Inhalt
Als Papa Schlumpf auf mysteriöse Weise von den bösen Zauberern Gargamel und Razamel entführt wird, machen sich Schlumpfine und die Schlümpfe auf den Weg in die reale Welt, um ihn zu befreien. Mit Hilfe ihrer neuen Freunde müssen die Schlümpfe herausfinden, was ihre Bestimmung ist, um das Universum zu retten.
Kritik
Locken die Schlümpfe heute eigentlich noch jemanden hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervor? Diese Frage drängt sich geradezu auf, wenn ein neues Kinoabenteuer der knallblauen Zipfelmützenträger ansteht – diesmal unter dem hochtrabenden Titel Die Schlümpfe – Der große Kinofilm. Zwar sind Papa Schlumpf, Schlaubi, Hefty und Schlumpfine für mehrere Generationen fest im kollektiven popkulturellen Gedächtnis verankert, doch ihre Strahlkraft hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich nachgelassen. Was einst als charmant-naive Comicreihe des belgischen Zeichners Peyo begann, wurde in den 1980er-Jahren durch eine immens erfolgreiche Zeichentrickserie weltberühmt. Seitdem tauchten die Schlümpfe immer wieder auf – mal als Merchandise-Giganten, mal in eher unauffälligen Animationsabenteuern.
In einer Gegenwart, die geprägt ist von Superhelden-Dauerbeschallung, Franchise-Logik und ironischen Metaebenen, wirkt das beschauliche Schlumpfhausen zunehmend aus der Zeit gefallen. Der Versuch, diese heile Welt mit den Erzählmustern moderner Animationsfilme zu kombinieren, ist keineswegs neu – hat bislang aber selten wirklich überzeugt. Auch Die Schlümpfe – Der große Kinofilm macht von Beginn an den Eindruck, eher aus marktwirtschaftlichem Kalkül denn aus kreativer Notwendigkeit entstanden zu sein.
Dabei bemüht sich der Film durchaus um eine zeitgemäße Inszenierung. Visuell setzen die Macher auf eine hybride Stilistik, die in ihren stärksten Momenten entfernt an die expressionistische Überdrehtheit von Spider-Man: A New Universe (2018) oder an die liebevolle Verspieltheit von Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (2022) erinnert. Doch während diese Vorbilder mit erzählerischer Radikalität und formaler Waghalsigkeit glänzen, bleibt der neue Schlumpf-Film inhaltlich erschreckend konventionell – und vor allem überraschungsarm.
Denn trotz aller stilistischer Finesse bleibt die Geschichte selbst eine recht konfuse Angelegenheit. Der Film schwankt unentschlossen zwischen Slapstick, märchenhafter Magie, didaktischer Message und einer wilden Mischung aus realer und animierter Welt. Kaum hat man sich im idyllischen Schlumpfhausen eingerichtet, findet man sich schon im realen Paris wieder – inklusive Ninja-Schlümpfen und akrobatischer Einlagen. Was auf dem Papier vielleicht nach Spannung und Dynamik klingt, entpuppt sich auf der Leinwand als überladenes Durcheinander, das weder dramaturgisch noch atmosphärisch wirklich zündet.
Hinzu kommt ein bemüht wirkender Versuch, das Geschehen mit modernen Referenzen aufzupolieren. Doch statt echter Gegenwartsbeobachtung gibt es vor allem oberflächliche Gags: Wenn zwei Bösewichte sich über Zoom-Meetings und LinkedIn-Profile austauschen, während ihr überforderter Assistent mit dem Beschaffen hipper Kaffeetrends beschäftigt ist, bleibt das leider genauso uninspiriert wie es klingt. Solche Scherze mögen in einem schnell geschnittenen Trailer noch funktionieren – im Film selbst wirken sie repetitiv und ziehen das Geschehen unnötig in die Länge.
Umso bedauerlicher ist es, dass der visuelle Ansatz des Films mit seinem gelungenen Mix aus nostalgischer 2D-Anmutung und moderner 3D-Ästhetik tatsächlich über weite Strecken überzeugt. Man spürt, dass hier durchaus kreative Energie geflossen ist – nur leider wurde sie zu selten auf das eigentliche Erzählen übertragen. Statt neue Wege einzuschlagen, hangelt sich die Handlung von einem Standard-Motiv zum nächsten. Figuren, die eingeführt werden, bleiben blass, einige scheinen gar aus völlig anderen Universen zu stammen. Die Geschichte wirkt weniger wie eine organische Erweiterung der Schlumpf-Welt, sondern eher wie ein Flickenteppich aus Versatzstücken, die nicht recht zusammenpassen wollen.
Mag sein, dass eingefleischte Schlumpf-Fans ihre Freude an einzelnen Momenten haben – doch als Gesamtwerk bleibt Die Schlümpfe – Der große Kinofilm ein merkwürdig halbgarer Versuch, die Marke für ein junges Publikum aufzuwärmen. Und so bleibt am Ende vor allem der Eindruck, dass man hier mit viel Aufwand versucht hat, etwas auf Hochglanz zu polieren, dessen Glanz längst verblasst ist – ganz gleich, wie verspielt der neue Anstrich auch daherkommt.
Fazit
Trotz ansprechender Optik und einiger stilistischer Einfälle bleibt am Ende vor allem ein unausgegorenes Durcheinander, das weder erzählerisch überzeugt noch wirklich unterhält. Die Mischung aus modernem Klamauk, fahriger Story und bemühtem Zeitgeist-Humor wirkt kraftlos und reizt die Nerven.
Autor: Sebastian Groß