MB-Kritik

Shadowbox 2025

Drama

Tillotama Shome
Chandran Bisht
Sayan Karmakar
Suman Saha

Inhalt

Maya lebt mit ihrem Mann Sundar und ihrem halbwüchsigen Sohn Debu in einem staubigen Vorort von Kolkata. Sie hat mehrere Jobs: Sie putzt, arbeitet auf einer Hühnerfarm und bügelt in einer Wäscherei. Sundar, ein ehemaliger Soldat, leidet an PTBS und ist das Gespött der Nachbarschaft. Debu, hin- und hergerissen zwischen Scham und Zuneigung, muss sich oft um seinen Vater kümmern. Von ihrer Familie kann Maya in dieser schwierigen Zeit keine Unterstützung erwarten: Alle waren gegen ihre Heirat mit dem als Außenseiter geltenden Sundar.

Kritik

Eine Schlüsselszene Tanushree Das‘ und Saumyananda Sahis (Small Things, Big Things) sozialkritisches Spielfilm-Debüts lässt eine Figur ungewöhnlich gelassen auf einen Gefängnisaufenthalt reagieren. Was kaltherzig klingen mag, ist nur folgerichtig in einer Filmwelt, in der nahezu alle in Käfigen stecken. Menschen, Tiere, selbst Amphibien enden eingesperrt oder sind es von Anfang an. Das gilt auch für die Protagonistin, die verzweifelt versucht, ihre auseinander brechende Familie zusammenzuhalten. Maya (eine eindrückliche Darstellung Tillotama Shomes) ist Gefangene ihrer Verpflichtungen und eines gleichgültigen Systems. 

Ihr Mann Sundar (Chandan Bisht) leidet an PTSD und ist im Grunde arbeitsunfähig. Doch Therapie oder staatliche Unterstützung gibt es nicht. So bemüht sich die berufstätige Mutter - meist vergebens - um einen Job für ihren Mann. Der wird weder von ihrer wohlhabenden Verwandschaft respektiert, noch von seinem eigenen Teenager-Sohn (Sayan Karmakar), der sich für den verwirrten Vater schämt. Die gesellschaftliche Ablehnung treibt Sundar weiter in die Isolation, bis er schließlich verschwindet und ein Mordverdacht laut wird. 

Visuelle Metaphern unterstreichen die mehrfache Bedrängnis der Charaktere. Mayas ständiges Hetzen von einem Ort zum nächsten verdeutlicht ihre emotionale Zerrissenheit zwischen Zuneigung, Erschöpfung und Wut. Die Hektik steigert sich parallel zu ihrer psychischen Anspannung, die in dem Mordvorwurf gegen Sundar mündet. Mit der Vielzahl an Konflikten und Problemthemen ist die Inszenierung indes ebenso überfordert wie die Hauptfigur. Nicht nur ihre Geschichte bleibt unterentwickelt und unabgeschlossen in dem verfahrenen Drama, dessen Handlungsgerüst unter den Ambitionen kollabiert.

Fazit

Ökonomische und psychologische Instabilität, ein Militärsystem, das Bürger verbraucht und im Stich lässt, eine von Doppelmoral, Gehässigkeit und Scheinheiligkeit geprägte Gesellschaft und vielfache Diskriminierung aufgrund von Gender, Kaste und Klasse oder psychischer Erkrankungen: Das sind nicht einmal alle Themen, die sich Tanushree Das selbstverfasstes Drehbuch vornimmt. Wenig überraschend lässt die holprige Story wiederholt Erzählstränge fallen und vergisst ausgiebig etablierte Figuren. Auch die Motive der Protagonistin verschwimmen zunehmend im dramaturgischen Chaos, das dem des Szenarios paradox ähnelt. 

Autor: Lida Bach
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