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Moviebreak interviewt Moviebreak: Bristleback

Stu

Von Stu in Moviebreak interviewt Moviebreak: Bristleback

Moviebreak interviewt Moviebreak: Bristleback

Es ist mal wieder Zeit einem Autoren von Moviebreak auf den Zahn zu fühlen. Wir haben den Köder ausgeworfen und unser geliebter Bristleback ist uns in die Falle gegangen. Natürlich kam er dort ohne größere Blessuren wieder raus, aber erst nachdem er unsere Fragen beantwortet hat.  Wir wünschen euch viel Vergnügen beim lesen und vielleicht lernt ihr ja etwas über Drehbücher, Prokrastination und Cowboy Bebop.

Steckbrief

Name: Kadir Güngör (Bristleback)

Herkunft: Stuttgart

Lieblingsfilm: Hängt von unzähligen Faktoren ab. Momentan: Herr der Ringe, Akira, Frances Ha, Die Sieben Samurai, Prinzessin Mononoke, Zwei Glorreiche Halunken

Erster Beitrag bei MB: Kritik zu The Tree of Life

Letzter Beitrag bei MB: Kritik zu My Hero Acdemia Vol. 1

Wunschvideo: My Dead Dad’s Porno Tapes von The New York Times

Wie bist du zu Moviebreak gekommen?

Naja, also ich war ja schon mit Thomas (gemeint ist OnealRedux, Anm. d. Red.) Teil von Film-Panorama, bevor es Moviebreak überhaupt gab. Als es diese komische Fusion mit dieser anderen, minderen Filmseite gab, bin ich einfach mit rüber gewechselt.

Wie war es denn, als Film-Panorama geschlossen wurde?

Film-Panorama (und auch MB jetzt noch) war ja nie mehr als ein Hobby, das ich gerne gemacht habe. Ich weiß gar nicht mehr, ob es schon klar war, dass die Fusion stattfinden wird, als FPs Schließung bekannt gegeben wurde. Ich glaube aber nicht, dass es mich sonderlich getroffen hat oder so. Wie gesagt, war nur'n Hobby für mich und wenn ich nach FP weiterhin hätte schreiben wollen, hätte ich bestimmt eine neue Plattform gefunden, wo ich meinen Hirnmüll abladen kann. Bin aber froh, dass es geklappt hat. Thomas macht das ja schon sehr lange und sehr gut und die Community, die auf MB entstanden ist, ist auch ganz knorke.

Deine Kritiken lassen erkennen, dass du dich durchaus mit der Materie Film auskennst. Bist du wirklich in diesem Bereich tätig, oder habe ich da nur zu viel in deine Texte hinein interpretiert?

Tatsächlich war Film-Panorama mein Einstieg ins Filmmedium. Meine letzten Jahre auf dem Gymnasium waren nicht sonderlich rosig und da waren Filme ein toller Zufluchtsort. Letztendlich brach ich die Schule ab und hatte plötzlich viel Zeit zur Verfügung, die ich in Filme und Serien investierte. Nach der Schule war ich ziemlich stur und wollte ums Verrecken keinen Beruf erlernen, den ich nicht machen wollte, weil ich meine eigene Faulheit kennend die Angst hatte, dass ich es nicht wieder raus schaffen würde, wenn die Arbeit, die mir nicht gefällt, erst mal zur Gewohnheit wird. Habe versucht es in Filmredaktionen zu schaffen, bis auf eine handvoll Praktika wurde daraus aber auch nichts. Da hat mein Abiturabbruch mir mächtig in den Arsch gekniffen. Zuletzt habe ich mich bei der Filmakademie in Ludwigsburg beworben. Habe den Kaugummi an die Decke geworfen und gehofft, dass er klebt. Hat er. Bin jetzt im 2. Jahr meines Drehbuchstudiums. Also ja, Filmmensch in Ausbildung quasi. Gerade im Rahmen meines Studiums habe ich mich der Filmtheorie und -geschichte gewidmet, was mal viel, mal weniger Spaß machen kann.

"Die Musik ist, glaube ich, die reinste aller Kunstformen [...]"

Waren Filme (und Serien) für dich in dieser nicht rosigen Zeit eine Art Rückzugsort, oder doch mehr eine Betäubung, um der Fratze der Wirklichkeit nicht in die Augen blicken zu müssen?

Sowohl, als auch. Anfangs war es definitiv ein Rückzugsort, aber nach meinem Schulabbruch habe ich es immer öfter als Betäubung missbraucht glaube ich. Macht keinen Spaß, wenn alle deine Freunde wegziehen und ihr Leben beginnen und du noch zuhause nichts tuend rumhockst.

Als angehender Drehbuchautor: Gibt es deiner Meinung nach Filme, die trotz eines guten Scripts nicht überzeugen?

Was ich bisher gelernt habe, ist die Wichtigkeit des Drehbuchs. Alles drum herum kann mega geil oder super scheiße sein. Das wird sich bestimmt auch auf die Qualität des Films auswirken und ein gutes Drehbuch ist halt auch nur bedingt von Wert, wenn der Regisseur keine Ahnung hat, wie er/sie es präsentieren soll. Aber unterm Strich kommt es fast immer darauf zurück, dass ein gutes Drehbuch mittelmäßige Sets, Kostüme, Kamera, Lichter, etc. retten kann. Ein schlechtes Drehbuch bleibt aber ein schlechtes Drehbuch. Siehe Staffel 7 von Game of Thrones. Man kann noch die geilsten Production Values haben, letztendlich wird alles verpuffen, wenn die Charaktere nicht stehen und man als Zuschauer nicht an Bord ist.

Wie findest du als Autor eigentlich eine Handlung? Lässt du dich inspirieren, ist es Zufall oder vielleicht doch mehr eine Bastelei aus verschiedenen Versatzstücken anderer Geschichten?

... keine Ahnung. Ein Mix aus dem, was du genannt hast? Man muss unterscheiden zwischen "Story" und "Handlung"/"Plot". Story ist der Werdegang der Charaktere; wie verändern sie sich im Laufe der Geschichte. Der Plot sind die einzelnen Ereignisse, durch die die Veränderungen einhergehen. Zerstörung des Death Stars: Plot. Zerstörung des Rings: Plot. Ich habe gemerkt, dass ich mit Story weniger Probleme habe; wenn es um den Plot geht, komme ich mir vor, wie in Cast Away, wie er sich die eigenen Zähne ziehen muss. Folter. Die Inspiration kommt aus allen möglichen Ecken; war überrascht zu merken, dass meine Inspirationen öfter aus der Musik kommen, als aus Filmen. Hängt auch davon ab, was für eine Geschichte es ist. Wenn sie persönlicher ist, kommen die Inspirationen auch häufiger aus meinem eigenen Leben.

Inspiration aus der Musik? Hast du da ein konkretes Beispiel für uns?

Die Musik ist, glaube ich, die reinste aller Kunstformen. Auf den niedrigsten Nenner runter gebrochen ist Musik nicht mehr als eine Geräuschsequenz, die jeder produzieren kann. Einen Film kann man nicht machen, wenn man keine Kamera hat. Gerade in Kombination mit Poesie in Form von Lyrics kommt die Musik mir manchmal vor wie ein Rubiks Cube. Die Geschichten, die man in einem drei-minütigen Song erzählen kann sind oftmals so kompakt und vielschichtig, gleichzeitig aber auch so simpel. Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, ich bin kein Musikwissenschaftler. Don't quote me. Manchmal ziehe ich Inspirationen aus einer winzigen Zeile. In dem Song Mineshaft II von der US-Rapperin Dessa gibt es diese Zeile: "A flat-chested, gap-toothed girl was the best that I've been so far" Es wird kaum was gesagt und dieser Satz hat mir aber so ein vibrantes und lebhaftes Bild eines Charakters gegeben, dass ich eine ganze Geschichte um sie gebaut habe: Ein Mädchen an der Schwelle zur Pubertät, das eine riesige Zahnlücke hat, die sich aber als ihre Superkraft entpuppt. Call It Off von Tegan and Sara ist ein Song, der mich enorm inspiriert, immer und immer wieder. Weiß auch nicht, ehrlich gesagt. Es passiert einfach. Ich sage nicht, dass Filme nicht ebenso Inspiration sein können, Filme an sich, schon im Konzept, sind aber so "komplizierter", haben mehr Ebenen, sind audiovisuell, statt ausschließlich auditiv, dass es schwieriger sein kann, die Dinge "einfach" und "rein" zu halten.

"Unsicherheit und Selbstgeißelung schwingt immer mit [...]"

Wir kennen Autoren mit Schreibblockaden aus tausenden von Filmen, jetzt wo wir hier einen echten haben, wäre es sehr interessant zu erfahren, wie sich eine Schreibblockade wirklich anfühlt und vor allem, was dagegen hilft?

Eine Schreibblockade ist glaube ich gar nicht so schlimm. Man macht eine Pause. Macht Sport. Geht aus. Einfach weg vom Stoff. Den Reset-Knopf im Kopf drücken. Oder man arbeitet an einem anderen Stoff für eine Weile und kommt später zurück. Für gewöhnlich hilft das. Meine Blockaden stammen eher aus meinem Hang zur Prokrastination.

Das Problem der Prokrastination, also des Aufschiebens, ist auch mein persönlicher Begleiter. Was glaubst du ist die Ursache davon?

Angst nicht gut genug zu sein, oder das, was man machen möchte, nicht zu schaffen. Anstatt zu versagen, steckt man lieber den Kopf in den Sand. Bei mir zumindest.

Juhu, ein Gleichgesinnter. Gibt es denn Projekte, an denen du gearbeitet hast, auf die du letztlich wirklich stolz bist, oder schwingt immer auch etwas Unsicherheit und Selbstgeißelung mit?

Unsicherheit und Selbstgeißelung schwingt immer mit. Manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger. Wenn ich in einer Gruppe arbeite, versuche ich oft meine Unsicherheiten zu verbergen, weil es kein gutes Arbeitsklima schafft und die Kooperation schädigt, wenn man ständig auf die Fehler hinweist, aber es gibt bestimmt einen Weg, das konstruktiv zu machen, ohne den anderen gleich die Lust und den Mut zu rauben. Ebenso gebe ich mich zu schnell mit Mittelmaß zufrieden. Da hatte ich das Glück mit Projektpartnern zu arbeiten, die perfektionistischer drauf waren, als ich und wir uns gut ergänzt haben. Aber da habe ich noch Lernbedarf. Aber ja, stolz bin ich tatsächlich auf alle meine bisherigen Projekte, die ich bisher in meinem Studium gemacht habe (einen Kurzfilm, einen Animationsfilm und diverse Drehbuchexposes/-treatments). Gibt immer was zu bemängeln, aber wenn ich einen Fortschritt zu meinem letzten Versuch sehe, bin ich eigentlich immer mehr als zufrieden.

Zurück zu deiner Tätigkeit bei Moviebreak: Glaubst du, dass du eine andere Sicht auf Filme hast, weil du selbst die Mechaniken und Regularien des Drehbuchschreibens kennst?

Ja. Generell bin ich jetzt viel vorsichtiger dem Drehbuchautor eines Films gleich die Schuld für eine mittelmäßige Story zuzuschieben, einfach nur, weil ich ein besseres Verständnis dafür habe, wie Drehbücher und Filme produziert werden. Da hat der Drehbuchautor beim Schreiben wenig und beim Dreh echt gar nichts zu sagen (es sei denn, er/sie ist auch als Regisseur und/oder Produzent tätig).

Hast du eigentlich Vorbilder im Autorenbereich?

Klar. Greta Gerwig ist womöglich gerade so mein größtes Vorbild einfach nur, weil sie es schafft eine intime Menschlichkeit in ihren Stoff zu packen, wie sonst niemand. Richard Linklater finde ich toll. Charlie Kaufman, weil er keine Angst hat verrückt und abgefahren zu sein. Christopher McQuarrie, Shane Black, Sofia Coppola, Martin McDonagh, Edgar Wright, Diablo Cody. Ansonsten die Autoren, die man halt in jeder Top10 sieht Tarantino, PTA, Coens, etc, etc.

Mich verwundert es etwas, dass du keine asiatischen Filmemacher genannt hast. Wenn ich mich recht erinnere, bist du doch durchaus ein Freund des asiatischen Films, oder?

Da muss ich gestehen, dass mein Enthusiasmus fürs asiatische Kino mein Wissen übersteigt. Bis auf Kurosawa, , , , etc. hätte ich Schwierigkeiten da mehr zu sagen. Vielleicht auch weil ein großer Teil meines Asia-Kino-Fanseins sich auf Animation fokussiert, wo man ja nicht immer Drehbücher schreibt und viel lieber mit Storyboards arbeitet. Ansonsten hätte ich da auch ein Dutzend Namen nennen können.

"[...] ich könnte jetzt versuchen es hier zu erklären, viel besser ist es aber, es einfach anzugucken [...]"

Woher kommt deine Faszination für Animes, gab es vielleicht ein prägendes Erlebnis?

Da könnte ich jetzt natürlich ausholen. Die kurze Version ist natürlich, dass ich mit Animes aufgewachsen bin. RTL2. Jeden Tag nach der Schule. Ich hatte noch vorher eine VHS-Kassette von Street Fighter 2: The Animated Movie (immer noch toll, btw), die ich gerne geguckt habe, als eines Tages mittendrin der Film aufgehört hat und ein anderer Film anfing. Mein Cousin hatte den Film mit Akira überspielt, den ich dann als 7 oder 8-jähriger sehen durfte. Wer Akira gesehen hat, weiß, dass es kein Film ist, den man in dem Alter sehen sollte. Mit 15 oder 16 verlor ich irgendwann das Interesse, ehe ich Jahre später erst mit Attack on Titan wieder eingestiegen bin. Cowboy Bebop war so der Moment, wo es bei mir Klick gemacht hat. Dass Animes wirklich etwas besonderes sein können und dass die Animationskultur in Japan der westlichen um Jahrzehnte voraus ist.

Ich persönlich bin kein Fan von Animes und Mangas, aber das hat dich nicht davon angehalten mir Cowboy Bebop schmackthaft zu machen. Ich biete dir jetzt hier die Bühne um allen da draußen zu erklären, warum man diese Serie, laut deiner Meinung, unbedingt sehen sollte.

Ist sogar ganz passend. Vor wenigen Tagen wurde Cowboy Bebop nämlich 20 Jahre alt. Wer also wissen möchte, warum diese Serie ein so wichtiger Meilenstein ist: Auf VICE oder Vulture gibt es gute Artikel, die der Serie eine Retrospektive widmen. Wer es mega genau wissen möchte, kann auch meine Kritik auf Moviebreak lesen, an der ich einen Monat geschrieben habe . Das ganze mit Cowboy Bebop ist schon irgendwie seltsam, denn dafür wie stilbildend und wegweisend es war, hat es kaum Nachkömmlinge gegeben, die in die Fußstapfen dieser Serie getreten sind, was daran liegen mag, dass Cowboy Bebop die einzige Serie ist (die ich kenne), die ihre ganze Storystruktur als narratives Element in der Besprechung ihrer Hauptthematik benutzt: Wie überwindet man Trauma? Dementsprechend wird man nicht fündig, wenn man eine traditionelle Drei-Akt-Struktur erwartet. Cowboy Bebop hat natürlich seinen einzigartigen Stil und jongliert mit allen möglichen Genres und das ist auch alles ganz cool und so und die Musik ist sicherlich auch nicht von schlechten Eltern (sie ist sogar ziemlich genial), was Cowboy Bebop aber wirklich von anderen Serien hervorhebt sind die Charaktere. Und ich könnte jetzt versuchen es hier zu erklären, viel besser ist es aber, es einfach an zugucken. Ist so ne Serie, die lange Spaß macht und man gerne zuguckt, man aber nicht wirklich versteht, warum sie denn jetzt so genial sein soll. Worte, wie "überbewertet" fallen gerne. Und dann kommt das Ende. Das Ende von Cowboy Bebop ist das beste Ende der Seriengeschichte (meiner Meinung nach) und das einzig mögliche Ende. Diese Geschichte hätte anders nicht enden können. Auch ist es ein Ende, das sich an den Zuschauer heranschleicht. Nicht unbedingt in dem Sinne, dass man es nicht kommen sieht, sondern in dem Sinne, dass man von seiner eigenen emotionalen Reaktion überrascht ist. Man merkt gar nicht, wie sehr man diese Charaktere im Laufe der Geschichte ins Herz schließt. Und je älter man wird, umso besser wird's, weil es um Themen geht, die man besser versteht, je älter man wird. Cowboy Bebop ist einzigartig. So.

Danke für deine Ausführung im Namen der Bebop-Fans. Letzte Frage: Wenn du etwas bei Moviebreak verändern könntest, was wäre das und warum?

Hmm. Ich mag MB eigentlich so wie es ist. Vielleicht würde ich das 10/10-Wertungssystem entfernen. War nie ein Fan von Wertungssystemen, ich verstehe aber wieso man eines hat (weil es alle haben?). Wenn's also schon sein muss, dann würde ich die Punkte so niedrig wie möglich halten. 5/5 fände ich schon besser. Ansonsten bin ich doch ganz zufrieden.

Danke für das Interview.

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