MB-Kritik

Xoftex 2025

Horror

Abdulrahman Diab
Osama Hafiry
Jalal Albaroudi
Mouataz Alshaltouh
Amal Omran
Muhammad Al Rashi
Ramadan Hamoud
Lujain Mustafa
Mohammad Dibo
Yasin el Harrouk
Hazem Saleh
Konstantinos Bikakis
Hussein Eliraqui
Mohammad Eliraqui
Eva Ariane Heise
Jonas Martens

Inhalt

Der palästinensisch-syrische Teenager Nasser und sein älterer Bruder Yassin leben seit Jahren in einem griechischen Flüchtlingslager und warten auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Sie vertreiben sich die Zeit, indem sie Comedy-Sketche aufnehmen, von Zombie-Filmen träumen und sich eine Zukunft in Schweden ausmalen. Doch je länger der Stillstand anhält, desto stärker fühlt sich Nasser in einer hoffnungslosen Sackgasse gefangen. Die zunehmenden Spannungen im Lager treiben ihn schließlich in eine andere, surreal anmutende Fantasiewelt.

Kritik

Der Name Noaz Deshes zweiten Langfilms klingt wie eine psychedelische Droge, wie ein gefährlicher Ort in einer Science-Fiction-Story, wie der Endgegner eines apokalyptischen Computerspiels. Alles davon und nichts trifft zu auf den surrealen Schauplatz. Xoftex ist ein fiktives Geflüchteten-Lager in Griechenland, wo der Horror des Wartens, die Furcht vor einer ungewissen Zukunft und die Schrecken einer traumatischen Vergangenheit verschmelzen. An diesem Nicht-Ort, wo die Zeit außer Kraft gesetzt scheint, lebt der junge Syrer Nasser (Abdulrahman Diab).

Mit seinem älteren Bruder Yassin (Osama Hafiry) haust er in einer der weißen Container-Behausungen, die sich auf dem kargen Baugelände aneinanderreihen. Die abweisende Architektur verstärkt die Aura von Unmenschlichkeit und Härte des spukhaften Settings. Die zellenartigen Boxen scheinen geschaffen, um ihre Bewohnende wie Warengüter zurückzuschicken. Das reduzierte Produktionsdesign korrespondiert mit dem bitteren Humor der Protagonisten. Ihre unterdrückte Angst vor der behördlichen Antwort auf die Frage nach Aufnahme, Aufschub oder Abschiebung verarbeiten sie in zynischen Spielen. 

Polen, Frankreich, Bulgarien: die christlich-nationalistische Radikalisierung macht jedes Land, in dem sie landen könnten, potenziell gefährlich. Das Europa der Menschenrechte ist naives Wunschdenken, impliziert ein Kommentar Nassers. Um die endlose Leere des Camp-Alltags, der manche Bewohnenden in den Wahnsinn oder ins Wachkoma getrieben hat, zu füllen, dreht er Smartphone-Videos: Nachrichten-Parodien und einen Zombie-Horrorfilm. Zweiter wird zum düsteren Spiegel ihrer leblosen Existenzen am Rande des Todes. Es gibt kein Entkommen, selbst jenseits von Xoftex, das immer in ihnen bleibt.

Fazit

In einem dreijährigen Projekt entwickelten Noaz Deshe und Co-Drehbuchautor Babak Jalali ihre filmische Chimäre aus Migrationsdrama, Dokumentation und Psycho-Horror in einem griechischen Auffanglager mit Laiendarstellenden. Dieser Hyperrealismus und die metaphorischen Genreelemente, die sich in drei Akten steigern, erzeugen einen düsteren Strudel surrealen Grauens. Schwarzhumorige Akzente sind wie Atempausen in diesem fordernden Szenario. Die Story verliert sich schließlich in diesem abstrakten Alptraum, der selbst in undurchsichtigen Momenten fasziniert: „Im Vakuum zwischen zwei Spiegeln herrscht starke kosmische Energie.“

Autor: Lida Bach
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