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Inhalt

Nach unzähligen Jahren des Bürgerkrieges, kehrt der müde Halbindianer Keoma (Franoc Nero) nach Hause zurück. Doch anstatt Ruhe und Frieden zu finden, erweist sich seine alte Heimat als Todesfalle. Neben einer tödlichen Pocken-Epidemie, hat sich ein alter Südstaaten-General namens Caldwell (Donald O'Brien) selbst zum Bürgermeister ernannt und regiert die Mienenstadt mit eiserner Hand. Kranke werden in ein Lager in den Bergen deportiert, flüchtende auf offener Straße erschossen. Als Keoma sich einmischt und eine schwangere Frau vor ihren Schicksal bewahrt, legt er sich nicht nur mit Caldwell an, sondern auch mit seinen drei raffgierigen Halbbrüdern. Anfangs allein, stellt sich Keoma zusammen mit seinem alten Freund George (Woody Strode), dem Arzt des Ortes (Leonardo Scavino) sowie seinem Vater (William Berger) gegen die Tyrannei.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Meister-Regisseur Sergio Leone gründete 1964 mit dem völlig anders angelehnten Western "Für eine Handvoll Dollar" ein komplett neues Genre. Der Italo-Western, oder auch spöttisch Spaghetti-Western genannt, war geboren. Doch so schnell wie dieser aufkam, war er schlussendlich auch wieder verschwunden. Er hinterließ in der kurzen Zeit allerdings hunderte Werke voller Gewalt, düsterer Charaktere und waghalsiger Shootouts sowie einige der besten Filme aller Zeiten. Leone selbst läutete mit der selbstironischen Komödie "Mein Name ist Nobody" 1973 das Ende ein. Danach wurde es recht still, bis Genre-Veteran Enzo G. Castellari zusammen mit Legende Franco Nero ("Stirb langsam 2", "Django") 1976 mit dem epischen "Keoma" dem Italo-Western für kurze Zeit noch einmal Leben einhauchen konnte.

Auch wenn "Keoma" in den Grundzügen einem klassischen Western gleicht, präsentiert Enzo G. Castellari ein komplett eigenständiges Werk, was sich besonders durch seine vielen interessanten Eigenheiten auszeichnet. Dies fing schon beim Produktionsprozess an. So wurde das erste Drehbuch von Mino Roli und Nico Ducci komplett abgelehnt, jedoch begann man gleichzeitig schon mit dem Dreh. Jeden Abend setzten sich Enzo G. Castellari, Franco Nero und Joshua Sinclair zusammen, um die nächsten Schritte der Geschichte zu planen. Was sich nach einem puren Chaos anhört, hat wunderbar funktioniert, denn die Handlung des einsamen Reiters Keoma ist vielschichtig, brisant und alles andere als vorhersehbar.

Zwar bedient sich die Geschichte einiger typischer Klischees der Zeit, doch präsentiert sich das ganze dabei als Mix von apokalyptischer Endzeitstimmung, dramatischer Westernerzählung und biblischer Passionsgeschichte. Regisseur Castellari vermischt dabei die Elemente so gekonnt, dass im Kern ein fast episches Werk entsteht, dass zum einen ein wahrer Abgesang auf das Genre ist, zum anderen aber auch einer seiner interessantesten Beiträge. Beim ersten Mal gucken von "Keoma", dürfte es als Zuschauer kaum gelingen alle Subplots, Anspielungen oder Zitate zu entdecken, was sich auch in der immer noch großen Fangemeinde offenbart. Themen wie Rassismus, Hass, Brüdermord, Vergeltung, ein Kampf gegen ein despotisches System sowie der Philosophie der Freiheit und Gerechtigkeit, wird hervorragend in die glorreichen 97 Minuten eingebaut. Hierbei immer mit einem traurigen wie melancholischen Unterton. Besonders das Lied Keoma von Guido & Maurizio de Angelis, auch bekannt als Oliver Onions, was sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film zieht, trägt zur besonderen Stimmung bei. Die sanften düsteren Gitarrenklänge werden einen so schnell nicht loslassen.

Die Atmosphäre die Regisseur Enzo G. Castellari aufbaut ist wahrlich Alptraumhaft. Die Figuren sind dreckig, düster, raffgierig und feige. Als Keoma mit seiner zweifelhaften Gerechtigkeit den Menschen helfen will, wollen sie ihn nicht. Sie verstoßen seinen Gerechtigkeitssinn, seine Auffassung von Richtig und Falsch. Auch die Landschaft präsentiert sich dem Ambiente her passend. Leere verlassene Straßenzüge, halb zerfallene Gebäude, menschenleere Felder und Berge. Das ganze wird dabei grandios mit einer hervorragenden Kamera-Arbeit von Aiace Parolin eingefangen. Besonders die Kamerarundfahrten um bestimmte Geschehnisse, aber auch die verschiedenen Weitblicke, sind äußert gut dargestellt und offenbaren immer wieder interessante Details. In den gelungenen Shootouts ist die Szenerie die von "The Wild Bunch" von Regisseur Sam Peckinpah nachempfunden. So fliegen Keomas Gegner reihenweise in Zeitluppeneffekte durch die Gegend. Hierbei Genre-typisch relativ blutig.

Neben den vielen unerwarteten Handlungsschritten, der glorreichen Atmosphäre sowie dem einzigartigen Stil, sind es auch die philosophischen Gespräche und Andeutungen, die den Reiz der Geschichte ausmachen. Sei es die alte Frau die Kemoa immer wieder erscheint, die sich wie ein Todesengel in die Szenerie drängt oder die Dialoge zwischen Vater und Sohn, die zeigen, dass der Kampf um Freiheit, die Brutalität von Krieg und die Konsequenzen von falschen Entscheidungen einen das ganze Leben verfolgen können. Ebenso ist die Frage nach der Feigheit, die alle Stadtbewohner erfasst hat, auch eine Frage von Kampf gegen ein ungerechtes System, der aus Angst nicht geführt wird. Anmerken kann man in "Keoma" nur marginales, wie teils unbeantwortete Dinge, kleinere Pausen oder das Caldwell erst zum Ende hin wirklich als Scheusal erkennbar ist.

Franco Nero ist die perfekte Besetzung für den Halbindianer Keoma. Die Rolle ist vollkommen auf ihn zugeschnitten und so kann er mit seinem Vollbart, den langen struppigen Haaren, seinem langen zerzausten Mantel sowie der doppelläufigen Schrottflinte, seine enorme Leinwandpräsenz demonstrieren. Neben Nero steckt "Keoma" auch voller glorreichem Nebenauftritte von alternden Westernhelden. Allen voran William Berger ("Von Angesicht zu Angesicht") als der Vater von Keoma. Mit viel Schminke deutlich älter gemacht, ist er der graue Held, der desillusioniert dem treiben seiner Söhne zuschaut. Woody Strode ("Die gefürchteten Vier", "Spiel mir das Lied vom Tod") spielt den ehemaligen Sklaven und Säufer George, der noch rechtzeitig seinen Mut wiederfindet. Fehlen darf indes natürlich nicht der Auftritt von Riccardo Pizzuti, der durch die Bud Spencer und Terence Hill Filme durchaus bekannt sein dürfte.

Fazit

Auf den ersten Blick ist "Keoma" ein typischer Spät-Western, der noch einmal zeigt, welche Elemente den Italo-Western ausgezeichnet haben. Doch auf den zweiten Blick, offenbart sich die Geschichte um den Halbindianer Keoma als vielschichtiges philosophisches Werk, was besonders durch seinen eigenwilligen Stil ein interessanter Beitrag zum Genre ist. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden engen Freunden Franco Nero und Enzo G. Castellari hat sich wieder einmal bewährt. Zu Recht zählt das Werk heute als Kult-Film, welcher selbst nach mehrmaligen sehen immer noch fesseln kann.

Kritik: Thomas Repenning

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