MB-Kritik

Kraken 2025

Action, Mystery, Sci-Fi

5.3

Alexander Petrov
Aleksey Guskov
Victor Dobronravov
Sergey Garmash
Diana Pozharskaya
Anton Rival
Aleksandr Ratnikov
Sergey Kempo
Anton Bogdanov
Oleg Gaas
Daniil Popov
Vladislav Khitrik
Spartak Sumchenko
Pyotr Rykov
Mikhail Evlanov
Anna Kamenkova

Inhalt

Ein gigantischer Kraken erwacht und entpuppt sich als zerstörerische Urgewalt. 

Kritik

Monstrositäten der Superlative haben im (Hollywood-)Kino eine lange Tradition. Bereits viele Jahre vor den Golden Fifties, in denen überdimensionierte Kreaturen die Kinoleinwände so richtig erobern sollten, gab es Werke wie The Lost World (1925) oder King Kong (1933) in denen riesige Lebewesen sowohl für Schrecken als auch Begeisterung sorgten. Später griffen Werke wie The Host, Cloverfield oder Rampage die daraus resultierende Faszination auf und passten sie an zeitgenössische Sehgewohnheiten an. Genau dies versucht auch der Film Kraken, eine aus Russland stammende Produktion aus dem Jahr 2025, die von Regisseur Nikolay Lebedev (The Crew) inszeniert wurde.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, bekommen es die ProtagonistInnen in Kraken mit einem Kopffüßler zu tun – und zwar mit einem gigantischen. Durch geologische Sprengungen erweckt wird die Kreatur zu einer Gefahr ungekannten Ausmaßes, dem unter anderem ein U-Boot der russischen Marine zum Opfer fällt. Von diesem Umstand erfahren jedoch zunächst nur wir als ZuschauerInnen. Denn zuhause in Mütterchen Russland ist zunächst lediglich klar, dass eines der eigenen U-Boote verschwunden ist. Aus diesem Grund wird ein weiteres Unterseeboot unter der Führung des jungen Kapitäns Viktor Voronin ausgesandt, um die Lage vor Ort zu untersuchen und Licht in die Sache zu bringen. 

Lebedevs Werk erinnert allein schon aufgrund seines monströsen Antagonisten an den 1955 erschienenen Film Das Grauen aus der Tiefe, in dem ein U-Boot ebenfalls auf einen riesigen Oktopus stößt. Nur setzt Kraken hierbei – wenig überraschend – in erster Linie auf digitale anstatt praktische Effekte. Der Eindruck, der sich daraus ergibt, ist ein zwiespältiger. So wirken etwa einige der Unterwasseraufnahmen des U-Boots eher schwachbrüstig, wohingegen andere Bilder trotz ihrer Herkunft aus dem Rechner recht ordentlich ausschauen. So zum Beispiel die grabschenden, sich windenden Tentakel des animalischen Antagonisten. Besonders positiv hervorzuheben sind zudem die Innenaufnahmen, bei denen richtig Stimmung aufkommt. Dies liegt daran, dass nicht etwa bloß (nach)gebaute Kulissen zum Einsatz kamen, sondern an Bord eines echten U-Boots gedreht wurde, was dem Film sehr gut zu Gesicht steht. 

Unterm Strich wirkt Kraken dadurch auf visueller Ebene um einiges gelungener und aufwändiger, als ein Großteil seiner „neueren“ Genrekollegen wie z. B. Big Octopus, Sharktopus oder wie sie alle heißen mögen. Nur waren viele davon in ihrer Realisierung deutlich günstiger als die 1,2 Milliarden Rubel (umgerechnet ca. 15 Millionen USD), mit denen die russische Produktion zu Buche schlägt. Was die schauspielerischen Leistungen angeht, so lassen sich diese wohl am trefflichsten mit dem Wort „okay“ umschreiben – wobei dies sicherlich auch ein Stück weit auf die dürftige Figurenzeichnung zurückzuführen ist. Das ganz große Problem von Lebedevs Werk ist jedoch das Storytelling. Denn die dargebotene Geschichte bietet weder Innovation noch Überraschungen, und von elektrisierender Spannung kann ebenso kaum die Rede sein – vor allem dann nicht, wenn man bereits den ein oder anderen Monsterfilm aus den 50ern oder den Folgejahren gesehen hat. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die russische Produktion vorrangig dialoglastig daherkommt und dabei erwartungsgemäß ein sehr gemächliches Pacing aufweist. Auf eine kritische Auseinandersetzung z. B. mit wissenschaftlicher Verantwortung wie sie beispielsweise in Godzilla oder The Giant Behemoth zum Tragen kam, ist Kraken nicht aus. Und die von Genrefans heißersehnte (Monster-)Action hält sich letztlich auch stark in Grenzen. Zwar sind vereinzelte Actionsequenzen durchaus vorhanden, doch gemessen an der deutlich zu lang geratenen Laufzeit von rund 120 Minuten sind diese zu rar gesät. Die große Zerstörungsorgie wie sie big-ass-Monsterfilme gerne mal zelebrieren, bleibt Lebedev seinem Publikum jedenfalls schuldig. Was somit schlussendlich bleibt, ist ein effektreiches Creature-Feature für Fans von Meg sowie etwaigen Konsorten, dessen visuelle Effekte allgegenwärtig und gemessen am Budget zumindest teilweise sogar relativ spektakulär sind.

Fazit

"Kraken" ist ein modernes Aufleben des klassischen Creature-Feature-Films der 50er-Jahre, das vorrangig durch die Authentizität seiner U-Boot-Kulisse sowie eine Reihe solider Effekte punkten kann. Dem gegenüber stehen allerdings eine gleichermaßen vorhersehbare wie dialoglastige Story, blasse Figuren und mehr Action hätte es ebenfalls sein dürfen. Keine filmische Offenbarung, aber zumindest frischer Nachschub für all jene, die auf Monster der Superlative stehen. Kann man kucken, muss man aber nicht. 

Autor: Constantin Wieckhorst
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