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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der herausragende Film der Neuen Sachlichkeit - der Gegenbewegung zum Deutschen Expressionismus - zeigt ein lebhaftes Berlin und experimentiert damit, keinerlei professionelle Schauspieler zu benutzen. Stattdessen werden mehrere Menschen beobachtet, wie sie ihr sonniges Wochenende verbringen.

Kritik

Zeugnis einer verschwundenen Zeit. Für jede Aktion gibt es eine entgegengesetzte und gleich starke Reaktion. Auch wenn Isaac Newton sich mit dieser Überlegung auf die Naturwissenschaften bezog, fällt eine Verbindung zum Bereich der Filmwissenschaft nicht schwer. Während die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in der deutschen Kinolandschaft vor allem durch den Expressionistischen Stummfilm geprägt waren (Nosferatu, eine Symphonie des Grauens oder Orlacs Hände sind nur zwei Beispiele), gab es natürlich auch eine Filmströmung, die sich dem betont künstlich-verzerrten verweigerte. Die Neue Sachlichkeit fand ihren Anklang nicht nur in die Kunst des Films, sondern wurde in der Malerei wie auch im Roman verwendet. Menschen am Sonntag ist der Film, der heutzutage als Paradebeispiel dieser verstorbenen Kunstströmung gilt.

Aufsehenerregend ist dabei vor allem die Riege an Hauptverantwortlichen für das Filmwerk. Keiner der Beteiligten ist für den geneigten Leser unbekannt. Curt und Robert Siodmak sind bekannt durch Science Fiction-Arbeiten und Films Noir, Fred Zinnemann würde später mit High Noon einen der Western drehen, Edgar G. Ulmer würde mit Umleitung sein Meisterwerk finden und Billy Wilder - nun ja. Weniger Nachhall gibt es da bei der Darstellerriege. Und das gehört zum Coup des Films, schließlich wurden hier ausnahmslos Laiendarsteller verwendet, die - das wird im Vorspann erwähnt - alle nach dem Dreh ihrer normalen Tätigkeit weiter nachgingen. Auch daher nennen die Regisseure den Film ein Experiment; es ist ein Film ohne Schauspieler.

Das heißt jedoch nicht, das hier nicht geschauspielert würde. Die Laien mögen zwar keine Erfahrung haben, dennoch werden sie inszeniert, folgen einem klaren Drehbuch und machen auch ansonsten alles so, wie man das aus einem Film kennt. Nur eben weitaus geerdeter als die ausladenden Gesten und Norma Desmond-typischen hochgezogenen Augenbrauen. Es geht hier nicht um die Gefahr der Großstadt, die Gefahr der Liebe oder die Gefahr der Gier. Es geht nicht um knochige lange Finger, um tiefe Schatten oder blitzende Augen. Es geht um reale Schauplätze, um reale Menschen und um das semi-dokumentarische Abbilden des Lebens. Dass der Film dennoch für die Kamera inszeniert ist und dramatisierte Szenen beinhaltet, sollte dabei außer Frage stehen. Aber finden die Filmemacher auch hier einen Weg, um Pluspunkte zu sammeln. Was den Film ungemein anschaubar macht, ist dass die Regie um Siodmak und Ulmer in den alltäglichsten Dingen Konflikte und Dramatik finden. Sei es ein Crescendo der Ungeduld beim Zeitungslesen oder das Duell mit einer Schranktür.

Und dennoch sind die Nicht-Schauspieler nicht die Stars des Films. Es geht nicht darum, stumm und passiv den Menschen zuzusehen, wie sie ihr Wochenende bestreiten. Viel mehr tut sich in Menschen am Sonntag ein Bild einer Stadt auf, die es nicht mehr gibt. Berlin, vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Name Metropole ist eine der ersten Texttafeln des Films; sie ist die Hauptfigur in diesem Werk. Unzerstört, umtrieben, in schönem Sonnenlicht photografiert. Eine Stadt, die von reger Bewegung gezeichnet ist, die viele Möglichkeiten bietet und der die Filmemacher auch mit einer gewissen Liebe gegenübertreten: Die Dialoge werden auf den Texttafeln teilweise berlinert. Die Hauptstadt wird mit einer unstillbaren Neugier erforscht, beginnend am Bahnhof Zoo, auf Straßen, über Gleise, durch Tunnel und in Parks. Ein Zeugnis der Lebensenergie. Ein optimistischer Film von optimistischen Filmemachern. Gönnen wir ihnen diese Zeit.

Fazit

„Menschen am Sonntag“ ist einer der berühmtesten Filme der frühen deutschen Kinogeschichte - sicherlich auch wegen der aufsehenerregenden Liste an Verantwortlichen. Der spätere Einfluss des Films ist unumstritten: Inspiration für den Poetischen Realismus in Frankreich, den Neorealismus in Italien und damit von immenser Bedeutung für die Nouvelle Vague und alle folgenden Wellen des Weltkinos. Vor „Papas Kino ist tot.“ hieß es „Berlin lebt!“. Auch wenn die Figuren dem Zuschauer weitestgehend fern bleiben und das Gealbere zeitweise etwas zu naiv wirkt, ist es ein angenehmer Zeitvertreib mit den Menschen auf Erkundungsreise zu gehen. Und sei es nur für einen Tag.

Kritik: Levin Günther

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