Inhalt
Der knallharte Inspektor Ma (Donnie Yen) arbeitet seit Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Wilson (Louis Koo) daran, ein vietnamesisches Verbrechersyndikat zur Strecke zu bringen. Doch als sie endlich kurz davor stehen, die Bande um den Syndikat-Boss Tony (Collin Chou) dingfest machen zu können, fliegt die Tarnung des undercover operierenden Wilson auf. Bevor Tony untertaucht, verletzt er den enttarnten Wilson so schwer, dass dieser eine bleibende Gehbehinderung erleidet. Umso wichtiger ist der Teilerfolg zu werten, den die Polizisten durch die Verhaftung des führenden Bandenmitgliedes Archer Sin (Ray Lui) erringen konnten. Die sicher geglaubte Verurteilung des Schwerverbrechers rückt jedoch schnell wieder in weite Ferne, als alle Zeugen ermordet werden – alle bis auf Wilson. Ein gnadenloser Kampf um Archers Verurteilung, Tonys Verhaftung und Wilsons Sicherheit stellt Ma vor die schwere Entscheidung zwischen persönlichen Hassgefühlen und Dienstvorschriften …
Kritik
Actionfilme aus Hongkong zeichnen sich durch besondere Präzision der Kampftechniken aus, die in solchen Filmen nicht nur eine untergeordnete Rolle spielt, sondern die wichtigste Rolle überhaupt einnimmt. Während die amerikanischen Filme weitestgehend mit ihrer Handlung glänzen, bedeutet „Made in Hongkong“, dass jeder Griff und jede Bewegung sitzt und, dass tatsächlich gekämpft wird und, dass die Kämpfe so sehr im Vordergrund stehen, dass man hin und wieder sogar die eigentliche Handlung vergisst. Genau so ein Film ist auch Flash Point, weil es hier primär darum geht einen geeigneten Rahmen für die Actionsequenzen zu schaffen und diese können sich durchaus sehen lassen. Man hat für den Film Kampfkunstexperten aus Japan und den USA engagiert und sie alle arbeiteten gemeinsam, um die Kampfszenen so authentisch wie möglich zu gestalten. Dabei wurden die Kampfszenen von Donnie Yen (John Wick: Kapitel 4) choreografiert und Yen war nicht nur der Produzent und Action-Director, sondern auch der Hauptdarsteller des Films und er hat seinen Kollegen einiges abverlangt. Die Kampfszenen wurden fast zwei Wochen am Stück von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends gedreht und alle Darsteller erlitten dabei zahlreiche Verletzungen. Sie hatten Quetschungen, blaue Flecken, haben geblutet und es hat sie trotzdem nicht davon abgehalten jedes Mal aufs Neue mehr als 100 Prozent zu geben.
In einem Interview erzählte Donnie Yen, dass er eine Schulterverletzung erlitten hatte und, dass seine beiden Knie verletzt waren. Sie waren verbunden und er nahm Schmerzmittel ein, um sich überhaupt bewegen zu können. Mit diesem Wissen im Hinterkopf hat man einerseits großen Respekt vor den Darstellern, doch anderseits fragt man sich auch: „Muss man tatsächlich für einen Film so weit gehen?“ Vor allem, weil die Kämpfe die eigentliche Handlung nicht voranbringen. Sie werten sie ohne Frage auf und sie sind großartig gemacht, aber sie ändern nichts daran, dass die Handlung und die schauspielerische Leistung etwas dünn erscheinen. Donnie Yen ist ohne Frage ein begnadeter Kämpfer, aber dafür eher nur ein mittelmäßiger Schauspieler, denn eine solche minimalistische Mimik hat man vermutlich nur bei Bruce Lee gesehen. Umso mehr überzeugt er mit seiner Körperbeherrschung und präzisen Ausführungen der einzelnen Kampftechniken, die geradezu perfekt sind. Besser können die Tritte, Schläge und Sprünge gar nicht ausgeführt werden, denn alles stimmt bis ins kleinste Detail und die Kämpfe gehen so schnell vonstatten, dass man gar nicht glauben kann, dass alles, was man sieht, quasi nur Choreografie ist.
Kein Wunder, dass die Schauspieler sich dabei so oft verletzten, denn die Techniken werden mit einer solchen Geschwindigkeit ausgeführt, dass es absolut unmöglich ist, es authentisch zu drehen und seinen Schauspielpartner dabei nie zu treffen. In einem Interview berichtete Donnie Yen, dass die Kämpfe trotz der Choreo tatsächlich stattfanden, nur eben in einem choreografierten Rahmen. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ist dem Darsteller von Tiger (Shi Yanneng) bei einer der Szenen sein Trommelfell geplatzt, als er an einem Seil befestigt weggeschleudert wurde. Es sind dafür aber viele krasse und temporeiche Actionsequenzen entstanden, die definitiv in der ersten Liga spielen. Bei den Kämpfen ließ sich Donnie Yen von unterschiedlichen Kampfsportarten, wie Kung-Fu, Boxen, Taekwondo, Judo usw., inspirieren und im Ergebnis lieferte er großartige Mixed Martial Arts Frequenzen mit akrobatischen Elementen ab. Diese Actionszenen sind quasi das Herz des Films und tragen ihn von Beginn bis zum Ende. Besonders der finale Kampf hat einiges in sich, weil er nicht nur sehr lang, sondern auch sehr intensiv ist. Auch in diesem Kampf zeigen die beiden Darsteller(Collin Chou (Dead or Alive) und Yen), was sie drauf haben und man muss sie einfach für ihre körperlichen Fertigkeiten bewundern. Doch alles hat seinen Preis und Collin Chou sagte nach den Dreharbeiten zu Donnie Yen: „Nach diesem Film, bin ich mir nicht sicher, ob ich weitere Hongkong-Actionfilme drehen will“. Donnie Yen selbst berichtete, dass der Dreh die schlimmste Erfahrung seines Lebens war. Er sagte aber auch: „Flash Point ist der Beweis meiner Hingabe für Actionszenen.“
Nur leider ist der Film kein Beweis für überragendes Schauspiel oder fesselnde Story. Wenn man die Kampfszenen außer Acht lässt, dann bleibt eine simple, recht überschaubare Story: Ein Polizist mit massiven Aggressionsproblemen ermittelt gegen drei Brüder, die in einen Schwarzhandel verwickelt sind. Das war es dann auch schon und abgesehen von der Selbstjustiz und ein paar kleineren Plot Twists, die aus Spoilergründen nicht genannt werden, hat dieser Film erzählerisch nur seine Kampfszenen zu bieten. Da die Kampfszenen allerdings so phänomenal sind, fällt es schwer diesen relativ durchschnittlichen Film als solchen zu bezeichnen, denn dafür ist die Action einfach zu gut. Man muss allerdings ganz klar sagen, dass die meisten Filme mit Jackie Chan (Rush Hour) viel mehr Herz haben und das trotz der aufwendigen Kampfszenen. Wenn man aber eher ein Fan von Bruce Lees Filmen ist, dann sollte man sich Flash Point auf keinen Fall entgehen lassen, denn eins muss man den Darstellern lassen, kämpfen können sie wie die Weltmeister.
Fazit
Ein actiongeladener Hongkong-Thriller mit phänomenalen Kampfszenen. Auch wenn die Handlung oder das Schauspiel eher durchschnittlich sind, spielen die Actionszenen sich in der ersten Liga ab. Mit bewundernswerter Körperbeherrschung und Präzision trifft "Flash Point" bei den Kampfsportfans definitiv die richtigen Knöpfe.
Autor: Yuliya Mieland