{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Sky ticket Netflix

Inhalt

Daniel weiß genau, was Frauen wollen: ein selbstbewusstes männliches Auftreten und gestählte Muskeln - all das, womit er leider nicht dienen kann, denn Daniel wurde von seinen 68er-Eltern zum Weichei und Frauenversteher erzogen. Doch im Urlaub in der Türkei passiert ein Wunder: Die bezaubernde Aylin, in die der ganze Club verliebt ist, interessiert sich ausgerechnet für ihn - den Schattenparker, den intellektuellen Warmduscher. Ein Volltreffer! Daniel schwebt im siebten Himmel, doch zurück in Deutschland wird er bald auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Wie überlebt ein Frauenversteher in einer Welt voller Machos? Da hilft nur eins - ein Macho-Crashkurs von Aylins Bruder Cem. Ein cooles neues Outfit, türkische Clubs, über Griechen-Witze lachen und mit Aylins Cousinen flirten? Alles kein Problem für Daniel, der zunehmend Gefallen an seiner neuen Rolle findet. Mit seiner aufpolierten Männlichkeit punktet er nun zwar bei Aylins Familie, aber mit ungeahnten Folgen bei seiner Angebeteten.
  • Adje5aoesp70ekwjtefjrw6llwk
  • 46isbfbdvxz3odo4dhforqte5so
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist einfach Christian Ulmen als Schauspieler zu mögen, genau so einfach wie ihn eben nicht zu mögen, denn – seien wir mal ehrlich – irgendwie ist er immer noch der ewige „Herr Lehmann“, ein älter gewordener Slacker, der im Grunde seit Ewigkeiten denselben Typus Mann spielt. So gesehen ist die Prämisse von „Macho Man“ gar nicht mal uninteressant, lässt sie sich doch superb auf Ulmen übertragen. In der Komödie von Regisseur Christof Wahl ist es ein Schlaffi, der sich zum Chauvi mausert und im Falle von Ulmen ist es ein guter, aber schon eher festgefahrener Darsteller, der sich versucht von seinem alten Image zumindest ein wenig zu lösen.

Ob das funktioniert? Nun, diese Frage ist eigentlich nebensächlich, im Grunde sogar vollkommen irrelevant, denn „Macho Man“ erweist sich als solch eine billige Ansammlung von Klamauk, Klischees und Katastrophen, dass sich eine ganz andere, wesentlich wichtigere Frage stellt: Warum zum Kuckuck kommt so etwas in die Kinos?

Nun, wo fangen wir bei unserer Expedition in die verkorkste Welt des Filmes “Macho Man“ an? Vielleicht bleiben wir bei Christian Ulmen und bescheinigen seiner Präsenz im Film ein deutlich spürbares Maß an Lustlosigkeit. Daneben hätten wir noch Aylin Tezel, die mimisch als Traumfrau auch nicht gerade Bäume ausreißt. Aber der Eindruck, dass diese beiden vielleicht während des Drehs einfach etwas Besseres zu tun hatten (Nägel schneiden, mit Fingerfarben malen oder die Noppen der Rausfasertapete zählen) und deswegen entweder in ihrem Spiel unter- oder übertreiben lenkt nicht vom eigentlichen Schandpunkt und wahren Übeltäter ab. Gemeint ist das Script

Das basiert auf dem gleichnamigen (wohl teils autobiographischen?) Roman von Moritz Netenjakob. Netenjakob ist seit vielen Jahren eine feste Größe, wenn es um Humor in Deutschland geht. Er schrieb u.a. Texte für die Kölner Stunksitzung, „Switch“ und „Ladykracher“ sowie für ausgezeichnete Serien wie „Der kleine Mann“, "Pastewka" und „Stromberg“. Also ein Autor der es eigentlich versteht, wie man das Humorzentrum des menschlichen Kopfs kitzelt (ohne ihn dabei auf „Off“ zu schalten) und der dazu auch recht erfolgreich als Bühnenkomiker und Parodist unterwegs ist. Was ihn aber geritten hat seinen Erfolgsroman, der es sogar in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte, so seelen- wie lieblos verfilmen zu lassen, bleibt ein Rätsel. Vielleicht ist es ja einfach nur ein böser, hinterhältiger Witz. Ja, vielleicht lacht man in ein paar Jahren darüber, dass Netenjakob es zu ließ, dass auch sein Roman so eine hemmungslos biedere Posse wurde.

Aber gut, weiter im Text. Dass die Darsteller allesamt einen schlechten Tag hatten und dass das Problem vor allem am Drehbuch liegen könnte ist abgehakt. Vielleicht noch schnell zur Ergänzung: die Nebenrollen sind auch nicht viel besser. Denn – und da kommen wir schon zum nächsten  Punkt – sie bestehen zu 100% aus luftgetrockneten Stereotypen. Hmm… Klischees. Die können Laune machen. Man muss sie nur entweder humoristisch brechen oder sie solange zum Exzess treiben, bis ihre widerliche Natur zum Vorschein kommt. Beides geschieht bei „Macho Man“ allerdings nicht. Die Komödie lümmelt sich lieber zwischen den ganzen muffelnden Schemata, macht es sich dort sooo richtig gemütlich und hat es dabei noch nicht einmal nötig die ganzen öden wie teils wirklich widerlich altmodischen Schablonen als komödiantische Übertreibung zu kennzeichnen, in dem sie etwa verspottet werden.

Immerhin kennt „Macho Man“ keine falsche Scheu mit seinen Klischees. Egal ob Deutscher oder Türke, Frau oder Mann, Hetero oder Homo, die Komödie ist nicht wählerisch und nimmt was sie finden kann. Das erinnert ein wenig an einen Pfandflaschensammler, allerdings sollte man diese Menschen nicht so dermaßen beleidigen, in dem man sie mit Mechaniken vergleicht, die eine Komödie wie „Macho Man“ nutzt. Aber wahrscheinlich verfügt Flaschensammeln wenigstens über etwas, was der Komödie fehlt: schlagkräftige und erinnerungswürdige Pointen. Okay, weiter im Text.

Ein weiterer Faktor der dafür verantwortlich ist, dass „Macho Man“ einer der größten Filmflops 2015 ist, ist seine technische Umsetzung. Die Komödie sieht einfach nicht nach Kino aus und fühlt sich auch nicht so an. Es wirkt fast so, als ob sich einer von vielen Spielfilmen, die uns er Münchener Privatsender Sat1 jeden Dienstagabend um 20:15 auftischt,  irgendwie in den Projektor des Kinos gemogelt hat. Die Bilder wirken seltsam kraft- und lieblos, so als ob sie für die Mattscheibe, nicht aber für die große Leinwand konzipiert sind. Gleiches gilt übrigens auch für die musikalische Untermalung, die gefühlt einzig und alleine aus einem Sample besteht, in der eine tiefe Barry White-Imitationsstimme andauernd „Macho, Macho Man“ brummend säuselt. Spätestens nach den ersten 45 Minuten ist das nicht nur bloß Nerv tötend, sondern eine akustische Folter.

Ebenfalls störend ist die Welt, die „Macho Man“ seinem Publikum präsentiert. Mal wird die Mittelschicht, hier wahrscheinlich sogar der obere Teil davon, gefeiert und in einem Blickwinkel gezeigt, die man so eher aus Seifenopern wie „Unter uns“ oder „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ her kennt. Wie bereits erwähnt, die Komödie erinnert mehr an Fernsehen als an Kino. Wobei diese auf Verlogenheit ausgelegte Anbiederung nicht nur ein Stilmittel ist, die einzig und alleine „Macho Man“ benutzt. Im Grunde haben alle großen, deutschen Kinokomödien der letzten Jahre dasselbe Problem. Egal ob „Keinohrhasen“, „Männerhort“ oder „Fack ju Göhte“ –wobei dieser seine Verlogenheitszone wenigstens auf die komplette, deutsche Gesellschaft ausbreitet. So gesehen erinnert „Macho Man“ dann doch in einem Punkt an eine deutsche Kinoproduktion.

Nun gut, im Wesentlichen wäre damit geklärt, warum „Macho Man“ einer der wohl schlechtesten Filme 2015 ist, die man sich im Kino ansehen kann. Aber warum sollte man das tun? Masochismus wäre eine Möglichkeit oder ganz einfach, weil man seinen Spaß mit solchen Produktionen hat… wobei genau das ja Masochismus ist. Vielleicht sind es auch die diversen Gaststars, die im Film auftauchen. Aber mal ehrlich, weder Nora Tschirner, noch Ex-Profiboxerin Regina Halmich oder Fußballweltmeister Lukas Podolski verursachen nur eine wirklich positive Veränderung. Dann lieber der Cameo der Autobahnpolizei von „Alarm für Cobra 11“, der ist nämlich genau so wie „Macho Man“: total verzichtbar.

Abschließend noch der Versuch einer Antwortfindung zur am Beginn der Kritik gestellten Frage, warum es so ein Film wie „Macho Man“ in die Kinos schafft. Nun, dafür gibt es wohl nur eine plausible Lösung: Ungerechtigkeit.

Fazit

Viel wird über das deutsche Kino, vor allem die deutsche Komödie, gemosert und gemeckert. Im Falle von „Macho Man“ ist das aber der absolut falsche Ansatz. Hier hilft nur eines wirklich weiter und das ist eine große Warnung auszusprechen. Warum? Weil in dieser Komödie wirklich gar nichts funktioniert. Ganz klar einer der großen Tiefpunkte des Kinojahres 2015.

Kritik: Sebastian Groß

Wird geladen...

×