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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

1875. Ein Hochtal. Der Pfad dorthin wenig mehr als ein halb verwitterter Fußsteig zwischen Felsen. Dass dort so nah unter dem Himmel jemand lebt, ist unten kaum mehr als eine halb vergessene Legende. Herbst. Schon liegt der Geruch von Schnee in der Luft. Ein Fremder reitet auf seinem Pferd, ein schwer beladenes Maultier hinter sich her ziehend, durch die schmale Kluft zwischen den Felswänden in die Hochebene hinein. Auf die geduckt liegenden Höfe zu. Sechs Männer erwarten ihn. Hinter ihnen die wenigen, feindseligen Bewohner des Tals. Der Fremde wird den Winter über im Tal bleiben. Gegen gute Bezahlung. Greider. Die sechs Söhne des Brenner Bauern gestatten es ihm. Sie ahnen nicht, dass er ihr furchtbares Geheimnis kennt. Und das ihres Vaters, des Brenner Bauern, der seit Menschengedenken Herr über das finstere Tal ist. Sie ahnen nicht, dass Greider Vergeltung will. Für alles.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der deutschsprachige Genre-Film findet allmählich endlich wieder zurück zu einer Stärke, mit der man sich durchaus anfreunden kann, hat man derlei qualitative Regionen doch in der hiesigen Domäne über Jahre vermissen müssen. Und ausgerechnet unsere österreichischen Nachbarn sind es, die uns dreist den Schneid abkaufen und in erstaunlicher Fasson aufzeigen, wie man das Genre-Kino einwandfrei aufleben lässt, während wir uns mit ungenießbaren (Horror-)Kalauern wie „Lost Place“ oder „Zimmer 205 – Traust du dich rein?“ kläglich abmühen – und scheitern. Die Österreicher hingegen haben zuletzt mit „Blutgletscher“ eine mehr als ansehnlichen Body-Horror-Hommage vorzuweisen gehabt, die gerade durch ihre exzellent fotografierte Alpenkulisse eine unausweichliche Atmosphäre generierte. Jetzt wird mit der bereits mit reichlichen Auszeichnungen honorierten ZDF/ORF-Koproduktion „Das finstere Tal“ von Andreas Prochaska nachgelegt, einem stilechten Western, der sich zu keiner Zeit dazu gezwungen sieht, sich irgendwo anbiedern zu müssen, sondern vielmehr die archaischen Ursprünge des facettenreichen Genres internalisierte.

Nach einem hektisch-nebulösen Auftakt, der im Folgenden noch seinen Sinn ergeben wird, in dem eine Frau gewalttätig ihrem Liebsten entrissen wird, veranschaulicht „Das finstere Tal“ direkt mal ohne Umschweife, mit was für einem audiovisuellen Meisterwerk wir es in den nächsten gut zwei Stunden zu tun bekommen werden. Erneut in den Alpen verortet, ist „Das finstere Tal“ zweifelsohne einer der stimmungsvollsten Schnee-Western, wie man es in dieser fundierten Güteklasse wohl nur von Sergio Corbucci„Leichen pflastern seinen Weg“ kannte. Zu Clara Luzias „Sinnerman“ reitet ein Mann (Sam Riley), der archetypische Fremde, durch die imposanten Schluchten des alpinen Setting und lässt düster-nebelverhangene Nadelwälder und schneebedeckte Gipfel hinter sich, bis er ein verschlammtes Dorf in einem Hochtal erreicht – Die Illustrationen tragen selbstredend allegorisches Profil. Von Beginn an legt sich der Fremde, sein Name ist Greider, gekommen aus Amerika, sublim wie ein Damoklesschwert über den von der Außenwelt isolierten Mikrokosmos. Niemand weiß, was Greider im Schilde führt, doch durch die Übergabe einiger Goldstücken ist es ihm erlaubt, den bevorstehenden Winter im von der tyrannischen Brenner-Familie bestimmten Dorf zu verbringen.

Die Handlung von „Das finstere Tal“ mag berechenbar sein, gerade auch, weil die Geschichten um den Rächer, der eine Rechnung aus der Vergangenheit zu begleichen hat, schon seit jeher als stereotypisiert gilt. Andreas Prochaska publiziert „Das finstere Tal“ aber als eine Art ungemein Genre-affines Western-Konzentrat, verschränkt sich gänzlich gegen jeden Anflug von Ironie und lässt seine schiere Humorlosigkeit nicht zuletzt vom wummernden Bass akzentuieren. Greider, der Texaner, ein echter Cowboy mit amerikanischen Akzent, gibt sich als Fotograf aus und versetzt Luzi (Paula Beer), in dessen Behausung er den Winter über unterkommen sollte, in Erstaunen, als er angibt, schon mal echte Indianer in seinem Leben gesehen hat. Die Menschen aus dem Hochtal kennen die Welt nicht, die hinter den steilen Bergwänden liegt, sie haben es nie gewagt, ihrem von Terror und Gewalt diktierten Gefängnis durch die engen Geröllpassagen zu entfliehen. Mit Greider kommt nun ein Mensch, der sich erst als Beobachter zu verstehen gibt, der den inneren Rhythmus des Dorfes studiert, um die hierarchischen Gesetze anschließend zu durchbrochen und womöglich auch die Einwohner zu erlösen.

„Das finstere Tal“ ist ein todernstes, schmutziges und in seiner konsequenten Härte wirklich erdrückendes Werk (FSK 12 – Hilfe!), welches mit höchster Sorgsamkeit den Umgang mit der erschlagend-haptischen Kulisse, der akkuraten Ausstattung und dem detaillierten Szenenbild (die Mise en Scène im Allgemeinen ist exzellent) auch zum reinrassigen Heimatfilm taugt und in dieser handwerklichen Extraklasse der historischen Zeit in hervorragender, weil auch ungemein naturalistischer, Suggestion nachempfunden wurde. Die beklemmende Synergie aus den atmosphärischen Aufnahmen und dem brodelnden Klangteppich, der sich mit instrumentaler Untermalung und toll eingespielten Liedern abwechselt, konvertiert die weißen Massen zum von martialischen Vehemenz signierten Schlachtfeld. Kugeln reißen in stilistischer Zeitlupe und begleitet von Streaming Satellites' „How Dare You“ tiefe Löcher in die Körper. Wer meint, derlei Szenen wie der Showdown im Wald wären gewaltverherrlichend oder romantisieren mit der genre-typischen Brutalität, der täuscht sich. Jeder Schuss vergegenwärtigt die Qualen des Dorfes und versucht sich zum Befreiungsschlag aufzubäumen, bis der Schnee vom quellenden Rot eingenommen wird. Was für ein Brocken von Film.

Fazit

Am Ende manifestiert „Das finstere Tal“ folgende Erkenntnis: „Freiheit ist ein Geschenk, das sich nicht jeder gern machen lässt.“ Ein Satz, der viel über die sozialen wie gesellschaftlichen Bedingungen in diesem von Gewalt und Terror dominierten alpinen Mikrokosmos aussagt. Wer sich als echter Western-Fan versteht, der wird an „Das finstere Tal“ seine reine Freude haben, so konzentriert wie sich Andreas Prochaska auf die Ursprünge des Genres zurückbesinnt. Ein hartes, audiovisuell bezirzendes Erlebnis. Eben mal wieder nach langer, langer Zeit ein echter Western.

Kritik: Pascal Reis

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