-Szenen Craig Brewers (Der Prinz aus Zamunda 2) musikalischen Biopic schließlich zu schmerzlichem Sentiment. Dieser Balanceakt zwischen Kitsch und Kunst, Melodramatik und Melancholie, Rührseligkeit und Romantik gelingt der auf wahren Begebenheiten basierten Geschichte ebenso bravourös wie das Schauspiel.
Besonders Kate Hudson (Shell) glänzt in der Rolle von Cover-Sängerin Claire Stengl, die Ende der 80er bei einer Cover-Musikshow auf einem Volksfest den professionellen Cover-Sänger Mike Sardina (Hugh Jackman, Koala Man) kennenlernt. Die zwei harmonieren musikalisch und romantisch perfekt und treten auf Claires Initiative mit Neil-Diamond-Songs auf. Mike, ein trockener Alkoholiker, verkörpert - oder „interpretiert“ - Diamond, und steht dramaturgisch klar im Fokus. Dabei ist es Claire, die härter vom Schicksal getroffen wird; buchstäblich, als ein bizarrer Unfall sie ein Bein und ihren Lebensmut kostet.
Dass es damit nicht zu Ende ist, weiß nicht nur das Publikum Greg Kohs gleichnamiger Doku von 2008. Der reale Rahmen der Handlung fügt sich perfekt in das vertraute Muster von Aufstieg, Absturz und Revival, dem die geübte Inszenierung folgt. Was das bittersüße Biopic einnehmender macht als die üblichen Star-Romanzen ist die Nahbarkeit der Figuren. Mit ihren jeweiligen Teenager-Töchtern und Claires Sohn bildet das Duo eine lose Patchwork-Familie aus der Arbeiterklasse, für die der soziale Aufstieg trotz aller Erfolge unerreichbar bleibt.
Amy Vincents Kamera betrachtet die kaum gezeigte Welt der Cover-Sänger*innen und Impersonator mit einer Spur Idealisierung, die den harschen Realismus dämpft, aber nicht ausblendet. Glanz und Glitzer der Bühnenszenen kontrastieren mit der leicht schmutzigen Palette des Off-Stage-Lebens, in dem der Existenzkampf stets ernüchternd greifbar bleibt. Die traumhafte Ästhetik klassischer Musicals prallt auf herbe Direktheit, in der Hudson und Jackman beide ungeschönt in physischer und emotionaler Verletzlichkeit agieren. Den adäquaten Soundtrack liefern Original-Tracks des Duos und Diamonds, dessen Abwesenheit der einzig Dämpfer bleibt.
Fazit
Mit seiner Mischung aus Wehmut, Nostalgie, Sozialrealismus und Massentauglichkeit wird Craig Brewers biografische Musikromanze zum idealen filmischen Pendant der darin vorgetragenen Neil-Diamond-Songs. Dass der ikonische Sänger diese wie zuvor bereits dem Dokumentarfilm über die realen Vorbilder der Filmfiguren zur Verfügung stellte, wirkt dazu wie ein kreatives Gütesiegel. Der verstreute Fokus auf Schauspiel-Drama, Einblick in die Tribute-Band-Szene und Milieustudie droht das Handlungsgerüst zu erdrücken und die zahlreichen Hochs und Tiefs strapazieren die Geduld. Doch siegt der Charme einer Story gleich den Lightening-and-Thunder-Songs: nicht echt, aber die beste Alternativ.
Autor: Lida Bach