Wenn man sich mit Baseball auskennt, dann merkt man sofort, worauf der Titel Caught Stealing hinaus will. Und wenn man versucht, die Base zu stehlen, dann sollte man lieber schnell sein, sonst wird man noch dabei erwischt und dann ist alles für die Katz’. Wer hätte es gedacht, dass der Film, der zunächst nur mit dem oberflächlichen Vergnügen und rohen Gewalt lockt, so tiefgründig sein kann und sich auf mehreren Ebenen abspielt, bis sich am Ende irgendwie alles zusammenfügt? Obwohl Caught Stealing recht langsam startet, gewinnt er immer mehr an Tempo, bis man sich mittendrin in einer rasanten Verfolgungsjagd wiederfindet. Dabei fängt alles so harmlos an. Hank (Austin Butler, The Bikeriders) muss auf die Nachbarkatze aufpassen und er tut nichts anderes, als in einer Bar zu arbeiten und mit seiner sexy Freundin (Zoë Kravitz , Big Little Lies) abzuhängen. Dank Austin Butler ist das alleine schon ein Highlight des Films, denn die beiden haben eine unglaubliche Chemie miteinander und während andere Schauspieler, die ein Liebespaar mimen, oft nur ein Pflichtprogramm abspulen, zeigen Zoey und Austin allen, wo der Hammer hängt. Sie sind unfassbar heiß zusammen und es knistert so sehr, dass die Leinwand schon fast beschlägt. So viel Hingabe bei der Darstellung eines Liebespaares sieht man selten und das ist erst der Anfang.
Im Laufe der Zeit wird der Film noch viel besser. Er steigert sich quasi von Minute zu Minute und bombardiert die Zuschauer mit überraschenden Wendungen, Gewaltdarstellungen und Rumgeballer und egal, was Hank die ganze Zeit passiert, er sagt immer noch „I can handle it“ und das, obwohl er ständig vom Pech verfolgt zu sein scheint. Nicht nur das, er bringt auch noch alle Menschen in seiner Nähe in Gefahr. Doch genau das ist der Knackpunkt des Films, denn diese gefährlichen Situationen entpuppen sich häufig als ziemlich lustig und gerade, wenn Caught Stealing die Ernsthaftigkeit hinter sich lässt, kann man diesen Film erst so richtig genießen. Dann wird es genial! An Caught Stealing stimmt einfach alles: das Erzähltempo, die perfekt gesetzten Höhepunkte, der Spannungsaufbau und die Gewaltdarstellungen. Es macht einfach Spaß zuzusehen, ob es nun um Folter oder Schießereien geht.
Caught Stealing entfaltet immer mehr seinen Exploitationscharakter und dank seines überragenden Talents kann Austin Butler alles spielen, er kann sowohl Tränen vergießen als auch in einer lustigen Szene problemlos bestehen. Er wird vom Regisseur (Darren Aronofsky, The Wrestler) jedes Mal gekonnt in Szene gesetzt und er weiß genau, wie er Austin Butlers körperliche Präsenz und seine überragende Mimik in den Vordergrund rückt. Man gewinnt fast den Eindruck als wäre der Regisseur in seine Hauptfiguren verliebt und er lässt sie in dem besten Licht erstrahlen. Es sind teilweise wunderschöne, ästhetische Bilder entstanden, wie beispielsweise Aufnahmen von Austin Butler am Meer. Diese ruhigen Bilder stehen im Kontrast zur brutalen Gewalt in Form von Blutvergießen und sogar Tötungen. Beide Aspekte des Films sind fesselnd und verbinden sich zu einem schrägen Ganzen, zu etwas, von dem man seine Augen nicht lassen kann. Abgesehen von der Gewalt gibt es noch jede Menge schwarzen Humor und dieser Humor macht weder vor Russen noch vor Juden halt und erinnert stellenweise an den genialen jüdischen Film Bad Shabbos, der dieses Jahr auf dem Jüdischen Filmfestival Berlin-Brandenburg gezeigt wurde.
Wem das noch nicht reicht, der wird sich sicherlich an der tiefgründigen Hintergrundgeschichte von Hank erfreuen, denn wie der Titel schon verrät, geht es irgendwie auch um Baseball, und das, obwohl man kein einziges Baseballspiel so richtig zeigt. Doch man weiß trotzdem ganz genau, was die Hauptfigur bewegt und warum Hank so geworden ist, wie er ist. Der Film, der übrigens auf einem Roman basiert, beantwortet alle Fragen und entlässt das Publikum wunschlos glücklich. Das Bemerkenswerte an Caught Stealing ist, dass sich alles ganz anders entwickelt als man es ursprünglich gedacht hat und alle Entscheidungen, die im Drehbuch getroffen wurden, haben durchaus ihre Berechtigung und haben die Handlung massiv weiter gebracht. Es ist alles stimmig an diesem Film und geradezu perfekt und die Krönung des Ganzen ist natürlich der geile Soundtrack.