Inhalt
SISU: ROAD TO REVENGE ist ein kompromissloses Action-Spektakel, die Fortsetzung des Überraschungshits SISU. Zurückgekehrt an den Ort, an dem seine Familie während des Krieges grausam ermordet wurde, reißt „der Mann, der nicht sterben will“ (Jorma Tommila) das Haus ab, lädt es auf einen Lastwagen und ist fest entschlossen, es an einem sicheren Ort zu Ehren seiner Angehörigen wieder aufzubauen. Doch als der sowjetische Kommandant, der seine Familie getötet hat (Stephen Lang aus Don’t Breathe), zurückkehrt, um das Werk zu vollenden, entbrennt eine gnadenlose, spektakuläre Verfolgungsjagd quer durchs Land – ein Kampf auf Leben und Tod, gespickt mit raffinierten, kaum fassbaren Actionsequenzen.
Kritik
Der erste Sisu hinterließ 2022 einen eigenwilligen, aber äußerst unterhaltsamen Eindruck: ein wortkarger Einzelkämpfer, der sich mit trotzigem Überlebenswillen durch die letzten Kriegstage schlägt, eine reduzierte Figurenkonstellation und ein eruptiver Gewaltgrad, der eher an übersteigerte Grindhouse-Fantasien als an klassisches Kriegsabenteuer erinnerte. Die erzählerische Schlichtheit war Programm, die Inszenierung zielgerichtet, die Action kraftvoll – allerdings brauchte der Auftakt eine Weile, bis der völlige Wahnsinn seine Bühne eroberte. Genau an diesem Punkt setzt Sisu: Road to Revenge an und zieht die Schrauben fester: weniger Charaktere, weniger Dialoge, dafür mehr aberwitzige Einfälle und ein noch entschlosseneres Auskosten der setpiece-getriebenen Struktur.
Das Sequel verändert das Grundkonzept kaum, konzentriert jedoch alles, was die Vorlage ausmachte. Es gibt keine einzige Frauenfigur – wie man das interpretiert, bleibt jedem selbst überlassen –, und die ohnehin knappe Sprache wird weiter verknappt, sodass Jorma Tommilas schweigsamer Protagonist diesmal vollständig im Bereich des nahezu Stummen agiert. Die Welt von Sisu 2 wirkt dadurch noch hermetischer, fast wie ein schneidender Hauch, der jede Form von Sentimentalität sofort erfrieren lässt. Der Film vertraut vollständig auf seine visuelle Erzählkraft, auf die Körperlichkeit seines Helden und auf das fortwährende Eskalieren seiner Actionbilder.
Neu im Ensemble sind Avatar-Fiesling Stephen Lang und Richard Brake, zwei Genre-Veteranen mit markanter Präsenz. Während Brake (31 - A Rob Zombie Film) eher wie ein charmantes Bonus-Element wirkt – ein kleiner Gruß an Fans, die ihn ohnehin lieben –, versucht der Film, aus Langs Rolle deutlich mehr zu machen. Optisch passt er vortrefflich in dieses harsche Szenario, und seine Aura aus autoritärem Pragmatismus verleiht dem Antagonisten eine gewisse Schwere. Dennoch stand Aksel Hennie (Der Marsianer - Rettet Mark Watney) im Vorgänger besser im Zentrum des Konflikts, weil seine Figur aktiver ins Geschehen eingriff und den Protagonisten narrativ stärker herausforderte. Lang hingegen bleibt über längere Strecken auf Behauptungen und Drohgebärden beschränkt. Trotzdem fügt er sich hervorragend in die Welt ein und wirkt wie eine Faust, die darauf wartet, auf Granit zu treffen. Man hätte sich lediglich mehr direkte Konfrontationen zwischen ihm und dem unerschütterlichen Helden gewünscht.
In puncto Action baut das Sequel, das erneut von Regisseur Jalmari Helander (Rare Exports) inszeniert wurde, seine größte Stärke konsequent aus. Während der erste Teil geduldig auf sein Chaos zusteuerte, lässt Road to Revenge kaum Zeit verstreichen, bis die kreativen Ausschweifungen beginnen. Es gibt kopflastige Raketentreffer, zündende Sprungeinlagen, den erfinderischen Einsatz von Lkw-Bauteilen und zahlreiche weitere Momente, die nicht einmal im Ansatz an Realismus interessiert sind. Wer eine glaubwürdige Kriegsdarstellung sucht, wird hier gewiss nicht glücklich. Wer hingegen Spaß an überzogenen, blutig-ironischen Einfällen hat und eine FSK-18-Ballerei mit Verve schätzt, dürfte sich bestens unterhalten fühlen. Jede Szene bringt etwas Neues, etwas, das überrascht, amüsiert oder schlicht überwältigt – und genau darin liegt der Reiz.
Man kann anmerken, dass Sisu 2 weniger groß oder episch wirkt, als einzelne Marketingelemente vermuten ließen. Doch seine Gradlinigkeit wird durch ein bemerkenswert präzises Gespür für rhythmische Abstufungen und visuelle Klarheit ausgeglichen. Jede Actionszene besitzt Wiedererkennungswert, ist handwerklich sauber gebaut und hinterlässt einen klaren Eindruck – ein Verdienst der pointierten Inszenierung und der unerschütterlichen Konsequenz, mit der die Serie ihre eigene Logik verfolgt. So entsteht nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern ein Werk, das gegenüber dem ersten Film spürbar selbstbewusster wirkt. Wer am Vorgänger Freude hatte, darf sich darauf verlassen, dass Sisu: Road to Revenge diese Freude nicht nur erneuert, sondern intensiviert.
Fazit
"Sisu: Road to Revenge" verdichtet alles, was den Erstling auszeichnete, zu einem wuchtigen, herrlich überdrehten Actionrausch. Radikal reduziert, präzise inszeniert und voller Einfälle liefert das Sequel kernige Unterhaltung – zumindest für all jene, die dieser Art Film zugewandt sind.