Bildnachweis: © Warner / Apple | Szene aus "F1 - Der Film"

Box Office: "F1" fährt der Konkurrenz davon – "M3GAN 2.0" und "28 Years Later" droht Verlust

von Sebastian Groß

Der Kinosommer ist längst in vollem Gange und brachte bereits eine erste Welle an Erfolgen – aber auch deutliche Flops. Auch in dieser Woche ist wieder alles vertreten: von überraschenden Aufsteigern bis zu krachenden Abstürzen. Also verlieren wir keine Zeit.

Jubel in der Boxengasse von Apple

Apple hat Grund zur Freude: F1 – Der Film rast mühelos auf Platz eins der US-Kinocharts – und das mit einem beachtlichen Startwochenende. Rund 55 Millionen US-Dollar spielte der Rennsportfilm in über 3600 nordamerikanischen Kinos ein. Damit verzeichnet Apple den erfolgreichsten Kinostart eines hauseigenen Films überhaupt. Zugegeben, bislang waren die Kinoversuche des Tech-Konzerns wenig eindrucksvoll – da stechen die 55 Millionen deutlich hervor, auch wenn sie im Vergleich zu echten Blockbuster-Eröffnungen immer noch moderat wirken.

Trotzdem: Das Genre des Rennfilms hat es traditionell schwer, ein Massenpublikum zu gewinnen. Umso beachtlicher ist es, dass F1 international ebenfalls überzeugen konnte: Rund 85 Millionen US-Dollar wurden außerhalb Nordamerikas erzielt, womit der Film weltweit bereits etwa 140 Millionen US-Dollar eingespielt hat. Doch ob das für einen wirtschaftlichen Erfolg reicht, bleibt fraglich.

Denn der Film soll Berichten zufolge äußerst kostspielig gewesen sein – und das ganz ohne Marketingkosten eingerechnet. Schätzungen zufolge liegt das Budget zwischen 200 und 300 Millionen US-Dollar. Selbst wenn man von der unteren Grenze ausgeht, müsste der Film etwa das Doppelte, also 400 Millionen US-Dollar, einspielen, um in die Gewinnzone zu kommen. Möglich ist das – aber die Konkurrenz schläft nicht. Die kommenden Wochen bringen starke Blockbuster, die um dieselben Zuschauer kämpfen.

Unabhängig davon darf Apple zufrieden sein: F1 – Der Film wurde vom Publikum klar wahrgenommen. Wenn der Titel im Herbst – aller Voraussicht nach – exklusiv auf Apple TV+ erscheint, könnte er dort nicht nur für Gesprächsstoff, sondern auch für neue Abonnenten sorgen.

Die gezähmten Drachen landen auf Platz zwei

In seiner dritten Woche musste sich Drachenzähmen leicht gemacht – das Drachenabenteuer-Remake – erstmals geschlagen geben. Der Film verlor zwar 246 Kinos in den USA, wurde aber dennoch in über 4100 Spielstätten gezeigt. Das reichte diesmal jedoch nicht mehr für den Spitzenplatz. Mit rund 19 Millionen US-Dollar an seinem dritten Wochenende verteidigte der Film aber dennoch souverän seine Position im oberen Tabellenfeld.

Insgesamt steht der Film in Nordamerika nun bei etwa 200 Millionen US-Dollar – ein starker Wert, vor allem im Vergleich zum Produktionsbudget von rund 150 Millionen. Auch international läuft es gut, sodass Universal mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits zufrieden sein dürfte. Wenig verwunderlich also, dass bereits an einer Fortsetzung gearbeitet wird.

Pixar bleibt beständig – und enttäuschend

Vergangene Woche musste sich Pixar mit einer bitteren Nachricht abfinden: Elio , der jüngste originäre Animationsfilm des Studios, legte den schwächsten Start der Firmengeschichte hin. Doch in Woche zwei keimt nun zumindest ein kleines Fünkchen Hoffnung. Denn ähnlich wie einst „Elemental“, könnte sich auch „Elio“ als langlebiger Überraschungserfolg entpuppen.

Tatsächlich konnte sich der Film auf Platz drei behaupten und spielte trotz eines Rückgangs von etwa 48 Prozent nochmals rund 11 Millionen US-Dollar ein. Zwar ist das kein Grund zum Jubeln, aber immerhin ein Zeichen dafür, dass Elio womöglich ein treues Publikum gefunden hat – eine wichtige Voraussetzung für einen langfristigen Erfolg.

Gleichzeitig offenbart der Fall Elio ein strukturelles Problem: Originäre Stoffe haben es derzeit schwer im Kino. Das Publikum ist offenbar stark auf etablierte Marken konditioniert – sei es Marvel, Formel 1 oder andere Franchise-Giganten. Pixar wird daraus wohl seine Konsequenzen ziehen und künftig verstärkt auf Fortsetzungen setzen. Doch es gibt auch Hoffnung: Mit Gatto kündigt sich ein neues Projekt an, das wieder auf künstlerische Eigenständigkeit setzt. Mehr dazu hier.

Sorry, Puppe

Hier ist die Enttäuschung kaum zu übersehen. Während der erste Teil dank viraler Clips auf TikTok und Instagram zum popkulturellen Phänomen wurde, bleibt M3GAN 2.0 sehr deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zwar lief Teil zwei in über 3100 nordamerikanischen Kinos an, brachte am Startwochenende aber nur knapp 11 Millionen US-Dollar ein. Das ist solide, aber gemessen an den Hoffnungen von Blumhouse und Universal sicherlich zu wenig. Beide Studios hatten sich vermutlich einen deutlich stärkeren Auftakt erhofft.

Das Budget des Films soll bei etwa 25 bis 30 Millionen US-Dollar liegen – ohne Marketingkosten, versteht sich. Um in die Gewinnzone zu gelangen, braucht es also noch einige zusätzliche Millionen an Einnahmen. Ob das gelingt, ist fraglich: Die Konkurrenz ist groß und die Mundpropaganda bislang eher verhalten. Dennoch: Das Spin-off Soulm8te ist angeblich weiterhin in Arbeit.

Tiefer Sturz für die Infizierten

In der Vorwoche startete 28 Years Later stark – sogar stärker als Elio. Doch nun kam der drastische Einbruch: Der Film verlor fast 80 Prozent des Zuschauerinteresses und fiel von Platz zwei auf Rang fünf zurück. Solche Rückgänge sind bei R-Rated-Filmen nicht unüblich – in diesem Jahr traf es bereits Criminal Squad 2 oder Mr. No Pain. Trotzdem ist der Einbruch bei 28 Years Later auffällig.

Der Film scheint sich als zu eigenwillig erwiesen zu haben – nicht beim Gewinnen, sondern beim Halten eines breiten Publikums. Zwar lieferte der Trailer im Vorfeld beeindruckende Arbeit ab und weckte viel Interesse, doch der Film selbst war offenbar zu speziell, um auch die Masse langfristig zu überzeugen.

Die nackten Zahlen sprechen für sich: Am zweiten Wochenende spielte der Film knapp unter 10 Millionen US-Dollar ein. In den USA steht er damit bei rund 50 Millionen, weltweit bei etwa 80 Millionen US-Dollar. Dem steht ein geschätztes Budget von 70 Millionen gegenüber. Experten gehen davon aus, dass der Film mindestens 150 Millionen US-Dollar bräuchte, um profitabel zu sein.

Sony wird genau beobachten, wie sich der Film weiter entwickelt, bevor endgültig entschieden wird, ob die bereits abgedrehte Fortsetzung 28 Years Later Part II: The Bone Temple (Start: Januar 2026) auch wirklich den Abschluss einer Trilogie darstellen wird.

Ausblick auf die kommende Woche

Wer wird nächste Woche die Nummer eins sein? Sehr einfach zu beantworten. Am 4. Juli startet in den USA Jurassic World: Die Wiedergeburt, der mit ziemlicher Sicherheit die Spitze der US-Kinocharts übernehmen wird. Auch international dürfte der Film kaum zu schlagen sein. In Deutschland erfolgt der Start bereits am Mittwoch, dem 2. Juli. Die ersten Kritiken werden am Montagabend erwartet – man darf gespannt sein, ob sich die Prognosen bestätigen.

Während der erste Teil im Jahr 2015 mit rund 1,67 Milliarden US-Dollar weltweit ein spektakulärer Erfolg war, sanken die Einnahmen beim Nachfolger Das gefallene Königreich 2018 bereits auf etwa 1,31 Milliarden. Der Abschlussfilm Ein neues Zeitalter erreichte 2022 schließlich rund 1 Milliarde. Trotz unbestreitbarer kommerzieller Erfolge ist ein klarer Abwärtstrend zu erkennen – das Publikumsinteresse ließ mit jedem Teil spürbar nach. Ob dieser Trend anhält oder gar umkehrbar ist, bleibt offen. Für Universal jedenfalls blieb die Reihe bislang ein äußerst lukratives Geschäft.

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