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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Eine Gruppe von deutschen Bauarbeitern macht sich auf den Weg auf eine Auslandsbaustelle in der bulgarischen Provinz. Das fremde Land weckt Abenteuergefühle bei den Männern. Gleichzeitig werden sie mit ihren Vorurteilen und ihrem Misstrauen konfrontiert. Für zwei der Männer wird ein nahe gelegenes Dorf zur Bühne für einen Konkurrenzkampf um die Anerkennung und die Gunst des Dorfes.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Beinahe scheint es so, als wäre der Begriff deutscher Film zu einem Schimpfwort verkommen. Zumindest in der heimischen Rezension, die bisweilen deutlich kritischer, aber vor allem ignorant und mit Scheuklappen an die eigene Filmlandschaft herantritt. Nichtsdestotrotz hat sich in jüngerer Vergangenheit die Entwicklung herauskristallisiert, jedes Jahr einen Film kilometerweit über seine Kameraden zu erheben und dabei ein solches Aufsehen um ihn zu veranstalten, als handle es sich um die erste deutschsprachige Produktion, die überhaupt sehenswert sei. Zuletzt wurde diese Ehre Victoria von Sebastian Schipper und Maren Ades Toni Erdmann zuteil. Obwohl dieses Vorgehen nur bedingt zielführend und ganz gewiss kunstfeindlich ist, ist es nichtsdestotrotz schade, dass Valeska Grisebachs diesjähriges Werk Western nicht dieselbe Aufmerksam zuteilwird - die Klasse dazu hätte der Film.

Der Titel ist dabei in mehrerlei Hinsicht Programm. Zum einen beschreibt er die inhaltliche Ausgangslage einer Gruppe deutscher Vorarbeiter in Ungarn, die entgegen der Realität als mutmaßlich überlegene und stark von sich selbst eingenommene Proleten auftreten. Zum anderen suggeriert der Titel bereits die stilistische Nähe zum gleichnamigen Genre, welches mit seinen typischen Motiven Einzug im Film erhält. So erfüllt Meinhard die Rolle des einsamen Antihelden, vielfach variiert versteht sich und doch werden auch seine Bauarbeiter an den Grenzen Europas zu Cowboys. Auch in Western arbeitet Valeska Grisebach mit Laiendarstellern. Ein simpler, aber nichtsdestotrotz unglaublich wirkungsvoller Trick, der zwangsweise Echtheit und Nähe suggeriert. Schnell gelingt es dem Film dadurch einen angenehmen Sog zu entwickeln, der entgegen der langsamen Bilder eine einnehmende Wirkung erzeugt.

Western ist ein Werk der Ambivalenz. Oftmals steht die Stimmung auf der Kippe, droht am Siedepunkt überzukochen, was erneut die Nähe zu seinem Genrevorbild unterstreicht. Grisebach hantiert zunächst mit Klischees, nur um diese nach und nach aufzubrechen. Die allgegenwärtige Sprachbarriere ist sowohl Fluch und Segen, Reibepunkt und Schutzmechanismus. In seinen stärksten Momenten transzendiert Western Sprache, macht deutlich, dass Emotionen, Verständnis und Kommunikation auch ohne sie möglich sind. Immer wieder kommt es dadurch zu ergreifenden Momenten, welche die darauffolgenden Konflikte nur noch dringlicher und bedrohlicher erscheinen lassen.

Mittendrin Meinhard, ein Mann ohne Vergangenheit. Später erfahren wir, dass er seinen Bruder verloren hat – davon abgesehen hat er nichts, was ihn in Deutschland hält. Western ist vor allem seine Suche nach einer neuen Heimat, nach Geborgenheit, Zusammenhalt und Familiarität. Ungarn wird für ihn deswegen zeitweilen zum Paradies, doch die ersten Brüche werden alsbald sichtbar. Schnell muss er erkennen, dass er auch dort nur ein Außenseiter ist, immerzu zwischen den Stühlen sitzt. Am Ende tanzt er einfach weiter, er will es nicht wahrhaben. Uns befreit der Abspann vor tragischeren Konsequenzen, das Bild wird schwarz und auch für Meinhard wird es dort keine Zukunft geben.

Fazit

Mit „Western“ ist Valeska Grisebach eine präzise inszenierte und feinfühlig geschriebene Charakterstudie gelungen, die sich unter Zuhilfenahme von Genremotiven an den Sehnsüchten eines einfachen Mannes abarbeitet, der Zeit seines Lebens immer nur zwischen den Stühlen stand. Wer dieses Jahr auch nur einen deutschen Film sehen will, der sollte es mit diesem hier versuchen.

Kritik: Dominic Hochholzer

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