Die Umsatzzahlen am US-Box-Office fielen, wie erwartet, nicht besonders beeindruckend aus. Dennoch ist diese Woche bemerkenswert – denn eigentlich gäbe es eine neue Nummer eins. Eigentlich. Was genau dahintersteckt und welche Rollen ein Geheimniskrämerei und Netflix spielen, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Kurios: Die wahre Nummer eins schafft es nicht in die Charts
Wie bereits berichtet, sollte die Singalong-Version des Netflix-Animationsfilms KPop Demon Hunters bis zu 20 Millionen US-Dollar einspielen. Besonders auffällig war dabei, dass der Film nur zwei Tage lief, AMC – die größte Kinokette der USA – den Titel komplett boykottierte und er ohnehin schon seit einiger Zeit problemlos auf Netflix verfügbar ist.
Mittlerweile steht fest: Die 20-Millionen-Marke wurde zwar knapp verfehlt, doch KPop Demon Hunters konnte beeindruckende 18 Millionen US-Dollar erzielen – mehr als jeder andere Film in Nordamerika in dieser Woche. Trotzdem findet der Titel keinen Einzug in die offiziellen Kinocharts.
Der Grund: Netflix veröffentlicht im Gegensatz zu den klassischen Filmstudios keine offiziellen Umsatz- oder Zuschauerzahlen. Die 18-Millionen-Zahl basiert ausschließlich auf Schätzungen von Experten und Analysten.
Daher gilt: KPop Demon Hunters war mit großer Wahrscheinlichkeit der erfolgreichste Film der Woche in den USA und Kanada – doch nach den strikten Regeln der Charts zählt nur, was offiziell bestätigt wird. Ohne offizielle Zahlen bleibt der Film also unsichtbar in den Ranglisten.
Warner darf den Spitzenplatz behalten
Nutznießer davon, dass Netflix keine Zahlen preis gibt ist Weapons, der weiter auf Platz eins steht. Mit rund 15 Millionen US-Dollar übertrifft der Horrorfilm die Erwartungen deutlich, nachdem Analysten ursprünglich nur von etwa 13,5 Millionen ausgegangen waren. Schon am Freitag setzte der Film mit fast 5 Millionen ein starkes Signal, dass er sich trotz Konkurrenz behaupten kann.
Damit steigert sich das Gesamtergebnis auf über 115 Millionen US-Dollar in Nordamerika – ein bemerkenswerter Wert für einen Genrefilm, der gerade auch auf Social Media für Aufsehen sorgt. Warner gelingt damit der nächste Coup im Horrorfach, ein Segment, das seit Jahren zu den zuverlässigsten Publikumsmagneten zählt.
Interessant ist vor allem die Entwicklung der Rückgänge: Nach einem deutlichen zweiten Wochenende scheinen die Zahlen nun stabiler zu verlaufen, was für eine längere Lebensdauer an den Kinokassen spricht. Gerade im Horrorbereich, wo oft der schnelle Start über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, ist dies eine kleine Seltenheit.
Autor und Regisseur Zach Cregger festigt mit diesem Ergebnis seinen Ruf als neue feste Größe im Genre. Nach dem Überraschungserfolg von Barbarian ist nun klar, dass sein Gespür für atmosphärische Stoffe keine Eintagsfliege war. Wir sind gespannt, wie sein Resident Evil sich schlagen wird, der für Herbst 2026 angekündigt ist und unter dem Banner von Sony entsteht.
Lohan und Curtis weiterhin auf Rang zwei (na ja... eigentlich drei)
Auf dem zweiten Rang hält sich Freakier Friday mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis. Mit 9 Millionen US-Dollar am Wochenende verzeichnet der Film zwar einen Rückgang um 37 Prozent, überschreitet aber nun die Marke von 70 Millionen US-Dollar Gesamteinspiel.
Das Projekt konnte von Beginn an auf Nostalgie und Familienpublikum setzen. Auch wenn die Begeisterung nach dem starken Start etwas abnimmt, bleibt der Film ein solider Erfolg für Disney, das derzeit ohnehin stark auf bekannte Markennamen baut. Die leicht schräge, humorvolle Neuinterpretation des Körpertausch-Themas erweist sich dabei als genau der richtige Stoff, um über mehrere Wochen im Spielplan zu bleiben.
Bemerkenswert ist zudem die Stabilität im Familiensegment: Trotz Konkurrenz durch Animationsfilme behauptet sich Freakier Friday als feste Größe. Mit Blick auf die nächsten Wochen dürfte der Film ohne große Mühe die 90-Millionen-Marke anpeilen.
Das MCU klettert nach oben und läuft dennoch alten Erfolgen hinterher
Auf Platz drei klettert in dieser Woche Disneys Fantastic Four: First Steps, der mit weiteren 5,8 Millionen US-Dollar nunmehr auf über 257 Millionen Gesamteinspiel in Nordamerika kommt. Ein Rückgang um 36 Prozent im fünften Wochenende ist durchaus solide und bewegt sich im Rahmen üblicher Verläufe. Dennoch lässt sich nicht übersehen, dass das MCU 2025 seinen früheren Glanz an den Kinokassen spürbar eingebüßt hat.
Denn keines der diesjährigen Marvel-Projekte – weder Captain America: Brave New World noch Thunderbolts* oder eben First Steps – schaffte es, die globale Marke von 700 Millionen US-Dollar zu erreichen, die früher fast schon eine Selbstverständlichkeit war. First Steps liegt international aktuell bei unter 480 Millionen US-Dollar, womit das Endergebnis mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 500 und 550 Millionen landen dürfte. Zwar konnte der Film diese Woche noch einen Platz gutmachen, doch die heiße Phase seines Laufs scheint unübersehbar dem Ende entgegenzugehen.
Ein kleiner Vorteil könnte allerdings darin liegen, dass in den kommenden Wochen keine übermächtige Konkurrenz an den Start geht. So könnte First Steps zumindest noch eine Weile solide nachlaufen und sich in kleinen Schritten seinem finalen Ergebnis annähern. Doch an der grundsätzlichen Entwicklung ändert das wenig: Was einst als sichere Milliarden-Marke galt, ist für Marvel inzwischen in weite Ferne gerückt.
Hinzu kommt, dass First Steps nach gegenwärtigem Stand die Gewinnschwelle wohl noch nicht überschritten hat. Je nach Quelle lag das Produktionsbudget bei 250 bis 300 Millionen US-Dollar, hinzu kommen die üblichen Marketingkosten, die in dieser Größenordnung locker 150 bis 200 Millionen betragen. Damit müsste das weltweite Einspiel mindestens 500 bis 600 Millionen erreichen, um überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben. Dass dieser Wert nur knapp oder vielleicht gar nicht erreicht wird, unterstreicht eindrucksvoll, wie sehr das Marvel-Label derzeit um seine frühere Strahlkraft kämpfen muss.
Liebenswerte Schurken schieben sich einen Platz nach vorne
Mit etwas über 5 Millionen US-Dollar landet Die Gangster Gang 2 auf Platz vier und gewinnt damit einen Platz. Nach vier Wochen beläuft sich das Einspiel damit auf über 66 Millionen, was zwar unterhalb der größten DreamWorks-Erfolge liegt, aber dennoch ein solider Wert für eine Fortsetzung ist, die ab Donnnerstag auch in den deutschen Kinos startet.
Der Rückgang von 32 Prozent fällt vergleichsweise milde aus, was auf eine konstante Nachfrage bei Familien hindeutet. Auch wenn der Film nicht die Höhen der großen Animationshits erreicht, hat er sich in einem hart umkämpften Markt gut behauptet. Universal und DreamWorks können mit diesem Ergebnis zufrieden sein: Zwar wird das Sequel wohl nicht die 100-Millionen-Marke erreichen, doch die Marke ist weiterhin lebendig und behält ihre Anziehungskraft.
Ein Niemand rutscht ab
Weit schwerer tut sich Nobody 2. Die Actionfortsetzung mit Bob Odenkirk stürzte bereits in ihrer zweiten Woche um ganze 62 Prozent ab und bringt es nur noch auf 3,5 Millionen US-Dollar. Das Gesamtergebnis liegt damit bei mageren 16,3 Millionen.
Nach einem ordentlichen Auftakt deutet nun vieles darauf hin, dass das Interesse am Franchise deutlich geringer ausfällt als noch beim Erstling. Für Universal ist dieses Resultat eine klare Ernüchterung und könnte die Zukunft der Reihe infrage stellen. Fans sollten also lieber nicht mit einem dritten Teil rechnen. Wahrscheinlicher ist es eher, dass Regisseur Timo Tjahjanto (The Night Comes for Us) nach Nobody 2 vermehrt in Hollywood tätig sein wird.
Eine spannende Frage drängt sich in diesen Tagen auf: Hat die Actionwelle, die 2014 mit John Wick losgetreten wurde, inzwischen ihren Höhepunkt überschritten? Zwar gehören Nobody und John Wick offiziell nicht demselben Universum an, doch beide Figuren stammen aus der Feder von Autor Derek Kolstad – und folgen einer ganz ähnlichen Handschrift: kompromisslose Action, ein ausgebautes Worldbuilding und ein Held, der oft eher ungewöhnlich als klassisch erscheint.
Doch genau dieses Erfolgsrezept könnte inzwischen Abnutzungserscheinungen zeigen. Die jüngsten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Der Flop von From the World of John Wick: Ballerina und das durchwachsene Abschneiden von Nobody 2 legen nahe, dass das Publikum möglicherweise müde wird von der immer gleichen Mixtur aus stylischer Brutalität und düsterer Unterwelt-Mythologie.
Die Frage lautet also: Handelt es sich lediglich um eine kurze Durststrecke – oder hat sich die Formel tatsächlich überlebt und braucht das Genre dringend neue Impulse? Wir werden sehen.
Ausblick auf die kommende Woche
Mit Spannung wird Caught Stealing erwartet. Die Adaption des Romans von Charlie Huston ist die neuste Regiearbeit von Darren Aronofsky. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass der Film gute Chancen hat, sich direkt in den Top 5 festzusetzen. Hierzulande startet die Thrillerkomödie mit Austin Butler, Vincent D'Onofrio, Zoë Kravitz, Liev Schreiber, Matt Smith, Regina King und Musiker Bad Bunny am 28. August 2025 in den Kinos. Auf Kritiken gibt es ein Embargo bis Mittwochnachmittag.
Mit Die Rosenschlacht startet ein Werk, das vor allem ein älteres Publikum ansprechen dürfte. Die schwarze Komödie mit Benedict Cumberbatch, Olivia Colman, Kate McKinnon, Andy Samberg und Allison Janney könnte gerade bei reiferen Kinogängern für solide Zahlen sorgen und damit eine Nische besetzen, die im aktuellen Kinoprogramm nur selten bedient wird. Der deutsche Kinostart für die Neuverfilmung von Der Rosenkrieg erfolgt ebenfalls am 28. August 2025. Ob das reicht, um ganz vorne mitzuspielen, bleibt jedoch abzuwarten. Kritiken dürfen ab Montagabend veröffentlicht werden.
Ganz anderer Natur ist The Toxic Avenger. Die Neuauflage des berüchtigten Kultklassikers läuft in den USA unrated und richtet sich klar an Genrefans. Ob der Titel in der Breite genug Zugkraft entwickelt, um die Top 5 zu knacken, bleibt allerdings fraglich – doch die Aufmerksamkeit in Fangemeinden ist ihm sicher. Deutsche Zuschauer müssen sich allerdings länger gedulden: Der Film ist hierzulande ab dem 25. September 2025 zu sehen, läuft zuvor jedoch bereits im Rahmen des Fantasy Filmfest.