Inhalt
Für Abenteuer ist in Stefan Buschs Alltag in einer betreuten Wohngemeinschaft kein Platz. Doch während eines Gruppenausflugs nimmt sein Leben eine schicksalhafte Wendung: Ohne zu zögern schließt sich der junge Mann, den alle nur Buschi nennen, einer japanischen Reisegruppe an. Auf diesem ungewöhnlichen Roadtrip beginnt die behutsame Freundschaft zwischen Buschi und Hideo Kitamura. Buschi, der sich sein ganzes Leben lang geweigert hat, über Sprache mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren, blüht in dieser fremden Umgebung auf.
Kritik
Nachdem Ganzer halber Bruder bereist einen abgebrühten Geschäftsmann in einem neuen Bekannten mit Down-Syndrom zugleich Freundschaft und Familien finden ließ, bereitet Thomas Stubers (In den Gängen) Tragikomödie das gleiche Konzept mit kleinerem Budget und ohne zugkräftige Cast-Namen auf. In seiner betreuten Wohneinrichtung darf der mittelalte Stefan Busch, denn alle nur „Buschi“ nennen, nichtmal auf einen Ausflug ins Schwimmbad mitkommen. Verständlich, dass er sich aus der tristen Verwahrung abseilt. Bei einem Gruppen-Gang zum Supermarkt gesellt er sich halb absichtlich, hab zufällig zu einer japanischen Reisegruppe.
Dort findet der schweigsame Protagonist, der keine einzige Dialog-Zeile hat, schnell Anschluss bei den überwiegend freundlichen Reisenden. Die touren mit einer warmherzigen Busfahrerin (Meltem Kaptan, Ghosts) und einem mürrischen Gruppenleiter von Köln über Weimar nach Zürich. Zwischen Ghoete-Schiller-Denkmal und Rheinfall wächst ein brüderliches Band zwischen Buschi (Aladdin Detlefsen) und dem stoischen Touristen Hideo Kitamura (Kanji Tsuda, Jinsei). Letzter hat vor kurzem seinen Bruder verloren und sieht in Buschi, der ihm wie automatisch folgt. Gemeinsam setzen sie sich ab, verfolgt von Buschis Wohnheim-Betreuerin.
Filip Zumbrunns Kamera ist so einlullend wie der Erzählfluss, der betulich dahin plätschert, ohne dass dramatische Konfrontationen oder aufsehenerregende Ereignisse ihn aufstören. Selbst die wenigen angespannteren Momente, etwa ein Sprung ins kalte Wasser für den Nichtschwimmer Buschi, widerwillige Trennungen und nicht immer freiwillige Wiedersehen, vollziehen sich fast nebensächlich. Leichte Musik und sonnige Bilder bewahren die unbeschwerte Stimmung auch in melancholischen Momenten. Nichts scheint wirklich tragisch in diesem phlegmatischen Positivismus, der von der Realität ebenso weit weg ist wie von emotionaler Anteilnahme.
Fazit
Mit seiner minimalistischen Handlung, der überschaubaren Zahl harmloser Geschehnisse und milden Charakterentwicklung bietet Thomas Stubers Tragikkomödie von beredtem Schweigen und Wahlverwandschaft gerade genug Stoff für einen Kurzfilm. Auf fast zwei Stunden ausgewalzt zieht sich das schematische Szenario erschöpfend hin. Die wenigen hervorgehobenen Aspekte wie das Wasser-Motiv, das für den Protagonisten besondere Bedeutung hat, werden kaum vertieft. Auch schauspielerisch bietet die langsame Öffnung der ungleichen Gefährten nichts Bemerkenswertes. Die spärliche Story verliert sich im Anekdotischen, das noch lange nach dem eigentlichen Ende weiterläuft.
Autor: Lida Bach