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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Sechzehn Jahre, nachdem Frau und Tochter bei einer Entführung ums Leben gekommen sind, begegnet ein Immobilienmakler aus New Orleans in jener Kirche in Florenz, in der er seine Frau kennengelernt hatte, einem Mädchen, das ihr verblüffend ähnlich ist.

Kritik

Nach einigen Kurzfilmen wie Wotons Wake oder Jennifer, der Komödie Hi, Mom! (1970) mit einem blutjungen Robert De Niro in der Hauptrolle, der Hitchcock-Hommage Die Schwestern des Bösen (1973) und der grotesken Neuinterpretation des Gaston Leroux Romans Das Phantom der Oper mit dem Titel Das Phantom im Paradies, beauftrage De Palma den legendären Drehbuchautoren Paul Schrader (Taxi Driver) dazu, ihm einen Vorentwurf für ein Drehbuch zu modellieren, dessen Geschichte an Fjodor Michailowitsch Dostjewskis Der Spieler angelehnt ist. Nachdem sich die beiden Koryphäen aber gemeinsam Vertigo ansahen, wurden alle Pläne über den Haufen geworfen und zusammen ein Skript verfasst, ganz an Hitchcocks Opus magnum orientiert. Dass De Palma eine ganz besondere Beziehung zu Vertigo pflegt, sollte sich in seinem weiteren beruflichen Werdegang noch so manches Mal abzeichnen. So offensichtlich und gleichzeitig auch unmotiviert, wie er in Schwarzer Engel Hitchcocks Klassiker rekonstruiert, sollte De Palmas Ägide allerdings nicht mehr ausfallen.

Unterstützt vom Breitbildformat saugt sich Vilmos Zsigmonds Kamera an den architektonischen Sehenswürdigkeiten von New Orleans und Florenz fest: Die städtischen Abbilder fungieren als emotioneller Ausdruck des Seelenzustandes seiner Protagonisten. Symbolträchtige Nebelwaben umschlingen dabei nicht nur die anmutigen Gebäude, auch die Charaktere drohen sich oftmals in ihnen zu verlieren. Was visuell mit unzähligen Reizbildern ausgestattet ist – allgemein lebt De Palma seine formale Brillanz hier vollends aus-, zeigt in seinem sinnbildhaften Charakter auf dieser Ebene bereits früh Abnutzungserscheinungen und steht gar konträr zur Auffassung seines filmischen Vorbildes: Was sich bei Hitchcock subtil im Verborgenen entfalten durfte, folgt bei De Palma einer plakativen Attitüde, in der De Palma dem Hang erliegt, wirklich alles ausbuchstabieren zu müssen. Schwarzer Engel bemüht sich darum, eine Atmosphäre zu erschaffen, die einem anhaltenden Traumzustand ähnelt, einer verschwommenen Irrationalität, nicht umsonst wird Schwarzer Engel zu Anfang einer beabsichtigten Überbeleuchtung unterzogen, um das Szenario auch penetrant ins Unscharfe zu drängen – Milchig bleiben die penibel kalibrierten Fotografien aber über die gesamte Laufzeit.

Optisch entspricht Schwarzer Engel daher auch eher Alfred Hitchcocks Oscarerfolg Rebecca, in dem Laurence Olivier nach dem Tode seiner Frau von ihrer Präsenz eingenommen wird. Eine Referenz, die De Palma in Schwarzer Engel auch inhaltlich behandelt, nur verwebt er sie in ein Familiendrama um Vater Michael (Cliff Robertson, der Onkel Ben aus Sam Raimis Spider-Man-Filmen) und seiner Tochter Sandra (Genevieve Bujold), welches sich ganz an den Eckpfeilern von Vertigo abhandelt. Anstatt also nur mit einem nekrophilen Subtext, wie Hitchcock, aufzuwarten, presst das Drehbuch noch eine inzestuöse Note in das Geschehen, die Michael zwar nur im Traum (wo auch sonst?) ausleben darf, dennoch einen faden Beigeschmack in ihrer expliziten Konstellation auf der Zunge hinterlassen. Die Obsessionen, die morbide Besessenheit, der, wie schon James Stewart, Cliff Robertson hier unterliegt, werden auf einem weichen, einem durchaus mit erkennbarer Sensibilität geschilderten Gefühlsfundament entfaltet und kulminieren zwischen kindlichen Traumata und der Suche nach Läuterung von alten Sünden. Mit wirklich treffsicherer Symbolik wartet da auch nur die Szene auf, in der Sandra ein Wandfresko restauriert und die untere Schicht, wie die Vergangenheit, nach Meinung Michaels überarbeiten soll.

Psychologisch aber fehlt Schwarzer Engel die Inspiration und kreiselt sich wortwörtlich gegen Ende in ein pathetisches Finale, um den Eindruck zu verstärken, dass sich De Palma und Schrader hier einzig mit exponierter Seriosität brüsten, denn wirklich ein tiefgehendes Seelendrama präsentieren zu wollen. Wo sich De Palma später, beispielsweise mit Dressed to Kill, Blow Out oder Der Tod kommt zweimal, noch einige Male auf die Wechselwirkung zwischen Realität und Fiktion berufen wird, auf die menschliche Doppelung und die Suche nach Erlösung, seinen Filmen aber immer eine klare Luzidität im Umgang mit ihrer Ambivalenz lässt, ist Schwarzer Engel immer genau das, was er auch gerade zeigt, ohne doppelten Boden, ohne schelmisches Augenzwinkern, nur kitschig und – was gerade in Anbetracht der Intention paradox scheint – seltsam klar. Bernard Herrmanns Score, bewusst melodramatisch übersättigt, drückt Schwarzer Engel letztlich noch seinen Stempel auf. Das kannst du besser, Brian.

Fazit

"Schwarzer Engel" gehört zu den schwächeren Werken aus der Frühphäse des Brian De Palmas: Palakativer hat sich der Virtuose nie an das Topoi seines großen Vorbildes, Alfred Hitchcock, gewagt. Da hilft letztlich auch die inszenatorische Klasse nichts mehr, wenn das Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion immer dem Krampf unterliegt, gnadenlos ausbuchstabiert zu werden.

Kritik: Pascal Reis

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