Nach einer Woche ohne Box-Office-Report melden wir uns zurück mit den neuesten Zahlen aus den nordamerikanischen Kinos. Wenig überraschend spielt Das Kanu des Manitu dort keine nennenswerte Rolle. Erwähnenswert ist jedoch, dass das Sequel in Deutschland mühelos an die Spitze der Charts klettert und auf dem besten Weg zu einem hervorragenden Start ist. Nun richten wir unseren Blick wieder nach Nordamerika.
Warner bleibt mit Genre-Kino erfolgreich
Auch in seiner zweiten Woche thront Weapons von New Line Cinema an der Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Mit 25 Millionen US-Dollar am zweiten Wochenende konnte der Horrorthriller seine Führung souverän behaupten und steuert nun auf ein Gesamteinspiel von 89 Millionen Dollar nach zehn Tagen zu. Der Rückgang um 43 % gegenüber der Vorwoche liegt zwar deutlich über dem Durchschnitt für Blockbuster, doch innerhalb des Horrorgenres ist ein solcher Verlauf eher die Regel als die Ausnahme.
Bemerkenswert ist, dass der Film sogar sein Kinonetz ausweiten konnte: Mit 3.450 Standorten – 248 mehr als in der Startwoche – gelang es, die Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Das spricht dafür, dass die Nachfrage zumindest in ländlichen Gegenden oder kleineren Märkten noch vorhanden ist. Damit nähert sich Weapons bereits der psychologisch wichtigen 100-Millionen-Marke, die er aller Voraussicht nach schon in wenigen Tagen überschreiten wird.
Für New Line ist das Ergebnis ein erfreuliches Signal, denn mit Produktionskosten von rund 40 Millionen Dollar dürfte der Film schon jetzt profitabel sein. Selbst unter Einbeziehung der Marketingausgaben gilt Weapons mittlerweile als klarer Gewinner – und das in einem Jahr, in dem Genretitel es nicht immer leicht hatten, über die Startwoche hinaus Publikum zu halten. Da hatte Warner (zu denen New Line gehört) dieses Jahr bereits mit Blood & Sinners auftrumpfen können und tut es nun erneut mit Zach Creggers zweiten Horrorfilm.
Darüber hinaus zeigt sich, dass Horror im US-Markt weiterhin ein Garant für starke Kinobesuche ist, solange das Marketing die richtige Tonalität trifft. Weapons punktet vor allem im virlane Marketing und bei Social Media. Egal ob bei Insta oder TikTok der Film zerrissen oder gelobt wird, er ist ein Thema, was sich umsatztechnisch bislang auszahlt.
Body Swap auf Platz zwei
Deutlich schwieriger gestaltet sich die zweite Woche für Disneys Familienkomödie Freakier Friday. Nach einem verheißungsvollen Start verlor der Film nun 51 % seiner Einnahmen und brachte es am Wochenende auf 14 Millionen US-Dollar. Das Gesamtergebnis liegt damit bei 54,2 Millionen US-DOllar nach zehn Tagen – eine Summe, die zwar nicht katastrophal ist, jedoch weit unter den anfänglichen Erwartungen zurückbleibt.
Mit 3.975 Kinos läuft der Film zwar nach wie vor auf breiter Fläche, doch das Publikum scheint bereits weitergezogen zu sein. Besonders in den großen Städten, wo der Film zum Start noch für volle Säle gesorgt hatte, brach die Nachfrage deutlich ein. Es zeichnet sich ab, dass Freakier Friday den Status eines kurzlebigen Spaßes nicht wird abschütteln können
Hinzu kommt, dass das Remake trotz der bekannten Marke und einer auf Nostalgie setzenden Werbekampagne nicht dieselbe generationsübergreifende Begeisterung auslösen konnte, die Disney offenbar erhofft hatte. Zwar funktioniert der Film als leichte Familienunterhaltung, doch das Wiederholungsgeschäft – entscheidend für langfristige Kinoerfolge – bleibt aus.
Langfristig dürfte Freakier Friday daher weniger durch die Kinoauswertung, sondern vor allem durch den baldigen Start auf Disney+ von Bedeutung sein. Dort könnte das unkomplizierte Format neue Reichweite finden und als familienfreundlicher Content seine eigentliche Wirkung entfalten. Am Box-Office jedoch ist die Euphorie bereits weitgehend verflogen.
Bob Odenkirk prügelt sich auf Platz drei
Auf Rang drei steigt Universals Actionfortsetzung Nobody 2 ein. Mit 9,4 Millionen US-Dollar zum Startwochenende fällt der Auftakt zwar nicht spektakulär aus, lässt sich aber als solider Erfolg verbuchen – insbesondere, da das Sequel mit 3.260 Kinosälen etwas kleiner gestartet ist als vergleichbare Konkurrenzproduktionen. Bob Odenkirk schlüpft erneut in die Rolle des unscheinbaren Durchschnittsbürgers, der sich als gnadenloser Kämpfer entpuppt, und konnte damit offensichtlich wieder ein Publikum erreichen.
Der erste Teil von 2021 entwickelte sich vor allem auf dem Heimkinomarkt zum Kult-Hit. Entsprechend groß war die Frage, ob ein zweiter Teil auch im Kino die gleiche Resonanz erzielen könnte. Die bisherigen Zahlen deuten darauf hin, dass Nobody 2 an den US-Kassen zwar eher als Nischenfilm funktioniert, aber im internationalen Umfeld deutlich mehr Kraft entfalten dürfte. Bereits der Vorgänger konnte in Europa und Asien ein Vielfaches der US-Einnahmen generieren – ein Muster, das sich nun wiederholen könnte.
Auch die Kostenstruktur spricht für das Projekt: Mit einem Produktionsbudget im mittleren zweistelligen Bereich ist der Film vergleichsweise günstig, was die Schwelle zum Erfolg spürbar niedriger setzt. Universal dürfte daher zufrieden sein, dass Nobody 2 die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern eine stabile Basis für eine weitere Kinoauswertung geschaffen hat.
In Deutschland startet Nobody 2 erst am kommenden Donnerstag. Ähnlich wie die internationale Kritik kam das Sequel bislang hierzulande recht gut weg. Wir von Moviebreak vergaben solide 6,5 Punkte.
Das MCU und seine Frontloader
Marvels Fantastic Four: First Steps rutschte in seiner vierten Woche weiter ab und kam nur noch auf 8,7 Millionen US-Dollar – ein Rückgang um 45 % im Vergleich zur Vorwoche. Damit erreicht der Film nun ein Gesamteinspiel von 246,9 Millionen US-Dollar in Nordamerika. Nach dem starken Auftakt Anfang des Sommers zeigt sich damit endgültig, dass der Titel nicht in der Lage ist, sein Publikum über mehrere Wochen hinweg zu halten. Fachsprache: Ein Frontloader. Die letzten Titel des MCU hatten alle dieses Problem.
Hinzu kommt, dass der Film 245 Kinos weniger zur Verfügung hatte, was ein klarer Hinweis auf die nachlassende Nachfrage ist. Während der Start noch als Hoffnungsschimmer für das schwächelnde MCU gefeiert wurde, zeigt sich inzwischen, dass die Euphorie lediglich von kurzer Dauer war. Das Muster ähnelt dem vieler aktueller Superheldenfilme: starke Eröffnung, danach aber rapide Abkühlung.
Trotz respektabler Gesamtergebnisse dürfte First Steps für Disney eher als verpasste Gelegenheit gelten. Zwar wurden die Produktionskosten gedeckt, doch von einem echten Befreiungsschlag für das Marvel-Universum kann keine Rede sein. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun zunehmend auf Avengers: Doomsday, der 2026 den nächsten großen Belastungstest darstellen wird. Es könnte spannend werden.
Animations-Gauner halten sich wacker
Etwas stabiler präsentiert sich der Animationsfilm Die Gangster Gang 2, der am dritten Wochenende fast 7 Millionen US-Dollar einspielte. Damit verzeichnet der Titel einen Rückgang von 35 %, was im Vergleich zu anderen aktuellen Familienfilmen moderat ausfällt. Insgesamt kommt der Film nun auf etwa 57 Millionen US-Dollar in Nordamerika. Hierzulande startet das Sequel erst am 28. August.
Mit weiterhin über 3.300 Kinos bleibt die Sichtbarkeit hoch, auch wenn knapp 500 Leinwände verloren gingen. Für Universal bedeutet das Ergebnis einen soliden, wenn auch unspektakulären Erfolg. Die eigentliche Bewährungsprobe steht dem Film allerdings auf internationalem Terrain bevor – dort könnte sich die langlebige Popularität animierter Tierfiguren noch stärker auszahlen.
Ausblick auf die kommende Woche
Dem nordamerikanischen Kino steht eine eher ruhige Woche bevor. A24 bringt den chinesischen Mega-Erfolg Ne Zha 2 großflächig in die US-Kinos zurück (dieses Mal mit englischer Synchronisation), doch ob der Film ähnlich einschlagen wird wie in seiner Heimat, bleibt fraglich. Auch Honey Don't! wird vermutlich nicht dafür sorgen, dass sich die Zuschauer in Schlangen vor den Kinos versammeln.
Der Mittelteil der Lesbian B-Movie-Trilogie von Autorin Tricia Cooke und ihrem Ehemann, Regisseur Ethan Coen, bietet zwar mit Margaret Qualley, Aubrey Plaza und Chris Evans eine durchaus interessante Besetzung, doch angesichts der Thematik und der Einspielergebnisse des ersten Films (Drive-Away Dolls) ist kaum zu erwarten, dass der Titel nächste Woche in den oberen Rängen auftauchen wird. Der August wird - im Gegensatz zu den vorherigen Sommermonaten - wohl eher ruhig.
Honey Don't startet hierzulande am 11. September. Ne Zha 2 lief bereits bei uns als limitierter Release.