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Inhalt

Die ungleichen Brüder Julian und Billy leben in Bangkoks Rotlichtviertel inmitten von Luxus, Sex, Sünde und Verbrechen. Dreh- und Angelpunkt für ihre illegalen Geschäfte ist ihr Kickbox-Club. Der unbarmherzige Kopf des Familienkartells ist jedoch ihre unnahbare, schöne und erbarmungslose Mutter Crystal. Als Billy eine Frau tötet, sorgt ein selbsternannter Racheengel auf seine ganz eigene Art für Gerechtigkeit und Billy bezahlt seine Tat mit dem Leben. Die trauernde Crystal sinnt auf Rache und schickt Julian auf eine blutige Jagd nach Vergeltung durch Bangkoks Unterwelt...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seit einigen Jahren schon treibt Nicolas Winding Refn sein Unwesen im Filmbusiness, früher als europäischer „Arthouse“-Filmemacher nur wenigen Hardcore-Filmenthusiasten bekannt. Spätestens mit „Drive“, dem Regie-Preis bei den Filmfestspielen in Cannes 2011 und dem äußerst beliebten und talentierten Ryan Gosling in der Hauptrolle trat Refn auf die Hollywood-Bühne, und das mit einem fetten Knall. „Drive“ erntete saftige Würdigungen von der Presse und bildete quasi über Nacht eine fanatische Fan-Gemeinde, von allen Seiten einstimmig als Meisterwerk gepriesen. Mit „Only God Forgives“ liefert Refn einen thailändischen Milieu-Rachethriller ab, erneut mit Ryan Gosling in der Hauptrolle.

Selten polarisierte ein Film die Zuschauer, wie Refn es mit seinem neuesten Werk vollbringt. Von der einen Seite heißt es „Only God Forgives“ sei ein inszenatorischer und audio-visueller Augenschmaus, aus entgegengesetzter Richtung fallen Stichworte wie „zäh“, „selbstverliebt“ und „langweilig“. Und mehr als genug Gründe gibt es, weshalb Refns Rachefilm eher der letzteren Gruppe recht gibt. Der dänische Regisseur versäumt es sein Publikum auch nur ansatzweise anzusprechen. Vollkommen beabsichtigt, wird nicht ein mal der Versuch unternommen. Dies beginnt schon bei der Nicht-Existenz eines Protagonisten, was an sich nicht schlimm wäre, solange die unendliche Palette an Antagonisten eine gewisse faszinierende Aura ausstrahlen würden. Nur Vithaya Pansringarm als Lt. Chang kann als selbsternannter Psycho-Racheengel absolut überzeugen und schafft es beinahe mit Leichtigkeit dem Zuschauer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. Zu verdanken ist das jedoch mehr dem verstörenden Schauspiels des Thailänders, als seinem Charakter und dem Drehbuch, die fast schon schablonenhaft und mit einem Mangel an Motivation und Beweggrund daherkommt. Dass Lt. Chang als psychopathischer Killer auf einem brutalen Mord-Trip in all seiner Unnahbarkeit und creepigen Ruhe immer noch den „sympathischsten“ Charakter (relativ gesehen) darstellt, zeugt von der nicht vorhandenen Balance im Figuren-Pool des Films. Eine inzestuöse Beziehung zwischen Mutter Crystal, dargestellt von Kristin Scott Thomas, und dem nun toten Billy wird angedeutet, auf die Julian immer „eifersüchtig“ gewesen sein soll. Diese „Dreiecks-Beziehung“ zwischen Billy, Julian und Crystal rückt alle drei in ein vollkommen verdreht-abstoßendes Licht; ein wirklicher Sinn dahinter versteckt sich jedoch nicht. Der ödipale Inzest-Unterton existiert lediglich, um dem Film lediglich noch verstörender zu gestalten und den Zuschauer noch konsternierter zurückzulassen, sie besitzt keinerlei Relevanz für den Plot und beeinflusst nicht im Geringsten die Handlung des Films.

Ebenso unnötig und nervig fallen Refns Lichtspielchen im ersten Drittel des Films aus. Wenn Ryan Gosling stumm und mit aussagelosem Gesichtsausdruck durch einen Flur läuft, das in rot-blauem Neonlicht getaucht ist, dazu im Hintergrund der (objektiv betrachtet sehr stimmige, aber im Kontext extrem nervige und unpassende) Score von Cliff Martinez ertönt, poppen beim Publikum mehr als nur ein Fragezeichen im Hirn auf. Wenn in einem Raum, das Licht durch die löchrige „Kunst“-Wand auf Goslings Augen strahlt, alles andere verbergend, die gefühlt minutenlange Stille von einem minimalistischen und pseudo-coolen Satz unterbrochen wird, stehen die Fragezeichen im Kopf des Zuschauers schon Schlange. Es ist unklar, ob Refn krampfhaft versucht Stil zu beweisen, indem er mit Kamera, Bühnenbild und Licht spielt (was definitiv nicht gelingt), oder ob sich hinter seiner augenscheinlichen Selbstheiligsprechung ein tieferer Sinn verbirgt. Fragezeichen, überall Fragezeichen.

„Only God Forgives“ ist ein wenig wie die „Star Wars“-Prequels. Eine extrem erzählenswerte Handlung, die in einer zweiseitigen Synopsis hervorragend klingt. Der Grund warum „Only God Forgives“ scheitert, ist der selbe, weshalb Episode I bis III ein qualitatives Tschernobyl waren. Die Regie! In den Händen eines Tarantino oder eines Fincher hätte aus „Only God Forgives“ ein zeitloser Klassiker des Rache-Kinos („Kill Bill“) werden können. Doch Refn „schmückt“ seine Handlung nicht nur mit guten bis fantastischen Darsteller-Leistungen, sondern tut mit technischen Spielereien alles, was in seiner Macht steht, um den Zuschauer den Filmkonsum und das Verständnis des Werks zu erschweren. Was in der Vorstellung des Dänen „cool“ wirken sollte, ist Ballast; was „deep“ hätte klingen sollen, offenbart weder Tiefe, noch Facetten, sondern macht nur den Eindruck, als hätte es ein junger Möchtegern-Autor geschrieben, der „Bittersweet Life“ und „Oldboy“ ein paar Mal zu wenig gesehen hat.

Fazit

Ich bin kein Filmkritiker. Ich bin ein Film-Fan, der sich gerne Filme anguckt und seine Gedanken in zu lange und unnötige mit Kommas verschachtelte Sätze packt. Und „Only God Forgives“ hinterließ bei mir nichts als Fragezeichen im Kopf. Ich weiß nicht, was Refn von mir wollte, oder was er mir bieten wollte. Ich verstand die Handlung, aber weshalb wird eine Inzest-Beziehung angedeutet, wenn diese nicht mehr einen tieferen Nutzen für den Plot hat, als den Zuschauer anzuekeln? Was sollten diese Spielchen mit den Lichteffekten, die nur dazu geführt haben, dass ich mich die ganze fragte, was das soll; die dazu führten, dass mich das Gefühl nicht verließ, als habe ein Filmstudent in seinem ersten Semester am Schalter gesessen, der krampfhaft versuchte, Gaspar Noé zu sein. Vielleicht versteckt sich hinter allem in „Only God Forgives“ tatsächlich ein tieferer Grund, eine verborgene Botschaft hinter jedem Kamerashot, die sich meinem Verständnis entzieht, aber wie gesagt: Ich bin jemand der „Pacific Rim“ gut fand, weil Monster-Aliens und Monster-Roboter halt … Sollte es Nicolas Winding Refns Absicht gewesen zu sein, einen polarisierenden Film zu drehen, über den sich die Leute unterhalten, hat er dies auf jeden Fall erreicht, jedoch mit extrem billigen Mitteln. Anstatt mit zweischneidigen Thematiken und Diskussionen die Masse in ein „Richtig“- und „Falsch“-Lager zu spalten, schafft er dies, indem er sie in ein „Gut“- und ein „Schlecht“-Lager trennt. „Only God Forgives“ hat einen minimalistischen Ryan Gosling, eine ekelhafte Kristin Scott Thomas und einen obercreepigen Vithaya Pansringarm und ab der zweiten Hälfte nimmt der Film tatsächlich ein wenig an Fahrt auf. Die Fragezeichen im Kopf des Zuschauers lösen diese aber auch nicht auf. Man kann nicht auf gute Resonanz hoffen, wenn man dem Publikum nicht eine einzige Stelle bietet, an der sie eine Verknüpfung herstellen können, wenn man sich an seiner eigenen Regiearbeit einen von der Palme wedelt, so sehr einen auf klischeehaften „Künstler“ macht, wie man es sonst nur von der comichaften Franzosen-Stereotypie kennt und man dem Zuschauer gleichzeitig ein gehöriges „Fuck You“ ins Gesicht schlägt.

Kritik: Kadir Güngör

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