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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Mitte 30, erfolgreich, cool - drei befreundete Paare haben es sich in einem Szeneviertel Wiens gemütlich gemacht und leben selbstvergessen den Traum der bourgeiosen Boheme: Gleichermaßen idealistisch wie materialistisch züchten sie Tomaten auf dem Balkon, trinken lokal gerösteten Kaffee, teure Cocktails und würden sich nie ein elektronisches Gerät zulegen, auf dem nicht ein angebissener Apfel abgebildet ist. Und sie sind sicher, ihr Kinderwunsch macht sie nicht zu Spießern. Mit den neuesten Erkenntnissen zu frühkindlicher Förderung im Mutterleib, weichenstellenden Tipps aus Kinder- und Ernährungsratgebern und dem Smartphone in Griffnähe stellen sich die Paare ihrer neuen Lebensaufgabe, die natürlich zum bisherigen, lässigen und reflektierten Lebensstil passen soll. In der Realität jedoch ist das hippe, unbeschwerte Leben bald schlagartig vorbei.

Kritik

„Alles, was schön ist, tut auch irgendwann weh, weil du es nicht einrahmen und behalten kannst.“

Wo fing das an und wann? Was hat dich irritiert? Was hat dich bloß so ruiniert?, heißt es im deutschen 1990er Jahre Hit Was hat Dich bloß so ruiniert, intoniert von der Hamburger Band Die Sterne, dem Regisseurin Marie Kreutzer (Die Vaterlosen) den hiesigen Filmtitel, Was hat uns bloß so ruiniert, entlehnt hat. Und genau das sind die entscheidenden Fragen und Reizpunkte, die Kreutzer dem Publikum offeriert, wenn sie sich auf eine Gruppe Freunde stürzt, in dessen Runde alle Frauen zeitgleich schwanger werden. Zu Anfang sieht man den Zirkel um Stella (Vicky Krieps), Markus (Marcel Mohab), Ines (Pia Hierzegger), Chris (Manuel Rubey), Mignon (Pheline Roggan) und Luis (Andreas Kiendl) aber noch gemeinschaftlich am Tisch der Eitelkeiten parlieren und über Probleme sprechen, die doch nie die eigenen werden sollten.

Da wäre zum Beispiel die Sache mit dem Spießertum, dem man, so aufgeklärt und unangepasst man sich zu gerieren glaubte, immer Einhalt gewähren wollte. Die gesellschaftliche Formation, die Was hat uns bloß so ruiniert begleitet, nennt sich in der Soziokultur Die Bodos: Menschen, die gerne Boheme sein möchte, in Wahrheit aber doch nur nach den Lebensvorstellungen der Bourgeoise existieren. Also, das Gewöhnliche mit dem Individuellen verwechseln, ohne es selbst wahrzunehmen. Folgerichtig strahlen diese Charaktere ein borniertes Selbstverständnis aus, dessen illusionärem Wesen Marie Kreutzer im Verlauf der Handlung immer mehr auf den Zahn zu fühlen vermag, um es den involvierten Parteien nach und nach vor Augen zu führen – und das nicht selten auf äußerst unangenehme Art und Weise. Vom selbsternannten Nonkonformismus bleibt am Ende nicht mehr als eine desillusionierte Wohlstandverwahrlosung.

Was hat uns bloß so ruiniert macht keinen Hehl daraus, dass Kinder nicht nur ein Segen sein können, sondern auch Gift für die Liebe und die Freundschaft. Beziehungen werden alsbald auf eine herbe Belastungsprobe gestellt, Veränderungen bahnen sich an und schälen bittere Wahrheiten über das eigene Naturell sowie das seiner (ehemals) Liebsten an die Oberfläche. Marie Kreutzer aber erzählt Was hat uns bloß so ruiniert nicht als Feel-Bad-Sozialrealismus, sondern behält sich immer wieder den typisch-österreichischen Humor vor, der nicht selten mit Wonne noch einmal gallige Spitzen in die Wunde seiner Protagonisten pikst und bohrt. Obgleich sich das Drehbuch ein ums andere Mal etwas zu geschwätzig gibt, so funktioniert Was hat uns bloß so ruiniert als zutreffendes Generationen- und Geschlechterportrait, in dem die Hauptakteure lernen müssen, dass ein Kind die Welt um einen herum zwangsläufig neu sortiert. Und das nicht immer positiv.

Fazit

Ein kleiner, feiner Film, den uns die österreichischen Nachbarn hier mit "Was hat uns bloß so ruiniert" geschenkt haben. Marie Kreutzers Abrechnung mit den sogenannten Bodos ist mal schwarzhumorig, mal bitter in seiner Wahrhaftigkeit und hin und wieder auch etwas zu geschwätzig. Im Großen und Ganzen aber ist der Regisseurin hier ein gelungenes Generationenportrait geglückt, dem man sich ruhigen Gewissens annehmen darf. Es lohnt sich durchaus.

Kritik: Pascal Reis

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