5.3

MB-Kritik

Peter Pan's Neverland Nightmare 2025

Mystery, Horror, Thriller

5.3

Megan Placito
Martin Portlock
Kit Green
Peter DeSouza-Feighoney
Teresa Banham
Olumide Olorunfemi
Campbell Wallace
Nicholas Woodeson
Hardy Yusuf
Charity Kase
Kevin Badu
Belinda Fenty
Lucas Allermann
Kierston Wareing
Mason Stanley Gold
Chrissie Wunna

Inhalt

Ein Serienkiller, der sich für Peter Pan hält, entführt kleine Jungs, um sie – in seiner Vorstellung – nach Neverland zu bringen. Als Wendys kleiner Bruder Michael entführt wird, versucht sie den Psychopathen aufzuspüren.

Kritik

Als bekannt wurde, dass ab dem Jahr 2022 zahlreiche Rechte von bekannten Kinderbuchklassikern in die Public Domain einwandern und damit nicht mehr lizensierungspflichtig sein würden, schob dies eine äußert kuriose Entwicklung auf dem Independent-Horrormarkt in Gange. Den Anfang machte 2023 Winnie the Pooh: Blood and Honey, in dem sich die Figuren aus der niedlichen Geschichte von Christopher Robin plötzlich als rachsüchtige Meuchelmörder in „bester“ Slasher-Manier durch eine Meute dämlicher Twens wüteten. Der Film war gelinde gesagt eine einzige Katastrophe und nicht mal als flotte Trash-Sause akzeptable, dennoch fanden sich noch genug wohlgesonnene Konsumenten für das Machwerk des britischen Filmemachers Rhys Frake-Waterfield, der dies nur als Auftakt für einen ganzen Zirkel nutzten wollte. Das Twisted Child Universe (TCU) hat bisher bereits ein Blood and Honey-Sequel herausgebracht, demnächst sollen noch Adaptionen – bzw. eher Interpretationen – von Bambi & Pinocchio folgen. 

Der aktuelle Beitrag Peter Pan’s Neverland Nightmare erhielt im Januar dieses Jahres einen auf zunächst drei Tage limitierten US-Kinostart (der aufgrund des Erfolges sogar noch kurzfristig verlängert wurde), ehe er einige Monaten später seiner eigentlichen Bestimmung für den Heimkino-Release folgte. Entgegen dem ursprünglichen Plan agierte Rhys Frake-Waterfield hier nicht erneut als Regisseur und Autor, sondern trat schlussendlich nur als Produzent in Erscheinung. Er überließ das Feld Scott Chambers, der in Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 noch vor der Kamera in der Rolle des Christopher Robin zu sehen war. Und dies war scheinbar eine gute Entscheidung, denn obwohl auch dieser Film (beinah muss man sagen „natürlich“) nicht ernsthaft gut ist, macht er viele – um nicht zu sagen alle – Dinge deutlich besser als seine „Vorgänger“.

Das geht schon bei der Grundidee los. In Blood and Honey verfielen ja wirklich Winnie, Ferkel und Co. in einen Blutrausch, quasi eine Art Creature-Film im weitesten Sinne, obwohl sie faktisch immer nur irgendwelche Typen mit beschissenen Masken waren. Das war dann halt nix, vor allem da es eigentlich nur eine beliebiger Billo-Slasher miesester Qualität war, der mit seiner absurden Prämisse überhaupt nichts anzufangen wusste. Hier ist das schon von Ansatz deutlich anders. Der Antagonist (Martin Portlock, You Don’t Know Me) nennt sich zwar Peter Pan, soll aber nicht die bekannte Figur aus der Vorlage von J.M. Barrie sein. Er ist ein in seiner Kindheit von der eigenen Mutter schwer misshandelter und in der Folge traumatisierter Mann, sich bereits damals in die Fantasy von Peter Pan, Neverland und den Verlorenen Jungs flüchtete und nun diesem Wahn vollkommen erlegen ist. Er entführt und töten kleine Jungs, in dem Glauben sie nach Neverland zu schicken. Das macht diesen Film per se gar nicht mal zu so einer trashigen Lachnummer wie noch die Blood and Honey-Gurken, sondern transportiert die Thematik auf eine wirklich verstörende Ebene und Scott Chambers ist es offenbar sehr daran gelegen, dass dies, sein Film und besonders auch er selbst wirklich ernst genommen werden.

Chambers nannte als Inspirationsquellen u.a. Filme der Neuen Französischen Härte wie High Tension und Inside und tatsächlich ließe sich das auch ohne dieses Hintergrundwissens erkennen. Peter Pan’s Neverland Nightmare ist in seinen besten Momenten wirklich knüppelhartes und extrem kompromissloses Terror-Kino, das besonders bei seinen Home-Invasion-Sequenzen erstaunlich überzeugen kann. Das ist dann nicht ulkig-grotesk, sondern sehr radikal und schmerzhaft-explizit. Da werden Schädel eingeschlagen und zertreten, Gliedmaßen unter Schmerzensschreien abgehackt oder eine ganze Familie eiskalt massakriert. Dem Thema entsprechend wird auch vor kindlichen Todesfällen nicht Halt gemacht, Fun-Splatter könnte kaum weiter entfernt sein. Darüber hinaus findet der Film in seinem losen Verweis auf die Vorlage die ein oder andere interessante und kreative Idee, wie bekannte Charaktere eingebunden werden. Sagen wir es mal so, diese Versionen von Tinkerbell oder Hook waren bei Steven Spielberg noch ganz anders. Zudem ist das handwerklich für sein Budget von rund 300.000 britischen Pfund ganz passabel, wenn Scott Chambers mal mehr Geld zur Verfügung hätte (und der Mann ist erst 25), könnte das ganz spannend werden. Zumindest die Terror- und Gore-Szenen sind nicht schlecht inszeniert.

Man sieht, was der Mann kann, aber auch was er (noch) nicht so gut beherrscht. Alle Szenen abseits des konkreten, plastischen Horrors sind weniger gut vorgetragen, wirken oftmals billig und sind auch äußerst bescheiden geschrieben. Der Fokus liegt stark auf den Eye-Catchern und seiner konsequenten Boshaftigkeit, der Rest ist schäbiges C-Movie Flickwerk mit überwiegend zweckmäßigen Darstellenden und reichlich Logiklücken, über die man sich besser keine Gedanken machen sollte. Das relativiert und erdet die durchaus positiven Aspekte teilweise wieder und macht immer noch klar deutlich, wo wir uns hier befinden. Aber unter den gegebenen Umständen konnte man kaum weniger als den nächsten Frontalunfall erwarten und das wäre eindeutig zu hart für diesen immerhin ansatzweise passablen Film.

Fazit

Wie die Thematik hier angewandt wird, ist erstaunlich positiv zu bewerten und somit präsentiert sich „Peter Pan’s Neverland Nightmare“ wesentlich garstiger und ernstzunehmender als die Vorläufer des TCU. Handwerklich (in seinen Gore- und Terror-Szenen) nicht untalentiert inszeniert und mit einem deftigen Härtegrad ausgestattet, da kommt der geneigte Gore-Bauer durchaus auf seine Kosten. Die Idee hat was, inhaltlich besser ausgearbeitet vermutlich sogar Potential für mehr. Am Ende des Tages immer noch kein guter, aber auch kein desaströser Film, der zumindest andeutet, in welche Richtung dieses Universum eventuell funktionieren könnte. 

Autor: Jacko Kunze
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