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Schon mehrfach hat Marnie unter falschem Namen als Sekretärin angeheuert, nur um dann in einem günstigen Moment mit dem Inhalt des Firmensafes unterzutauchen. Ihr neuer Arbeitgeber Mark Rutland kommt ihr auf die Schliche, lässt sie aber vorerst nicht auffliegen. Stattdessen zwingt er die junge Frau mehr oder weniger in ein Eheverhältnis und versucht gleichzeitig, einem offenbar für ihr Verhalten verantwortlichen Trauma auf den Grund zu gehen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Marnie kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt heraus. Nicht zeitlich, sondern chronologisch betrachtet. Wobei es einfach jeder Film schwer gehabt hätte, denn Alfred Hitchcock befand sich zwischen 1958 und 1963 auf dem Höhepunkt seiner bis dahin schon eindrucksvollen Karriere. In dieser speziellen Zeitspanne reihte er mit Vertigo – Aus dem Reich der Toten, Der unsichtbare Dritte, Psycho und Die Vögel ein Meisterwerk an das nächste. Irgendwann musste die Serie reißen, außer der Meister würde abtreten, als es am schönsten war. Das tat er natürlich nicht und grundsätzlich ist es – gerade mit Blick auf sein bisheriges Schaffen – absolut verständlich, was ihn an dem Stoff persönlich gereizt hat. Er enthält viele Elemente aus seiner bisherigen Vita. Neben allein drei der vier vorangegangenen, bereits erwähnten Arbeiten zwingt sich auch der Kreuz-und-Quer-Vergleich mit Rebecca, Verdacht, Ich kämpfe um dich oder Berüchtigt auf – also wichtigen Eckpfeilern seiner ersten, konstant starken Periode nach der Immigration in die USA.

Marnie (nach Die Vögel in ihrer zweiten und letzten Zusammenarbeit mit Hitch: Seine kurzfristige Grace Kelly-Ersatzhoffnung Tippi Hedren) scheint eine notorische Lügnerin, Betrügerin und Diebin zu sein. Tingelt unter falschen Namen von Firma zu Firma, sondiert die Lage und sobald sich die erstbeste Gelegenheit bietet, ist sie mit einem größeren Geldbetrag auf Nimmerwiedersehen verschwunden. An Details ihrer reizenden Optik, daran können sich die geprellten Brötchengeber hinterher nur zu gut erinnern, an vorgelegte Referenzen eher nicht. Einer erinnert sich jedoch: Mark Rutland (Sean Connery, Der Name der Rose). Zuletzt raubte die Schönheit einen seiner Geschäftspartner aus, nun stellt sie sich nichtsahnend bei seinem Familienbetrieb vor. Obwohl er den Braten wittert, sorgt er sogar aktiv dafür, dass sie die Stelle bekommt. Warum? Aus Neugier? In der Hoffnung, in eine Machtposition gegenüber ihr zu kommen, um sie beim Unvermeidlichen in die Enge treiben zu können? So genau weiß er das wohl selber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wobei Letzteres am Ende zutreffen soll.

Schon früh deutet Hitchcock nicht nur an, worauf seine Geschichte schlussendlich herauslaufen soll, es wird damit förmlich auf den Zuschauer eingeprügelt. Obgleich Marnie ihre weiblichen Reize zunutze kommen bei ihrer Masche, sie legt es nicht gezielt darauf an. Nicht Habgier oder Selbstsucht motiviert sie, beinah mitleiderregend schafft sie praktisch an, um sich so die Liebe und Zuneigung ihrer Mutter Bernice (Louise Latham, Die fünf Vogelfreien) zu erkaufen. Das erbeutete Geld wird in Geschenke und deren finanzielle Unterstützung investiert. Das mündet gar in einer skurril anmutenden Konkurrenzsituation mit einem kleinen Nachbarsmädchen, das von Bernice tagsüber liebevoll gehätschelt und getätschelt wird. Genau das, was Marnie immer vermisste und selbst jetzt, trotz all dieser kostbaren Gaben, immer noch nicht erfährt. Ein handfester, tiefverwurzelter Mutter-Komplex. Bei Die Vögel bereits als lodernder Konflikt zwischen Tippi Hedren und Jessica Tandy (Grüne Tomaten) als drohendes Schwiegermonster angedeutet, vorher bei Psycho erlebte man die extremen Auswirkungen auf schockierende und überraschenden Art und Weise. Etwas muss in jungen Jahren passiert sein. Woran sich die Protagonistin nicht bewusst erinnern kann, nur ihre panische Angst vor Gewitter und eine assoziative Furcht vor der Signalfarbe Rot lassen sich kaum übersehen.

Subtilität, das ist offenbar nicht das Anliegen von Hitchcock. Schon in seinen anderen, psychologisch ähnlich gelagerten Arbeiten ging es ihm weniger um Realismus, vielmehr um die Auswirkungen auf Plot und Figuren. Hitch war ein Genre-Regisseur. Genau so hat er sich immer betrachtet, nichts anderes wollte er jemals sein. Tiefenpsychologisches war bei ihm immer nur Mittel zum Zweck, ihm ging es nie um eine fundierte, detaillierte Analyse. Das ist bei Marnie nicht anders und soll dem Film gar nicht negativ vorgeworfen werden. Sein berühmter Suspense, er bleibt leider lange Zeit auf der Strecke, da sich viel zu sehr auf das Hinarbeiten auf eine mittelprächtige Pointe konzentriert wird, anstatt die Geschichte im Hauptteil wirklich spannend oder aufregend zu gestalten. Alles dreht sich nur um das Warum und das Wie – sonst eine ganz große Stärke des Regisseurs – versteht sich nicht recht zu entfalten. Unlängst verfügte Hitch über eine ganz selbstverständliche Eleganz, so das auch Marnie zwar handwerklich wunderbar gemacht ist und auch die ein oder andere Suspense-Sequenz treffend drapiert (die Putzfrauen-Situation), aber gerade die unabdingbare Chemie von Tippi Hedren und Sean Connery ist gelinde gesagt katastrophal.

War Hedren in Die Vögel noch eine Art Final Girl, stößt sie hier bei einer (auf dem Papier) komplexeren Figur mehrfach an ihre darstellerischen Grenzen. Ihre Karriere nach Hitchcock kann auch kaum mehr als ausreichend bezeichnet werden, das hat schon seine Gründe. Sean Connery hingegen verfügt über das notwendige Talent und das Leinwand-Charisma, nur ist seine Rolle sehr befremdlich angelegt. Als Hobby-Psychologe, der zunächst alles versucht mit einem Cognac zu lösen, eine Frau „zu ihrem Besten“ sich zu eigen macht und in ihrem Leben rumfuhrwerkt als wäre das einfach nur ein Abenteuer und gelungene Abwechslung zu seinem sonstigen Playboy-Alltag. Das vermittelte Frauenbild ist äußerst grenzwertig, nicht nur seiner Zeit geschuldet, wobei man Marnie durchaus anrechnen sollte, das er auch positiv aus dem Rahmen fällt. Das Ende ist trotz seiner plakativen Darstellung ziemlich mutig für einen US-Studio-Film seines Jahrgangs. Da wurden solch sexuelle motivierte Themen eher ungern auf das Publikum losgelassen.

Fazit

Die berühmte Hitchcock-Romantik, sie wird sträflich vermisst. Technisch natürlich einwandfrei und mit ein paar interessanten Ansätzen, Momentaufnahmen und einem durchaus provokanten Finale versehen, erweist sich „Marnie“ eher als hübsches, aber unglücklich vorgetragenes Spätwerk eines Genies, das damit offiziell seine besten Jahre hinter sich hatte. Während etliche Hitchcocks ihren Stellenwert über die Jahrzehnte bewahrten, viele sogar erst rückwirkend in ihrer ganzen Klasse wahrgenommen wurden, bestätigt „Marnie“ seinen damals mittelprächtigen Ruf auch mehr als 65 Jahre später noch. Einige wollen auch hier ein verkanntes Meisterwerk gesehen haben. Dafür dürfen sie ernsthaft beneidet werden. Es ist kein schlechter Film – das konnte Hitchcock gar nicht -, aber in seiner Vita leider nur ein Kandidat für die hinteren Plätze.

Kritik: Jacko Kunze

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