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Inhalt

Kalifornien in den 1930er-Jahren: Jim Nolan, Sohn einer amerikanischen Arbeiterfamilie, will sich mit der Unterdrückung durch die allmächtigen Großgrundbesitzer nicht länger abfinden. Als Sprecher der Apfelplantagen-Arbeiter in Torgas Valley soll er gemeinsam mit dem erfahrenen Arbeiterführer Mac McLeod einen Streik gegen die Plantagenbesitzer organisieren, die kurz vor Beginn der Ernte die Arbeitslöhne gekürzt haben. Schnell müssen die beiden jedoch erkennen, dass sie als Neulinge auf der Obstplantage auf die Unterstützung der eingesessenen Arbeiter angewiesen sind. Beim Versuch, einen Streik heraufzubeschwören, erweist sich die Bürgerwehr der Landherren nicht als das einzige Hindernis, denn auch die auf Arbeit angewiesenen Familien müssen überzeugt werden. Deren Misstrauen müssen Jim und Mac erst in Verständnis und Unterstützung für den Kampf umwandeln, damit die Revolte zünden kann …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Leicht macht es Multitalent James Franco (The Interview) seinem Publikum als Regisseur eher selten. Sieht man von Filmen wie beispielsweise The Disaster Artist ab, für die sich Franco trotz des massenkompatiblen Zugangs schon alleine aufgrund eines von Natur aus höchst verschrobenen Vorbilds in Form von The Room-Schöpfer Tommy Wiseau weiterhin Ecken und Kanten bewahrte, waren die meisten Regie-Arbeiten des Amerikaners bislang mehr als sperrige Angelegenheiten. Eine Zuschauerschaft, die Franco sonst nur als sympathisch lächelnden Sunnyboy aus Komödien und Coke Light-Werbespots kannte, dürfte sich gehörig vor den Kopf gestoßen gefühlt haben, wenn sie vermutlich durch Zufall einen seiner inszenierten Filme ausfindig machte. In einer Nische fühlte sich Franco in der Vergangenheit dabei besonders wohl: Literaturverfilmungen großer amerikanischer Autoren, deren Werke seit jeher als unverfilmbar galten. 

Besonders William Faulkner und Cormac McCarthy standen hierfür in der Vergangenheit mitunter vermehrt Pate und können gewissermaßen als Definitionsmaßstab herangezogen werden, wenn es darum geht, den unzugänglichen Charakter von Francos eigenwilligen Regie-Arbeiten zu umschreiben. Das historische Drama Stürmische Ernte fügt sich in der Theorie erneut in dieses Raster ein, denn auch dieser Film basiert auf einem Roman des berühmten Schriftstellers John Steinbeck, der sich in seinem Gesamtwerk überwiegend den Armen und Unterdrückten der Gesellschaft annahm, um empathische Geschichten über diese Randgruppierungen zu schreiben. Adaptiert von Drehbuchautor Matt Rager handelt Francos Film von Jim Nolan, dem Sohn einer einfachen Arbeiterfamilie, der im Kalifornien der 1930er-Jahre beschließt, sich gegen die Großgrundbesitzer aufzulehnen, die Menschen wie seinen Vater für unwürdige Mindestlöhne wie Sklaven arbeiten lassen. Für Jims Vater kommt dieser angestrebte, radikale Schritt ohnehin längst zu spät. Als dieser selbst Widerstand leistete, wurde er erschossen. 

Einen Verbündeten und zugleich Mentor findet Jim in dem entschlossenen Arbeiterführer Mac McLeod, der den jungen Amerikaner unter seine Fittiche nimmt und mit ihm einen groß angelegten Streik gegen die Plantagenbesitzer organisieren will, indem die Äpfel pflückenden Arbeiter ihr Tagewerk vollständig niederlegen. Hierfür heuern die beiden selbst als Arbeiter auf der Plantage an, um das Vertrauen des älteren Al Anderson zu gewinnen, der die restlichen Arbeiter als Sprachrohr mobilisieren könnte. Den Weg der ausgebeuteten Arbeiterklasse hin zum entschlossenen Aufstand und Streik, der den menschenverachtenden Tageslohn von einem Dollar aus dem Weg schaffen soll, beschreibt und inszeniert Franco dabei in ungewohnt konventioneller Manier. Von seinen bisherigen Romanverfilmungen ist Stürmische Ernte der geradlinigste, zugleich aber auch enttäuschendste Streifen geworden, der sich von Anfang an ein klares Ziel setzt und dies ohne schnörkellose Umwege mithilfe zweckdienlicher, zumeist arg oberflächlich angerissener Figuren zu erreichen versucht.

Während sich Filme wie As I Lay Dying, Child of God und The Sound and the Fury aufgrund von ausgefallenen Erzählperspektiven, erbarmungslos-knochentrockenen Stimmungsbildern und inszenatorisch verspielten Stilmitteln oftmals wie spitze Steinchen im Sehnerv des Zuschauers verkeilten, fehlt Stürmische Ernte die nötige Ambition, um aus dem straffen Gewand einer vor sich hin plätschernden Geschichtsstunde auszubrechen, in der der Lehrer die Aufmerksamkeit der anwesenden Schulklasse bereits nach der Hälfte der Zeit verloren hat. Tatsächlich fühlt sich der Film über weite Strecken wie ein aufgeführtes Theaterstück an, für das Franco, der selbst die Rolle des Mac McLeod übernommen hat, viele seiner befreundeten Schauspielkollegen vor der Kamera versammeln konnte. Dieser Aspekt sorgt gelegentlich für Irritationen, wenn alteingesessene Größen wie Vincent D'Onofrio (The Player) und Robert Duvall (Der Unbeugsame) neben unverbrauchten Jungdarstellern wie Nat Wolff (Margos Spuren), der sich zumindest bemüht souverän schlägt, oder Selena Gomez (Spring Breakers) spielen, die hier voll und ganz fehlbesetzt wirkt. 

Als zu Beginn hochschwangere Tochter von Al wird Gomez' Figur später nur noch auf eine besorgte Mutter reduziert, die als simples Love Interest einen dramaturgischen Keil zwischen Jim und Mac treiben soll. Eher ablenkend wirken zudem kurze Auftritte von Schauspielern wie Bryan Cranston (Trumbo) und Zach Braff (The Color of Time), die jeweils nur wenige Minuten in dem Film auftauchen. Als Gesamtwerk ist Stürmische Ernte als Aufschrei der Ungerechtigkeit einer unterdrückten und gerade im Kino nach wie vor unterrepräsentierten Gesellschaftsschicht gewiss ein löbliches Unterfangen, das Franco jedoch auf unerwartet banale Weise in ein erzählerisches Korsett kleidet, welches zwischen rebellischer Zuversicht, tödlichen Rückschlägen und dramaturgisch belanglos unterentwickelten Zuspitzungen stets den einfachen Weg nimmt. Bis es ganz zum Schluss wieder einmal die Texttafeln richten müssen.

Fazit

Zwischen all den sperrigen, unbequemen und im besten Sinne herausfordernden Literaturverfilmungen von James Franco entpuppt sich Stürmische Ernte als bislang unausgegorenstes, da erzählerisch und inszenatorisch viel zu konventionelles und banales Werk. Die Geschichte eines rebellischen Aufstandes unterdrückter Plantagenarbeiter, die im USA der 1930er-Jahre für mehr menschliche Würde streiken und kämpfen, versickert zwischen dramaturgisch unterentwickelten Konflikten und simplen Botschaften zu bekömmlicher Standardkost, die an eine trockene Geschichtsstunde erinnert, die mit purem Kino, wie es Franco als Regisseur durchaus oftmals aufbot, nur noch wenig zu tun hat.

Kritik: Patrick Reinbott

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