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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der junge Ritter Robert Nerra wird Zeuge einer hässlichen Auseinandersetzung zwischen seinem Vater und dessen älteren Bruder. Es geht darum, ob Robert an den Kreuzzügen von Richard Löwenherz teilnehmen soll. Am nächsten Tag wird der Onkel in einem kleinen, bedeutungslosen Gefecht getötet. Geschockt verlässt Robert sein Elternhaus und macht sich auf den Weg nach Paris. Dort trifft er auf Waisenkinder, die von dem schwarzen Prinzen verfolgt werden, der sich als Sklavenhändler sein Geld verdient. Robert beschließt, die Kinder sicher zu Richard Löwenherz zu bringen.

Kritik

Im Spätherbst seiner wechselhaften Karriere verschlägt es Regisseur Franklin J. Scheffner (zu der große Werke wie „Planet der Affen“ – der mit Charlton Heston am Strand und nicht dem mit dem fliegenden Haartrockner am Ende – und „Papillon“ zählen) nach Frankreich zur Zeit der Kreuzzüge. Ein historisch korrektes Schlachtenepos sollte allerdings nicht erwartet werden, damit hat „Richard Löwenherz und die Kinder Gottes“ (wie zumindest der deutsche Titel schon erahnen lässt) nichts zu tun. Eher orientiert an mittelalterlichen Fantasy-Märchen wie „Der Tag des Falken“, mit einer Prise Jungendabenteuer im Stil von „Die Goonies“. Mit der Unterstützung des ausführenden (wenn damals natürlich heftig abgebrannten) Produzenten Francis Ford Coppola („Der Pate“) und einigen aufstrebenden Darstellern im Gepäck, wie Beinahe-Marty-McFly Eric Stoltz („Pulp Fiction“), Dexter Fletcher („Bube, Dame, König, GrAss“) und Gabriel Byrne („Die Üblichen Verdächtigen“).

Erzählt wird die Geschichte des angehenden Ritters Robert (Stoltz), der gleich in seinem ersten Gefecht mit der grausamen Realität dieser Zeit konfrontiert wird. Ungeübt und sichtlich überfordert kann er nur hilflos dabei zusehen, wie sein Onkel und Förderer den Tod durch den Stahl findet. Panisch und desillusioniert flüchtet er vom Schlachtfeld. Auf seinem Weg nach Paris gabelt er einige heimatlose Streuner auf und macht Bekanntschaft mit dem schwarzen Prinzen (Byrne, hervorragend finster in seinem Auftreten). In der Hauptstadt stößt er auf eine in den Katakomben lebende, regelrechte Subkultur von Waisen, die alle vor dem skrupellosen Kinderfänger zittern. Praktisch zufällig wird Robert der Anführer der vergessenen Kinder. Schnell wächst er in die Rolle des Beschützers hinein, wird selbst erwachsen und übernimmt Verantwortung für seine Schutzbefohlenen, um sie in die Freiheit zu führen. „Richard Löwenherz und die Kinder Gottes“ erfüllt somit nicht nur die Bedingungen eines Abenteuer- oder Fantasyfilms, er ist zu einem noch größeren Teil ein Coming-of-Age- und Jugendfilm, der sich dabei unverblümt christlich-religiöse Metaphern und Inhalte zu Nutze macht.

Die Figur von Robert – der schon am Anfang direkt zu Gott spricht – ist eine Allegorie auf Jesus, der ebenfalls mehr oder weniger unfreiwillig in eine Rolle gedrängt wird, sich letztlich derer annimmt, Jünger um sich schart und bereit ist, für sie und die gute Sache sein Leben zu lassen. Er und die Kinder verkörpern das unabdingbare Gute. Gabriel Byrne als schwarzer Prinz ist noch offensichtlicher ein Sinnbild Luzifers, des gefallenen Engels. Schon bei seinem ersten Auftritt bohrt er effektvoll einer Figur von Jesus am Kreuz ein Messer in die Brust, seine einstige Gottesfürchtigkeit und Abschwur vom Glauben wird ebenso angesprochen, er besitzt kaum menschliche Attribute. Er lebt vom Einfangen unschuldiger Seelen, hüllt sich in schwarze Kluft, erscheint in Rauch und Nebel, kommt über kleine Städte wie die Pest und richtet unvorstellbare Grausamkeiten an. Quasi die Personifizierung des schwarzen Todes, das pure Böse. Mit dieser Art von Symbolik stellen sich viele Filme oft ein unangenehmes weil aufdringliches Bein, hier jedoch nicht. Zum einen passt dieser religiöse Vergleich halbwegs in den zeitlichen Kontext der Handlung, zum anderen richtet sich der Film generell eher an ein jüngeres Publikum, die nur die klare Trennung zwischen Gut und Böse erkennen werden. Der Subtext wird für ihre Augen nicht zu überdeutlich oder gar bekehrend auf’s Brot geschmiert wird, „Richard Löwenherz und die Kinder Gottes“ bleibt ein Unterhaltungsfilm, der nicht als christliches Werbevideo zweckentfremdet wird.

Das große Problem liegt ganz woanders: Man steht hier sehr unglücklich zwischen den Zielgruppenstühlen. Von seinem grundsätzlichen Inhalt eigentlich ein Film, der Kinder zwischen 8-12 sehr faszinieren wird, bei dem sie mitfiebern können. Für ein erwachsenes Publikum dann doch zu naiv und schlicht gehalten über weite Strecken, wobei die Inszenierung routiniert-solide ist und der typische 80er Nostalgiefaktor nicht von der Hand zu weisen. Nur eigentlich kann ein Kind in dem angesprochenen Alter den Film nicht mit gutem Gewissen alleine schauen (ja, was haben wir nicht alles in dem Alter gesehen, mal aus der pädagogisch korrekten Sicht betrachtet, die ja im Einzelfall absolut sinnvoll ist). Die FSK sieht das wohl auch heute noch so, der Film ist nach wie vor ab 16 Jahren freigegeben, womit das wahrscheinlich interessierteste Publikum ausgeschlossen wäre. Man kann darüber vielleicht leicht streiten, aber ganz falsch ist das nicht. Zwischenzeitlich wird es verhältnismäßig recht düster, allein wie Gabriel Byrne so überzeugend-grausam seine Rolle verkörpert, ein Kinder-Sklavenhändler (den man ernst nehmen kann) von Natur aus sehr erschreckend ist und der Film auch vor typischen Kinderfilmtabus wie Tod und Sterben nicht Halt macht. Es besteht keine klare Ausrichtung, was nicht zwingend sein muss, aber hier das Zünglein an der Waage ist. Er ist nicht schlecht gemacht, verfügt über einige altersunabhängige brauchbare Momente, ist nur insgesamt zu grenzwertig, in beide Richtungen. Mit dem Kind zusammen gucken wäre wohl die beste Variante…sobald man dessen Belastungslevel einschätzen kann.

Fazit

Weder Fisch noch Fleisch, dabei für keine der beiden Seiten ein kompletter Fehlschuss. Man könnte „Richard Löwenherz und die Kinder Gottes“ als die bessere Variante von „Mad Max III– Jenseits der Donnerkuppel“ betrachten. Der war klar für ein erwachsene Publikum konzipiert (was nicht anders sein durfte) und mündete in einem arg deplatzierten Kinderfilm. Hier geht es fast in die andere Richtung. Der Film wirkt unsicher in seinem Wesen, besitzt Vorzüge und herbe Knackpunkte, hat alles in allem aber noch genügend Qualität, um zumindest teilweise sein Ziel zu erfüllen. Ein wahrscheinlich ungewollter Grenzgänger, dem man bedingt eine Chance geben kann. Die Frage ist nur, für wen…

Kritik: Jacko Kunze

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