MB-Kritik

Home Sweet Home 2025

Drama

Inger Sophie Andersen
Jessie Fussing Brodersen
Torsten Christiansen
Thomas Clausen
Mimi Bræmer Dueholm
Kirsten Hansen
Hanne Knudsen
Jannik Lorenzen
Lasse Lorenzen
Ina Radik Mamsen
Nanette Romero Mijares
Miriam Niemann
Finn Nissen
Esther Muthoni Njogu
Christa Paulsen
Mette Munk Plum

Inhalt

Sofie beginnt eine neue Arbeit als mobile Seniorenpflegerin in der kleinen Stadt, in der sie mit ihrer zehnjährigen Tochter lebt. Einige ihrer Patient*innen sind noch recht mobil, andere bettlägerig und schwer dement. Sofie begegnet allen mit Zugewandtheit und professioneller Fürsorge. Sie findet schnell in ihre Rolle, doch auch die Belastungen der neuen Aufgabe treten bald zutage. Stress und Erschöpfung nehmen zu und die Beziehung zu ihrer Tochter leidet.

Kritik

In vielerlei Hinsicht wirkt Frelle Petersens düstere Darstellung der systemischen Herausforderungen einer überarbeiteten Krankenschwester wie ein Pendant zu Petra Volpes Krankenhausdrama Heldin. Beide Filme feierten kürzlich ihre Premiere auf der Berlinale, Volpe in der Special-Sektion und Petersen im Panorama. In beiden geht es um junge Frauen im medizinischen Pflegebereich. Doch während Volpes Film eine Krankenschwester in einem geschäftigen Schweizer Stadtkrankenhaus zeigt, konzentriert sich die dänische Regisseurin auf eine Pflegeassistentin, die sich in der Privatsphäre ihres eigenen Zuhauses um Menschen kümmert. Beide Protagonistinnen sind alleinerziehende Mütter und teilen sich das Sorgerecht für eine Tochter. Anders als Volpe gibt Petersen seiner Hauptfigur Sofie (seiner Stammschauspielerin Jette Søndergaard) jedoch Leinwandzeit mit ihrer Tochter Clara (Mimi Bræmer Dueholm).

Das 10-jährige Mädchen ist sichtlich frustriert über die geringe Aufmerksamkeitsspanne ihrer Mutter. Sophie wiederum spürt schmerzlich, wie ihre Tochter ihr entgleitet, ist aber nicht in der Lage, viel dagegen zu tun. Genau wie Volpes Filmfigur lebt sie für ihre Arbeit und ist aufrichtig besorgt um das Wohlergehen der ausschließlich älteren Menschen, die sie Woche für Woche besucht. Die psychologisch disparate, aber sozial einheitliche Gruppe von Senioren aus der Mittelschicht bildet den emotionalen Hintergrund des gedämpften Szenarios. Einige von ihnen werden von erfahrenen Schauspielern dargestellt, andere von Laien aus der Kleinstadtkulisse des Films. Dennoch sind ihre Darbietungen gleichermaßen lebensnah und verleihen der dezent formelhaften Geschichte humanistische Authentizität.

Sophie beginnt ihren Job voller Engagement, ist jedoch rasch desillusioniert vom gefühllosen Mechanismus des ökonomisch ausgerichteten Pflegesystems. Die auffälligste Verbindung zwischen Volpes und Petersens Geschichten sind die alarmierenden Zustände, die sie im Gesundheitssektor offenbaren. Ein enger Zeitplan erlaubt es Sophie kaum, für ihre Patienten mehr als das Minimum zu tun. Jedes freundliche Wort, jede hilfreiche Besorgung – die Suche nach Rahmen für Fotos von Enkelkindern, die nie zu Besuch kommen, oder das Wechseln der Batterien in einer alten Uhr, die nie richtig funktioniert – raubt ihr wertvolle Zeit während ihrer Schicht. Die wenigen Minuten, die für die einzelnen Besuche reserviert sind, sind für grundlegende körperliche Bedürfnisse vorgesehen und berücksichtigen nicht die psychologische und emotionale Unterstützung, die sich als ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger erweist.

Fazit

Für viele Patienten sind Sophie und die anderen Hauspflegekräfte die einzige verbleibende soziale Interaktion. Statt nach großem Drama sucht Petersen nach den kleinen Momenten zwischenmenschlicher Verbindung oder Distanzierung. Subtile Anzeichen persönlicher Resignation, ein müder Blick oder eine zärtliche Geste sprechen mehr als ausführliche Dialoge. Letztlich steckt selbst Sophies Chefin in einem größeren Mechanismus des Missmanagements fest. „Ich muss nehmen, wen ich kriegen kann“, weist sie Sophies Beschwerde über einen Kollegen, der beider gemeinsame Patienten vernachlässigt, zurück. Es ist ein seltener Moment der Spannung in einem dezidiert zurückhaltenden Werk. Der Mangel an psychologischer Erforschung, die gedämpfte Farbpalette und das langsame Tempo können erschöpfen. Aber vielleicht sollen sie das.

Autor: Lida Bach
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