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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

1645: Nach drei Jahren Bürgerkrieg versinkt Großbritannien in Chaos und Anarchie. Auf dem Land breitet sich mittelalterlicher Aberglaube aus. Der skrupellose Matthew Hopkins nutzt dies aus und verdingt sich als Hexenjäger. Auf diese Weise füllt er sich die Taschen und befriedigt brutal seine sexuellen und sadistischen Gelüste. Als er und sein Adlatus Stearne jedoch einen Pastor töten, dessen Tochter als Hexe anklagen und schänden, beginnt deren Verlobter, ein Feldherr Cromwells, eine gnadenlose Jagd.

Kritik

Der Hexenjäger sorgte seinerzeit für einen Aufschrei und rief prompt die britische Zensur auf den Plan. Nur stark gekürzt durfte der Film dort aufgeführt werden, während in anderen Ländern zunächst liberaler damit umgegangen wurde. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er auch andernorts zum Teil gar komplett indiziert wurde. Kein Wunder, denn für damalige Verhältnisse überschritt Jungregisseur Michael Reeves (Im Banne des Dr. Monserrat) beinah jegliche Grenzen und Sehgewohnheiten. Ungewöhnlich explizit stellte er die Grausamkeiten während der Inquisition dar, für das Publikum Ende der 60er Jahre ein radikaler Tabubruch. Heute gilt er als kleiner Meilenstein des Horrorfilms, begründete er doch mehr oder weniger ein eigenes Sub-Genre, das im direkten Anschluss für einen kurzen Zeitraum diverse Ableger hervorbrachte, wie z.B. Jess Franco’s (deutlich schwächeren, aber recht prominenten) Der Hexentöter von Blackmoor, den deutsch-österreichischen Exploitation-Geheimtipp Hexen bis aufs Blut gequält oder auch den wesentlich seriöseren Hexenjagd von Otakar Vávra. Michael Reeves konnte von diesem verspäteten Ruhm nichts mehr genießen, es wurde seit letzter Film. Kurz danach verstarb er mit gerade mal 25 Jahren an einer Überdosis, manche Quellen vermuten gar Suizid.

Auch wenn es grob betrachtet nicht der erste Film ist der die Inquisition thematisiert, Der Hexenjäger kann trotzdem mit Fug und Recht als Wegbereiter betrachtet werden. Während der Erfolgswelle der britischen HAMMER-Filme oder der diversen Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen der 60er wurde der B-Horrorfilm ein lukratives, publikumswirksames Geschäft. Die Produzenten installierten sogar gegen den Willen von ReevesVincent Price (Das Pendel des Todes) als Hauptdarsteller, um bewusst auf dieser Welle zu reiten (Reeves favorisierte Donald Pleasence, Halloween – Die Nacht des Grauens). Trotz dieses unglücklichen Umstands (am Set soll es wenig herzlich zugegangen sein) ruft Price nicht nur eine der besten Leistungen seiner Karriere ab, der gewünschte Bezug zu den damals gängigen Vorbildern zerschlägt sich bereits früh. Reeves‘ Film ist nicht gekennzeichnet vom Billig-Pomp günstiger, aber charmanter Studiokulissen; besteht hauptsächlich aus echten, schmucklosen Außenaufnahmen, die so karg, trist und hoffnungslos wirken wie das gesamte Gefühl während dieses gewollten Nicht-Unterhaltungsfilms. Fast möchte man es als nihilistisch bezeichnen, was bei einem Film über Mord, Folter und Hinrichtungen im Namen des Herren eigentlich der völlig falsche Begriff sein mag, aber wie es sich letztlich herauskristallisiert, mit Glaube oder Gottesfürchtigkeit haben die ausführende Hände wenig am Hut. Es dient nur als scheinheilige Legitimation, um entweder dem viehischen Sadismus zu frönen oder eigene, politische und Karriere-relevanten Interessen zu verfolgen.

Die eigentliche (Rahmen)Handlung von Der Hexenjäger wird eher dürftig oder genau genommen zweckdienlich vorgetragen, großes Spannungs-Potenzial bietet des Film (vermutlich bewusst) nicht, muss nur irgendwas erzählen um grobe Genre- und Zuschauer-Bedürfnisse seiner Zeit halbwegs zufriedenzustellen. Das Augenmerk liegt zunächst eindeutig auf der schonungslosen Darstellung damals allgegenwärtiger Gräueltaten und – was viel schockierender ist – das sie bald nichts Außergewöhnliches mehr darstellen. Gängige Praxis, wie Kammerjägern bei der Arbeit zuzusehen. Das Der Hexenjäger trotz seiner notdürftig dazu gestrickten Story dabei nicht nur zur selbstzweckhaften Schock-Attraktion verkommt, liegt zum einen an der bewusst abstoßend, nicht aufgeilend gewählten Präsentation des Grauens und zum (wichtigeren) anderen an seinem bestechenden Schlussakt, in dem er die zeitlichen Grenzen nahezu aushebelt, eine Brücke zu immer noch aktuellem Geschehnissen schlägt. Das Motiv der Bekämpfung des Bösen ist nur Maskerade, hier wird nur aus persönlichen Interessen gemeuchelt und gemordet, legitimiert durch die Chaos-Theorie in einem „Krisengebiet“, ob nun britischer Bürgerkrieg anno 1645 oder…wähle Zeit und Ort. Der Hexenjäger erreicht fast politische Dimensionen in seinem schroffen Gewand, erzählt neben der eigentlichen Handlung wesentlich klarer nicht was hier passiert, sondern wieso. Und das es mit dem angeblichen „Sinn der Sache“ nichts zu tun hat.  

Fazit

Zwischen Horrorfilm wie anklagendem Sitten- und Zeitgemälde findet „Der Hexenjäger“ einen mitunter steinigen, aber faszinierenden, nicht plumpen und (immer noch) sogar leicht schockierenden Mittelweg, der nicht von seiner narrativen, dafür subversiven Stärke zehrt. Gekrönt von der wohl grimmigsten Performance von Vincent Price, ohne ironisches Augenbrauen-Zwinkern konsequent und bestechend finster durchgezogen.

Kritik: Jacko Kunze

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