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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Es ist Sommer. Rom erstrahlt in voller Pracht: schön und verführerisch. Wie Jep Gambardellas Leben - ein purer Genuss: rauschende Feste, Gourmet-Restaurants, schöne Frauen und skurrile Menschen. Das alles scheint er in vollen Zügen zu genießen. Als erfolgreicher Journalist mit unwiderstehlichem Charme krönt er jedes Event. Doch hinter dem unverbesserlichen Verführer verbirgt sich ein desillusionierter Mensch, den die Oberflächlichkeit der opulenten römischen Gesellschaft zusehends langweilt. Der Sog des süßen Lebens ist ihm zuwider. Oft denkt er an seine literarische Arbeit, die ihm in seiner Jugend nicht nur großen Erfolg für seinen ersten und einzigen Roman eingebracht hat, sondern nach und nach auch den Ruf eines gescheiterten Schrifstellers. Und seit kurzem schwelgt er in Erinnerungen an seine erste große Liebe. Die Leere, die in ihm bleibt, überspielt er mit Zynismus und Gin Tonic. Er würde gerne wieder schreiben, allem einen Sinn geben. Denn mit seinem 65. Geburtstag wird ihm eines klar: alles ist vergänglich und seine Zeit wird immer weniger. Auch in der ewigen Stadt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es gibt viele Filme über Rom, doch La dolce vita wird für immer einen besonderen Platz im Herzen aller Cineasten einnehmen. Federico Fellinis (8 ½) bitterböser Blick hinter das süße Leben der römischen Oberschicht ist bis heute stilprägend und stellte auch für Paolo Sorrentino (Il Divo) den Ausgangspunkt für dessen oscarprämiertes Werk La Grande Bellezza dar. Durch und durch vom Geist seiner Vorlage beseelt, stürzt sich auch dieser Film ins turbulente Leben der römischen Oberschicht. Zwischen exzentrischen Kunstvorführungen, berauschenden Empfängen, obszönen Partys und extravaganten Abendessen sucht er die große Schönheit – und findet sie vor allem dort, wo keiner nachsieht.

Jep Gambardella ist 65 und noch immer der Mittelpunkt jeder Party. Von dem Ruhm seines ersten und einzigen Romans zehrend, hat er sich einst geschworen nicht etwa nur mondän zu sein, sondern zum König der mondänen Welt aufzusteigen. Ein Vorhaben, das ihm gelungen ist. Durch seinen natürlichen Charme fallen ihm die Frauen reihenweise zu Füßen, mit seiner Lebensweisheit ist er Vater, Freund und Liebhaber zugleich. Doch langsam dämmert ihm, dass dieses Leben keine Erfüllung bringt. Er hadert, zweifelt an sich selbst und fällt in eine tiefe Sinnkrise. Immer stärker widert ihn das Verhalten seiner Freunde und Bekannten, also auch sein eigenes Leben, an. Der Alkohol, die Zigaretten und feinen Speisen werden in seinem Mund zu Asche. Alles scheint bedeutungslos und so begibt er sich auf eine Suche, ohne genau zu wissen, was er dabei eigentlich finden will.

Paolo Sorrentino erzählt diese Sinnsuche auf die einzig mögliche Art und Weiße. Er greift sich Momente und bläst diese zu Ewigkeiten auf. Als vagen Gedankenstrom verknüpft, wechselt er unzusammenhängend zwischen einzelnen Szenen, verwebt Traum und Wirklichkeit, Realität und Einbildung. In seinem gänzlich eigenen Tempo erzeugt La Grande Bellezza schnell einen genüsslichen Sog, der beinahe schwerelos durch die üppige Laufzeit des Films trägt. Der herrlich anachronistische Soundtrack verwebt Klassik mit Pop, Zeitloses mit Zeitgeschichte und findet in diesem Widerspruch seine ganz eigene Schönheit. Ebenso wie die kräftigen Bilder, welche den oftmals opulenten Glanz der ewigen Stadt in eindrucksvollen Farben einfangen. Die verwinkelten Gassen, romantischen Gärten, hermetischen Hinterhöfe und imposanten Bauten erscheinen dabei so plastisch als würde man selbst durch die Straßen der Metropole streifen.

Toni Servillo (Gomorrha – Reise ins Reich der Camorra) leiht Jep sein faltiges Antlitz. Es spiegelt all jene Emotionen wider, die auch uns Zuschauer ergreifen. Mal darf herzlich über die Obskurität einer Situation gelacht werden, nur um wenige Augenblicke darauf die Hände aus Verzweiflung vor dem Kopf zusammenzuschlagen. Mal wird bedächtig geschwiegen, dann geradezu obszön gefeiert. Doch es sind keine Wiedersprüche, die Sorrentino hier ausformuliert. Vielmehr will er deutlich machen, dass innere Leere und wahre Erfüllung keine Gegenstücke, keine absoluten Erscheinungen sind, sondern immer ein Teil von beidem in unserem Handeln und Denken begründet liegt. So findet La Grande Bellezza sein Glück nicht ausschließlich in Enthaltung und Einfachheit, sondern eben auch in den großen und bedeutenden Momenten. Etwa wenn Jep auf einer Beerdigung seinen eigenen Moralkodex hinter sich lässt und die Tränen ihm entgegen jeder Bemühung heiß über die Wange laufen.

Die traumhaften Bilder bringen indes jene Oberflächlichkeit auf den Punkt, die Sorrentino auf der Inhaltsebene kritisiert. Doch ebenso, wie sich diese Bilder nicht auf ihre polierte Fassade reduzieren lassen, wäre es auch zu einfach, die dekadente Gesellschaft leichtfertig zu verdammen. Sorrentino ist sich der zwiespältigen Natur der Angelegenheit bewusst und bewegt sich deswegen vornehmlich in einem Spannungsfeld aus gesunder Neugier, verführerischer Anziehung und begründetem Zweifel. Indem er nicht schlichtweg verurteilt, sondern auch die Verlockung und Faszination eines solchen Lebens spürbar macht, beweist er seine Klasse. Seine Botschaft ist einfach und doch bezaubernd. Wahre Schönheit gibt es überall, es liegt im Auge des Betrachters, ob man diese erkennen oder sich ihr verschließen mag.

Fazit

Sorrentinos Hommage an Fellinis unsterblichen Klassiker treibt beinahe hypnotisierend durch die wunderschönen Kulissen der ewigen Stadt. Mittendrin Jep Gambardella. Lebemann und Künstler, beinahe vollends ausgebrannt. Doch „La Grande Bellezza“ begnügt sich nicht das ohnehin Offensichtliche, die Leere hinter dem dekadenten Dasein der High Society, auszuformulieren, sondern verdichtet vor allem den Zwiespalt, den diese Welt zwischen verführerischem Sog und abstoßender Oberflächlichkeit ausübt.

Kritik: Dominic Hochholzer

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