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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der in die Jahre gekommene Cowboy Will Penny zieht zusammen mit zwei Weggefährten nach einem abgeschlossenem Viehtrieb durchs Land, um vor dem Einbruch des Winters einen neuen Job zu finden. Als es jedoch bei einem Rast zu dem Aufeinandertreffen mit der Familie der Quints kommt und einer der Söhne dabei tödlich verletzt wird, schwört sich das Familienoberhaupt der religiösen Fanatiker Rache an dem Verantwortlichem zu nehmen. Zusammen mit seinen Söhnen startet Prediger Quint die Katz und Maus-Jagd auf Will Penny. 

Kritik

Fällt das kleine Wörtchen Cowboy, so assoziiert man mit diesem Begriff zunächst Namen wie Clint Eastwood (Zwei glorreiche Halunken), John Wayne (Rio Bravo) oder andere Großkaliber des Western-Genres. Heroische oder frevelhafte , heutzutage als ikonisch geltende Revolverhelden, die durch das Land streifen und sich Whisky, Frauen und ein paar Dollar durch ihren versierten Umgang mit dem Schießeisen erbeuten. Der Tod ist dabei ihr ständiger Begleiter. Ein schiefer Blick an der Bar reicht aus und schon hat man ein Loch mehr in seinem alten, verwahrlosten Staubmantel. Dieses Bild wurde durch die meisten Vertreter des Genres manifestiert, doch etymologisch betrachtet ist ein Cowboy streng genommen nichts weiter als ein Viehhirte, der zur notwendigen Verteidigung seiner Tiere ein Gewehr und ein Colt bei sich trägt. Und manch ein Western entledigt sich dem Mantel der Ikonisierung und versucht eben dieses Bild eines weniger stilisierten Cowboys zu zeichnen. Also eine Darstellung, die realitätsnah zu versuchen scheint und demnach auch auf jegliche Glorifizierungen verzichtet.

Einem solchen Versuch nahm sich 1968 auch Regisseur und Drehbuchautor Tom Gries (Nevada-Pass) mit Der Verwegene an. Mit dem Schauspiel-Urgestein und zweifachem Oscar-Preisträger Charlton Heston (Ben Hur) als titelgebender Viehtreiber Will Penny versucht man hier die Western-Idylle subtil zu entmystifizieren und den dreckigen Alltag eines wahren Cowboys unverfälscht darzulegen. Will Penny ist Teil einer Viehtreiberbande, die sich für einen Job zusammengefunden haben und alltäglichen Machenschaften nachgehen. Berauschende Schießereien, wuchtige Barfights oder andere actiongeladene Spektakel bleiben also auf der Strecke. Viel mehr wird hier das Schicksal eines einfachen Mannes porträtiert, der mit seiner Gutmütigkeit von einer Bredouille in die nächste gerät. Ein ehrlicher Arbeiter, der ordnungsgemäß seinen Job erledigen möchte steht plötzlich im Angesicht mit dem Tod. Und als wäre dies noch nicht Grund genug zur Indignation, kommt ihm auch noch die Natur als derzeitige Übermacht des Menschen in die Quere. Das Pech klebt an diesem Mann wie die Lippen von Charles Bronson (Spiel mir das Lied vom Tod) an seiner Mundharmonika.

Und während in dem einem oder anderem Western ganze Horden von Männern fallen, geht Der Verwegene besonders sorgsam mit seinen Kugeln um. Denn statt ein Massengrab auszuheben wird hier die Frage gestellt, was ein Menschenleben zu jener Zeit wert war. Mit diesem Gedanken tastet sich Tom Gries vorsichtig an das zeitgenössische Denken des Wilden Westens heran und zeigt, dass eben nicht nur eiskalte Vollstrecker mit eisernem Starrsinn durch die staubige Landschaft zogen, sondern auch die ikonischen Cowboys von Moralzerwürfnissen geplagt wurden. Charlton Heston als schnurrbärtiger Samariter, der immer wieder auf den moralischen Zwiespalt anderer trifft: Beistand oder Gleichmütigkeit, Fürsorge oder Unbarmherzigkeit? Für Prediger Quint, verkörpert durch einen grandiosen Donald Pleasence (Die Klapperschlange), ist diese Frage beispielsweise eine der Religion, die sich mit dem Auge um Auge-Prinzip beantworten lässt.  Auch wenn sich diese philosophische Frage im Verlauf des Films verliert, so ist diese Perspektive eindeutig eine, die man bei vielen anderen Genrevertretern vermisst. 

Leider verliert sich der Streifen in der zweiten Hälfte in einer dubiosen und vorhersehbaren Romanze, die nicht nur auf eine extrem faule Weise aufgelöst wird, sondern auch das Katz und Maus-Spiel zwischen dem Protagonisten und der Bande religiöser Fanatiker ausbremst. Die Geschichte verfällt hier kurzerhand in eine Art dröges Kammerspiel, dessen Ausgang dem Zuschauer von Anfang an bewusst ist. Und aus dem sonst so couragiertem Cowboy wird plötzlich ein zimperlicher Bursche, der mit der elysischen Situation überfordert wirkt. Zwar sind jegliche Akteure im Film schon vorher sehr stereotypisch gezeichnet worden, doch an dieser Stelle lief das Fass kurz vor Schluss über. Immerhin bringt das sehenswerte Finale die Handlung wieder auf den rechten Pfad und konfrontiert das Publikum mit der größten Angst des Cowboys: dem Dasein als etwas Anderes. Als hätte Tom Gries das Ende des klassischen Western kommen sehen.

Fazit

"Der Verwegene" ist ein klassischer Western, der seinen Fokus jedoch auf die Realitätsnähe und die divergenten Mentalitäten jener Zeit legt und trotz formelhafter Figurenkonstellation ein eindrucksvolles Abbild des Wilden Westens liefert. Tom Gries und Charlton Heston, der diesen Film angeblich als seinen Filmografie-Favoriten bezeichnete, haben einen Western auf die Beine gestellt, der genau betrachtet erstaunlich wenige typische Genreelemente aufweist und trotzdem als  souveränes Abenteuer des etwas anderen Cowboys funktioniert. Ein solider Ritt in den ruhigen, statt den Wilden Westen. 

Kritik: Oliver Koch

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