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Die Weimarer Republik zwischen 1918 und 1933 war der freiheitlichste Staat auf deutschem Boden; eine wilde Epoche, geprägt von politischen Verwerfungen, wirtschaftlicher Krise und kulturellem Glanz. Es war auch die bis heute wichtigste Zeit des deutschen Kinos, eine der größten und wunderbarsten Epochen des Kinos überhaupt, eine Zeit voller Wunder und wunderbarer Einfälle. Hier wurden die ästhetischen Grundlagen der "siebten Kunst" erfunden, Leitmotive, Archetypen und Genres etabliert, die das Kino der Welt bis heute wesentlich prägen. Weimars Regisseure wie Murnau, Lang, Lubitsch, Pabst, Sternberg, Wilder und Ruttmann sind bis heute legendär; seine Schauspielstars wie Marlene Dietrich, Louise Brooks, Emil Jannings und Conrad Veidt unvergessen, Szenen aus Filmen wie "Nosferatu", "Das Cabinet des Doktor Caligari", "Metropolis", "M", "Menschen am Sonntag", "Berlin. Die Symphonie der Großstadt" und "Der Blaue Engel" entfalten bis heute ihre unvergleichliche Aura.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Weimarer Republik war eine bewegte Zeit, politisch unerprobt war sie von kontinuierlichen Veränderungen geprägt, zwischen Aufschwung und Armut, Wirtschaftskrise und künstlerischerem Triumph, Deutschland in der Nachkriegszeit und gleichermaßen auch unwissentlich in der Vorkriegszeit. Für den deutschen Film war es die vielleicht beste Zeit, bis heute unerreicht und noch immer von Bedeutung sind die Klassiker des deutschen Expressionismus. Seien es Genrebegründer wie Robert Wiene mit seinem „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und Fritz Lang mit Werken wie „Metropolis“ oder „Dr. Mabuse“, spätere Hollywoodstars wie Ernst Lubitsch („Sein oder Nichtsein“) und Billy Wilder („Boulevard der Dämmerung“) oder grandiose Techniker wie Friedrich Wilhelm Murnau („Nosferatu“). Anhand ihrer Filme und basierend auf dem gleichnamigen Buch von Siegfried Kracauer entwirft Rüdiger Suchsland in seinem Dokumentarfilm „Von Caligari zu Hitler“ ein Bild des damaligen Kinos und seiner politischen Bedeutung.

Was weiß das Kino, was wir nicht wissen? Mit dieser Frage endet der Film, wage und offen, doch dem der den Film gesehen hat, erscheint sie fast schon rhetorisch. So manches, könnte man antworten, und selbst wenn Kracauers These vielleicht etwas zu gewagt erscheint, so kann man nicht abstreiten, dass unter der Oberfläche des Kinos etwas Politisches geschlummert hat. Egal ob Eskapismus oder gesellschaftskritisches Drama, Expressionismus oder neue Sachlichkeit, die Filme im Weimarer Kino haben es geschafft die Sehnsüchte, Wünsche und Ängste der damaligen Bevölkerung bis heute zu bewahren. Filme eröffnen uns einen Einblick in ihre Welt, manchmal unübersehbar, manchmal gekonnt versteckt, doch fast immer erfährt der Betrachter etwas über die damalige Situation, sei es im Film selbst thematisiert oder auch nur durch die damalige Außenwahrnehmung bestimmt.

„Von Caligari zu Hitler“ ist sicherlich kein Film für die breite Masse, er fordert Geduld und Interesse, natürlich hauptsächlich am Medium Film, aber auch Gebiete wie Soziologie und Politik werden thematisiert. Dabei ist der Film für Experten des frühen deutschen Kinos gleichermaßen wie für Neulinge geeignet. Während ein Kenner den Vorteil hat, sich bereits selbst mit einigen der thematisierten Filme auseinandergesetzt zu haben, bekommt der unerfahrene Zuschauer eine wunderbare Übersicht über die wichtigsten Filme des Weimarer Kinos und wird noch dazu angespornt selbst in ihre Welten abzutauchen. Logischerweise schafft es die Dokumentation nicht, ihre Themen so weitreichend und tiefschürfend wie in Kracauers Schriften auszuarbeiten, das liegt im natürlichen Unterschied der beiden Medien begründet und gleichermaßen erhält der Film dadurch auch einen entscheidenden Vorteil, denn durch Filmausschnitte kann er seine Standpunkte verständlicher, eindrücklicher und vor allem anschaulicher darlegen.

Wenn kurz vor dem Abspann die bekanntesten Filmschaffenden genannt werden, die Deutschland zwischen dem Ende der 20er und dem Anfang der 30er Jahre verlassen haben, dann gibt der Film seinen Zuschauern eine weitere Fragestellung mit auf den Weg. Was wäre mit dem deutschen Kino geschehen, wenn es nicht zur nationalsozialistischen Machtübernahme gekommen wäre? Eine verhältnismäßig unbedeutende Frage, sieht man sich die tragischen Einzelschicksale und die schwerwiegenden Folgen für ganz Europa an, und dennoch muss man sich dieser Frage stellen, vor allem wenn man wie hier von deutscher Kultur und Kunst, von Filmen spricht. Murnau, Lang, Lubitsch und Wilder sind nur einige der Regisseure, die Deutschland den Rücken gekehrt haben. Die deutsche Kinokultur wurde ihren Stützpfeilern beraubt und es hat Jahre gedauert bis sie sich davon wieder erholt hat. Überhaupt wäre es wohl nicht vermessen zu behaupten, dass der deutsche Film nie wieder den gleichen Stellenwert wie damals erreicht hat.

Fazit

Obwohl es „Von Caligari zu Hitler“ nie schafft aus den erzählerischen Konventionen des Dokumentarfilms auszubrechen, ist er nichtsdestotrotz ein überaus gelungener Film. Rüdiger Suchsland nimmt seine Zuschauer mit auf eine Reise in die Weimarer Republik und sinniert anhand von ausreichend Anschauungsmaterial über die politische Bedeutung des frühen deutschen Kinos. Ausgehend von Siegfried Kracauers Gedanken schafft er es so eine inhaltlich höchst interessante Liebeserklärung an die Blütezeit des deutschen Kinos zu entwerfen.

Kritik: Dominic Hochholzer

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