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Der in die Jahre gekommene Nazi-Jäger Ezra Lieberman erhält den brandheißen Tipp, dass Dr. Josef Mengele nicht nur wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist, sondern auch mit einer Gruppe ehemaliger und neuer Weggefährten den Mord an 94 Menschen plant. Alle Opfer sind männlich, 65 Jahre alt, ganz normale, mittelständige Beamte aus verschiedenen Bereichen und über ein Dutzend Länder verteilt. Was dahinter steht ist für Lieberman ein Rätsel. Auf eigene Faust versucht er hinter das Geheimnis zu kommen und Mengele dingfest zu machen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bei manchen Filmen weiß man manchmal gar nicht, wie das denn in der Form grünes Licht bekommen konnte. Zumindest von einem großen Studio mit dementsprechendem Produktionsvolumen. Oftmals spricht das für einen hoffnungslos missratenen Streifen. Bei der gleichnamigen Romanverfilmung The Boys from Brazil möchte man Twentieth Century Fox und den daran direkt beteiligten Produzenten am liebsten um den Hals fallen und sie ganz fest drücken für so viel beherzten Mut (oder vorrübergehende Unzurechnungsfähigkeit), ein derartiges Projekt auf diese Art und Weise zu realisieren.

Worum geht es denn bei The Boys from Brazil? Ohne jetzt zu weit ins Detail gehen zu wollen, denn worum es WIRKLICH geht kommt er spät ans Tageslicht und setzt dem Ganzen vortrefflich die Krone auf. Kurz: Ein engagiertes Mitglied einer jüdischen Untergrundorganisation (kleine, aber nicht unwichtige Rolle für Steve(n) Guttenberg, Police Academy-Reihe) spioniert im Alleingang in Paraguay untergetauchte Nazi-Kriegsverbrecher aus, die es sich im Exil ganz unverblümt im Biergarten „Heidelberg“ bei der FAZ und einem kühlen Warsteiner bequem gemacht haben. Doch die alten Recken von der SS lassen nicht nur einfach die braune Seele baumeln, sie sind das was am planen dran. Und ihr Kopf ist nicht irgendwer: Hitler’s grausamster Scherge, KZ-Arzt und Massenmörder Dr. Josef Mengele (optisch schräg eher an Dr. Fu Man Chu als an den echten Mengele erinnernd: Gregory Peck, Das Omen) scharrt Gleichgesinnte um sich für eine sonderbare Säuberungsaktion, bei der innerhalb von 2 ½ Jahren 94 Männer – allesamt harmlose Zivilisten – kurz nach ihrem 65. Geburtstag ermordet werden sollen. Warum, das kann der junge Mann nicht mehr in Erfahrung bringen bevor er das Zeitliche segnet, aber wenigstens noch den sich bereits im rentenfähigen Alter befindenden Nazi-Jäger Lieberman (Sir Laurence Olivier, Rebecca) informieren. Dieser versucht Licht ins Dunkel zu bringen und stolpert dabei in eine Verschwörung unbegreiflichen Ausmaßes.

„Kein Mensch würde mir doch so eine hanebüchene Geschichte glauben“ sagt Olivier’s Figur Lieberman etwa in der Mitte des Films selbst und da liegen die skurrilsten Fakten dieses pulpigen, in Anbetracht der realen Gräueltaten von Mengele und Co. gar leicht geschmacklos anmutenden Plots noch nicht mal auf dem Tisch. Zwei echte Hochkaräter wie Gregory Peck und Laurence Olivier (der ja zwei Jahre vorher in Der Marathon-Mann noch selbst einen abgetauchten KZ-Arzt eindrucksvoll verkörperte) – unterstütz von anderen bekannten Gesichtern wie James Mason (Lolita), Lilli Palmer (Das Versteck - Angst und Mord im Mädcheninternat) oder in kleineren Rollen auch Bruno Ganz (später ja Hitler in Der Untergang) oder Sky du Mont (Der Schuh des Manitu) – wirken auf dem Papier gnadenlos überbesetzt, knien sich aber voller Elan rein in eine kuriose Kreuzung von Big-Budget Naziploitation aus Hollywood, Senioren-Agententhriller und Mad Scientist Science-Fiction-Horror. Wenn Peck noch recht früh im Film erhaben über sein Eiland-Versteck reitet, auf dem er seine kranken Experimente an dadurch entstellt bis mutiert anmutenden Einheimischen fortführt, erinnert das an einen anderen berühmten Filmdoktor. Die Insel des Dr. Mengele.

Theoretisch total absurd, krude, bald fahrlässig im Umgang mit seiner historischen Verantwortung und Rücksichtname (der echte Mengele war zum Zeitpunkt der Premiere noch am Leben und immer noch in Südamerika untergetaucht) wird The Boys from Brazil unter der Regie des erfahrenen Fachmanns Franklin J. Schaffner (Planet der Affen) doch tatsächlich ein echt spannender, sehr unterhaltsamer Reißer von hoher, handwerklicher Qualität. Der gerade deshalb so erstaunlich gut mit seiner edel-trashigen Prämisse umgeht, da er sich verblüffend ernst nimmt – nur gelegentlich und dann passend eine gewisse Selbstironie durchschimmern lässt – und nicht auf billige Weise verramscht. Es standen am Ende des Tages sogar drei Oscarnominierungen (für Laurence Olivier, den Schnitt und die Musik von Jerry Goldsmith) zu Buche, was sogar nicht unberechtigt ist. Die eigensinnige Idee ist so verrückt und im Genre-Bezug doch irgendwie klassisch-reizvoll, dass sie einfach Spaß machen muss, wenn denn richtig eingesetzt. Und The Boys from Brazil scheut sich Gott sei Dank nicht vor manch gewagten Situation. Schickt Weltstars in ein Duell um die Welt, mündend in einem räudig-gewalttätigen Finale, das so wahrscheinlich auch keiner prophezeit hätte. Die Überraschung, auch vor der eigenen Courage, macht diesen Film zu einer Mordsgaudi. Dass ein für 2009 geplantes Remake eingestampft wurde verwundert ehrlich gesagt nicht. Das bekommst du so sicher kein zweites Mal hin.

Fazit

Rise of the Fourth Reich. Ein polarisierender Streifen. Fachlich toll umgesetzter, inhaltlich wilder, grober Unfug mit Tendenzen zum europäischen, moralisch grenzwertigen Naziploitation Sub-Genre. Dem Film scheint jederzeit voll bewusst, was er da tut und anbietet, eben weil er sich auch nie zu sehr der Lächerlichkeit preisgibt und stattdessen bemerkenswert hoher Qualität aus seiner Grundlage extrahiert. Eigentlich auch nur so gut, weil das in der Vorgehensweise großes Talent und Geschick einfordert. „The Boys from Brazil“ ist eine Großstudio-Produktion, wie es sie normalerweise niemals geben dürfte und die auch deshalb wahnsinnig viel Freude bereitet. Und den Glauben an noch echte Filmliebhaber auch in entscheidenden Positionen in Hollywood aufrecht erhält, die durchaus wissen, was außerhalb des glattpolierten Tellerrandes möglich wäre.

Kritik: Jacko Kunze

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