MB-Kritik

18 Holes to Paradise 2025

Drama

Inhalt

In einem brütend heißen Sommer will eine Familie ihr Land verkaufen. Drei Frauen sind darauf angewiesen, was mit dem Hof geschieht, bis ein Feuer die Region verwüstet und sie, an der Flucht gehindert, mit den Ungewissheiten ihrer Zukunft konfrontiert werden.

Kritik

“In seinem Kern handelt der Film von dem Feuer - sowohl buchstäblich als auch metaphorisch - das aus räuberischem Denken entsteht und uns alle auf einen Abgrund zutreibt.” So steht es in der offiziellen Inhaltsangabe der Tallinn Black Nights, in deren Wettbewerb João Nuno Pintos parabolisches Familiendrama seine Premiere feiert. Es geht doch nichts über eine Synopsis, die dem Publikum mit dem kompletten Inhalt gleich dessen Bedeutung verrät. Nur für den Fall, dass irgendjemand nicht die allegorische Ausrichtung der Story versteht. 

Das sinnbildhafte Szenario, das erst in Kamerabildern von sonniger Klarheit strahlt, doch bald in apokalyptischen Rot und Schwarz Kontrasten versinkt, erinnert vage an eine Kombination von K.C. Greenes Meme “This is fine” und Tschechows Kirschgarten. Allerdings ohne den schwarzhumorige Universalität ersteren und den sozialkritischen Tiefgang zweiteren. Schauplatz ist ein altes Anwesen im ländlichen Portugal, das von verarmter Provinz zum touristischen Trend-Ort aufgestiegen ist. Entsprechend wertvoll ist die Immobilie, um die sich die Angehörigen des verstorbenen Großgrundbesitzers versammeln. Heiterkeit und ausgetauschte Herzlichkeiten sind nur taktische Tarnung.

Alle Mitglieder der spekulativen Sippe streiten um das lukrative Erbe, während ein immer näher rückendes Wildfeuer ihre Lage buchstäblich brenzlig macht. Die Feuersbrunst repräsentiert zugleich ökologische Desaster als auch soziale Konflikte. Bezüglich der vertreten die Charaktere unterschiedliche Positionen und Gesellschaftsklassen. Diese allegorische Zuordnung ist aussagekräftiger als der rudimentäre Plot, der sich kaum über die Ausgangssituation hinaus entwickelt. Mittel- und Oberschicht gibt es in mehrfacher Ausführung, dafür jedoch keine Unterschicht. Die weibliche Arbeiterklasse vermisst die patriarchale Autokratie, deren Niedergang als Initialzündung der Katastrophe erscheint. 

Fazit

Spätestens, wenn eine langjährige Hausangestellte des handlungszentralen Familienklans dem Sohn ihres verstorbenen Dienstherren mangelnde Männlichkeit vorwirft, bleibt kein Zweifel an der ideologischen Ausrichtung João Nuno Pintos revisionistischer Parabel. Die ist tatsächlich etwas hintersinniger, als es das vordergründige Szenario suggerieren. Eine Öko-Allegorie und klasseninterne Konflikte lancieren das neo-konservative Dogma einer traditionalistischen Idealvergangenheit. Der Abtritt patriarchaler Autorität hat für Menschen und Natur vermeintlich fatale Folgen. Den infernalischen Zuständen sind weibliche und verweichlichte männliche Nachfahren nicht gewachsen. In ihrem Reaktionismus ist diese groteske Vision bekümmernd zeitgeistig. 

Autor: Lida Bach
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