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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Gangster Wo aus Hongkong ist mit Kind und Kegel nach Macao ausgewandert, teils um den neuen Machthabern zu entgehen, teils weil ihm daheim der Triadenboss Fay nach dem Leben trachtet. Als Fay erfährt, dass Wo in Macao sitzt, schickt er ihm die Killer Blaze und Fat hinterher. Blaze war früher ein guter Freund von Wo, weshalb sich seine Begeisterung für den Auftrag in Grenzen hält. Lieber würden er und seine Kumpels jene Tonne Gold abgreifen, die korrupte Politiker gerade nach Macao schaffen.

Kritik

Das Eastern und Western eigentlich nur die gegenteilige Seite der selben Münze sind klingt allein in ihrer Begrifflichkeit logisch, dennoch scheint es immer wieder beinah exotisch, wenn mit diesem Umstand sehr gezielt umgegangen wird. Filme wie Die glorreichen Sieben oder Für eine Handvoll Dollar sind schließlich auch nur Remakes von Die sieben Samurai und Yojimbo, der Leibwächter. Damals bediente man sich im Westen noch gerne (aber ohne dies an die große Glocke zu hängen) an den Ideen aus Asien, heute wird öfter der umgekehrte Weg gegangen. Sehr offensiv kokettierte der 2006 unlängst als feste, noch nicht auf Nimmerwiedersehen abgewanderte Größe des Hong Kong-Actionkinos etablierte Johnnie To (Election) bei Exiled mit den Bezügen zum Kino des Westens, wobei damit nicht exklusiv das der USA gemeint ist. Western wurde dort geboren, aber nicht ausschließlich erschaffen.

Der Anfang von Exiled erinnert stark an den von Sergio Leone’s Meisterwerk Spiel mir das Lied vom Tod. Warten. Warten auf das Eintreffen des Zielobjekts. Nur, dass diesmal sogar zwei gespaltene Lager existieren. Zwei von vier wollen/müssen ihn umlegen, die anderen Beiden möchten dies lieber verhindern. Man kennt und respektiert sich von klein auf, was die Situation theoretisch etwas entspannter, praktisch aber umso komplizierter gestaltet. Normalerweise würde jetzt schon scharf geschossen werden, nun wartet man gemeinsam. Um im Anschluss unweigerlich aufeinander das Feuer zu eröffnen. So kommt es auch. Ein disziplinierter, ehrenhafter Mexican Standoff, was es nicht unbedingt sinnvoller macht. Gott sei Dank landet niemand einen entscheidenden Treffer und so kommt man doch noch mal zusammen. Waffenstillstand, so lange sie unter sich sind. Mündend in einer Art unwirklichen Pyjama-Party mit den eigenen Scharfrichtern. Die kurzzeitige Harmonie ist ein Trugschluss, da das Todesurteil vollstreckt werden muss. Die Alternativlosigkeit, die liegt bei Exiled zunächst wie eine tonnenschwerer Ballast auf dem Geschehen, wird aber irgendwann zur moralischen Instanz, die den Plot von da an konsequent vorantreibt und stets nachvollziehbar gestaltet.

Was als ein letzter Freundschaftsdienst beginnt, entwickelt sich zur Gewissensfrage. Viel gibt Exiled nicht über sein Quintett preis. Nicht mehr, als erforderlich. Die einzelnen Figuren bleiben als Charaktere beschränkt, ihre Dynamik untereinander ist das Entscheidende. Denn die ist von Anfang an vital, pulsierend, stetig in Bewegung und ungemein aufregend. Exiled ist kein reines John Woo- und Heroic Bloodshed-Reminisenz-Vehikel, obwohl die Vergleiche selbstverständlich vorhanden sind. Johnnie To reduziert seinen Film nicht auf die radikalen Shootouts, die dennoch glasklar Highlight- und Showdown-Value besitzen. Anstatt ein reines Actionfeuerwerk zu sein funktioniert überraschend vieles hier tatsächlich über seine zwischenmenschliche Ebene. Bei der anfangs vielleicht unorthodox wirkende Handlungen sich als total sinnvoll und glaubwürdig herausstellen, da die Situation einfach unberechenbar ist. Niemand hat hier einen Plan, alles geschieht aus dem Bauch und der spontanen Entwicklung geschuldet heraus. Unter dem Aspekt ist das Script sogar verblüffend schlüssig.

Aus Zugeständnissen wird Verantwortung. Der gering behandelte Backround der Figuren ist kein Problem, da sich Exiled offenbar bewusst nicht mit unnötigen Nebenschauplätzen beschäftigt. Alles, was wir über die Gruppe wissen, ist völlig ausreichend. Um das, was in der Folge geschieht, entsprechend aufzunehmen. Verpackt als durchgehend angespanntes, sich konsequent steigerndes und handwerklich schier famoses Hong Kong-Actiondrama im Westerngewand, inklusive Goldrausch und Mundharmonika-Begleitung zum finalen Showdown. Ästhetisch überragend liefert Johnnie To eine wuchtige, sogar in jedem Prozess uneingeschränkt empathische wie logische Gewalt-Tragödie ab, die sich munter bei den ganz großen Meistern des Western-, Action- und Gangsterkinos bedient. Speziell Sam Peckinpah ist bei diesem fatalistischen Kraftakt immer allgegenwärtig.

Fazit

Eine stilistisch durchdachte Hommage, technisch perfekt und trotz seiner schlicht anmutenden Grundausrichtung mit viel mehr inhaltlicher Substanz als zu vermuten wäre: „Exiled“ ist eine ganz wunderbarer Perle, die nie mehr erzählt, als sie muss. Aber das Notwendige dafür so gut, emotional und krachend, das es ein wahres Fest ist. Ein Herz- und Bauchfilm.

Kritik: Jacko Kunze

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