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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Kumiko ist eine einsame, erschöpfte Frau. Sie lebt in einem kleinen, unordentlichen Apartment in Tokyo. Kontakt zu anderen Menschen hat sie kaum, ihr einziger Mitbewohner ist der Hase Bunzo. Ihr Arbeitsleben ist ähnlich monoton: Kumiko hat eine Anstellung als Sekretärin, die tägliche Routine besteht aus Teekochen und dem Wäscheabholen für ihren Chef. In ihrer Freizeit schaut sie den Coen-Krimi "Fargo" auf VHS – der hat nicht nur bei Filmfans, Kritikern und der Oscarjury einen sehr guten Stand, er hat auch für Kumiko große Bedeutung. Besonders interessiert sie die Szene, in der ein Koffer voller Geld im Schnee vergraben wird. Kumiko hält das Gezeigte für echt, stellt Nachforschungen an und zeichnet eine Karte. Anschließend fliegt sie an den Handlungsort des Films, Minnesota, wo sie nach dem Schatz sucht…

Kritik

Der skurrile, schwarzhumorige Krimi-Thriller "Fargo" von Joel und Ethan Coen ("The Big Lebowski") genießt schon lange Kultstatus und wird vor allem von Fans absurder Geschichten, verschrobener wie liebenswürdiger Charaktere und unvorhersehbarer Verwicklungen gerne als Lieblingsfilm gehandelt. In dem Film gibt es gegen Ende eine Szene, in welcher die von Steve Buscemi ("Barton Fink") gespielte Figur einen Koffer voller Geld in der Nähe eines Highways an einem Zaun tief im Schnee vergräbt.

Inwiefern das eine Rolle für diesen Film spielt? In "Kumiko, the Treasure Hunter" verändert besagte Szene das Leben der gleichnamigen Hauptfigur. Die 29-jährige Kumiko, die einem öden Bürojob unter der Führung eines demütigenden Chefs nachgeht und ansonsten meist abgeschottet in einer kleinen Wohnung zusammen mit ihrem Hasen wohnt, erkennt im Suchen dieses verbuddelten Geldkoffers eine neue Lebensaufgabe, die sie aus ihrem ansonsten deprimierenden Alltagstrott reißen wird. Dass der Film der Coen-Brüder trotz irreführender Texttafel zu Beginn rein fiktional ist, ist für Kumiko von keinerlei Bedeutung. Regisseur David Zellner ("Kid-Thing"), der das Drehbuch zu diesem Film gemeinsam mit seinem Bruder Nathan Zellner  ("Flotsam/Jetsam") schrieb, lässt seine Protagonistin fest an die Kraft des Kinos glauben und mit ihr auch den Zuschauer. Für Kumiko wird der Film zur realen Mission, das Medium selbst gibt ihrem Leben einen völlig neuen Aufschwung und somit ist "Kumiko, the Treasure Hunter" im Kern vor allem eine Liebeserklärung an die oftmals unbändige Überzeugungskraft des Kinos selbst, das uns immer und immer wieder fasziniert in Welten eintauchen lässt, die unser reales Dasein ganz entscheidend prägen oder gestalten.

In einem äußerst unaufgeregten, bisweilen etwas arg spröden Erzählfluss, welcher die Geduld des Betrachters schon mal auf die Probe stellen kann, schickt Zellner seine Figur auf eine Reise nach Minnesota, dem Drehort von "Fargo",wo Kumiko ihren vermeintlichen Schatz finden und bergen will. Ihre Suche ist dabei gelegentlich von urigen Zwischenstationen geprägt,in denen die Japanerin auf verschiedene Einwohner trifft. Auch in diesen Szenen bedient sich der Regisseur ganz bei dem charmant entrückten Tonfall des offensichtlichen Vorbildes, in dem die sympathischen Gepflogenheiten der Menschen in diesem Bundesstaat einerseits überspitzt, andererseits liebevoll eingefangen wurden.Trotz der Nebenfiguren ist dieser Film aber beinahe vollständig auf seine Hauptdarstellerin ausgelegt. Rinko Kikuchi ("47 Ronin") spielt Kumiko mit einem introvertierten, tapsigen Charme und auch wenn ihr Charakter einige durchaus traurige und niederschmetternde Ereignisse durchleben muss, blitzt an manchen Stellen immer mal der freudige Lebenswille durch, der sie so unaufhaltsam antreibt.

Auch wenn sich die Handlung nie auch nur im Ansatz überschlägt, sehr ruhig verläuft und daher manche Längen innerhalb der simplen Geschichte ergeben, ist "Kumiko, the Treasure Hunter" formal ein überaus gelungenes Werk. Viele Einstellungen, wenn nicht sogar fast alle, sind ein Genuss für dieAugen und für den Score, so reduziert er auch eingesetzt wird, ist jedes einzelne Stück sehr auffällig oder eingängig komponiert worden.

Fazit

"Kumiko, the Treasure Hunter" könnte für viele aufgrund des unaufgeregten, sehr eigenwilligen Erzählrhythmus zur faden Geduldsprobe werden. Doch auch wenn die einfach gehaltene, gleichzeitig durchaus kreative Geschichte nie zügig Tempo aufnimmt, ist diese leidenschaftliche Ode an die Überzeugungskraft des Kinos selbst so liebenswürdig wie ihre Hauptfigur. Regisseur David Zellner macht für Kumiko Fiktion zur Realität und so wird auch der Zuschauer in diesem audiovisuell sehr schön durckomponierten Werk Zeuge davon, wie authentisch ein märchenhaft angehauchter Stoff wirken kann und wie Filme unser Leben verändern.

Kritik: Patrick Reinbott

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