Bildnachweis: © Marvel Studios | Szene aus "Thunderbolts*"

Box Office: "Thunderbolts*" übernimmt erwartungsgemäß die Spitze – doch "Blood & Sinners" bleibt stark

von Sebastian Groß

Große Titel werfen bereits ihre Schatten voraus – doch an diesem Wochenende gehörte das Rampenlicht einmal mehr den Superhelden. Für sie kommt es gerade recht, dass sowohl diese als auch die kommende Woche kaum nennenswerte Konkurrenz im Blockbuster-Segment bereithalten. Genießen wir also die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm – jenen Sturm, den demnächst unter anderem ein weltbekannter Renn-Enthusiast sowie ein kleines, blaues Alien auf der Kinoleinwand entfachen dürften.

Ein Sternchen erobert den ersten Platz

Das kleine Wunder einer erneuten Titelverteidigung blieb Blood & Sinners verwehrt. Wie allgemein erwartet, hat Thunderbolts* aus dem Hause Marvel Studios souverän die Spitzenposition übernommen. Der mittlerweile 36. Film des Marvel Cinematic Universe wurde in 4.330 nordamerikanischen Kinos gestartet und erzielte am Eröffnungswochenende ein Einspielergebnis von rund 76 Millionen US-Dollar. Weltweit beläuft sich das aktuelle Box-Office auf rund 162 Millionen US-Dollar – Tendenz steigend.

Nach dem eher verhaltenen Abschneiden von Captain America: Brave New World im Frühjahr scheint Thunderbolts* klar im Vorteil. Zwar konnte sich auch der vierte Captain America-Film zunächst respektabel behaupten, verzeichnete in seiner zweiten Woche jedoch einen drastischen Einbruch beim Zuschauerinteresse von 68 Prozent. Es bleibt also abzuwarten, ob Thunderbolts* auf längere Sicht ein echter Triumph oder eher eine kleine Enttäuschung für das Studio wird.

Zum jetzigen Zeitpunkt spricht jedoch vieles dafür, dass der Film – gestützt durch überwiegend positive Kritiken und ein wohlgesonnenes Publikum – auch in der zweiten Woche ordentliche Zahlen vorlegen kann. Branchenüblich dürfte der Rückgang zwar spürbar ausfallen, doch es stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich der Drop im moderaten Bereich bewegt.

Die kolportierten Produktionskosten belaufen sich auf etwa 150 bis 200 Millionen US-Dollar – Marketing wie stets nicht inbegriffen. Damit müsste der Film global mindestens 350 bis 400 Millionen US-Dollar einspielen, um als finanzieller Erfolg gewertet zu werden. Nach aktuellem Stand erscheint das durchaus machbar. Auch weil die Marvel Studios bereits mit dem Film alleine 75 Millionen US-Dollar mit Werbepartner eingenommen haben - darunter Waschmittel und Cornflakes.

Ein beachtlicher Erfolg - selbst auf dem zweiten Platz

Zwar musste sich Blood & Sinners (Originaltitel: Sinners) auf den zweiten Platz zurückziehen, doch von einer Enttäuschung kann keine Rede sein. Auch in seiner dritten Woche läuft der Film weiterhin außerordentlich gut. Nachdem der Rückgang am zweiten Wochenende sensationell niedrige sechs Prozent betrug, fiel das Zuschauerinteresse nun – wie zu erwarten – etwas stärker ab. Dennoch: Ein Rückgang von lediglich 28 Prozent in der dritten Woche ist nach wie vor exzellent.

Sinners wurde zuletzt noch in 3.347 nordamerikanischen Kinos gezeigt und konnte dort erneut 33 Millionen US-Dollar generieren. Das bisherige Inlandseinkommen beläuft sich damit auf rund 180 Millionen US-Dollar. Die Produktionskosten sollen bei etwa 110 Millionen US-Dollar liegen. Fachleute schätzen, dass ein weltweites Einspielergebnis von mindestens 290 Millionen US-Dollar nötig sein dürfte, um die Gewinnzone zu erreichen.

International läuft der Film nicht ganz so überragend wie im heimischen Markt, weshalb der endgültige finanzielle Erfolg etwas relativiert werden könnte. Dennoch hat Warner hier zweifellos einen prestigeträchtigen Titel im Portfolio, der dem Studio womöglich über Jahre hinweg von Nutzen sein wird.

Ein Minecraft Film hält sich wacker – der Hype aber flacht ab

Einen Rang nach oben ging es für Ein Minecraft Film, der sich in seiner fünften Woche auf Platz drei zurückgekämpft hat. Der Film läuft derzeit noch in 3.571 Kinos – rund 270 weniger als in der Vorwoche – und spielte dort weitere fast 14 Millionen US-Dollar ein. Das nordamerikanische Gesamteinspiel liegt nun bei beinah 400 Millionen US-Dollar.

Es zeichnet sich allerdings ab, dass der Hype deutlich nachlässt. Der Traum von Warner, mit Ein Minecraft Film die Milliardenmarke zu knacken, dürfte kaum noch Realität werden. Parallelen zu Wicked von Universal drängen sich auf – ein Film, der trotz Hype (international) zu schnell an Zugkraft verlor. Nicht missverstehen! Wicked war ein Hit, aber halt nicht der, der über eine Milliarde US-Dollar einspielte.

Während Wicked auf starke Konkurrenz traf, liegt das Problem bei Ein Minecraft Film eher in der stagnierenden Publikumsneugier. Überschäumende Fanreaktionen in den sozialen Netzwerken und bei speziellen Screenings haben dem Titel einerseits Aufmerksamkeit verschafft, könnten aber gleichzeitig andere Zuschauer abgeschreckt haben. Hinzu kommt, dass die Kritiken überwiegend verhalten bis negativ ausfielen.

Ein Flop ist der Film freilich nicht – im Gegenteil: Mancherorts werden sogar Sing-Along-Vorstellungen angeboten. Dennoch ist unübersehbar, dass sich Ein Minecraft Film nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Popularität befindet.

The Accountant 2: Unspektakulär im Kino, aber sicher im Streaming ein Hit

The Accountant 2 musste seinen dritten Platz an Ein Minecraft Film abtreten und belegt – analog zur deutschen Kinoauswertung – in seiner zweiten Woche Rang vier. Gezeigt wurde der Thriller in 3.610 Kinos und nahm dort rund 9,7 Millionen US-Dollar ein. Gesamt steht er inländisch bislang bei über 41 Millionen US-Dollar,

Schon der erste Teil konnte an den Kinokassen nur begrenzt überzeugen, wurde jedoch im Streaming zu einem regelrechten Überraschungshit – vermutlich der ausschlaggebende Grund warum Amazon MGM der Entstehung der Fortsetzung zugestimmt haben.

Es ist davon auszugehen, dass der wehrhafte Buchhalter mit Autismus-Spektrum noch ein oder zwei Wochen in den Top 5 verweilen wird, bevor er ins Heimkino weiterwandert. Auf Prime Video dürfte The Accountant 2 dann sein eigentliches Publikum finden – und dort womöglich zu einem echten Publikumsliebling avancieren.

Until Dawn hält Platz 5 die Treue

Den Abschluss der Top 5 bildet (genau wie letzte Woche) Until Dawn , die Videospielverfilmung von (Annabelle 2), die aktuell in 3.055 nordamerikanischen Kinos läuft. In der zweiten Woche spielte der Film noch einmal rund 3,8 Millionen US-Dollar ein, was einem deutlichen Rückgang von 67 Prozent entspricht.

In Nordamerika konnte er im Kino bislang nur etwas über 14 Millionen US-Dollar einspielen. Dieses Ergebnis legt nahe, dass der Titel sich nicht mehr lange im regulären Kinoprogramm halten wird. Allerdings – ähnlich wie bei The Accountant 2 – dürfte das eigentliche Zielpublikum eher im Heimkino erreicht werden.

Da Sony einen festen Deal mit Netflix unterhält, kann man davon ausgehen, dass Until Dawn etwa vier bis sechs Monate nach Kinostart beim Streamingriesen verfügbar sein wird – womöglich pünktlich zu Halloween. Dort dürfte der Film – zumindest seinem Genre gemäß – auf weit größeres Interesse stoßen als derzeit im Kino.

Ausblick auf die kommende Woche

In der kommenden Woche sind keine Titel in Sicht, die an den Kinokassen für größere Ausschläge sorgen dürften. Weder der wohl eher konventionelle Shadow Force - Die letzte Mission von Action-Spezialist (Smokin' Aces, Boss Level), noch die A24-Tragikomödie Friendship mit und  werden voraussichtlich das bestehende Ranking durchrütteln.

Shadow Force mit und Oscar-Preisträgerin startet hierzulande am 8. Mai. Friendship hat noch keinen hiesigen Termin für die Kinos. 

Keine Sorge: Der Mai hält einige Schwergewichte bereit – darunter Final Destination 6: Bloodlines, Mission: Impossible - The Final Reckoning, Lilo & Stitch sowie Karate Kid: Legends. Jeder dieser Titel hat das Zeug, frischen Wind in die Charts zu bringen – oder sie komplett neu zu sortieren. Nur nächste Woche wird es noch nicht so weit sein. Bis dahin.

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