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1957: Regie-Legende James Whale – weltbekannt durch seine Frankenstein-Filme – lebt zurückgezogen und einsam in seinem Haus in Los Angeles. Als sich sein Gesundheitszustand erheblich verschlechtert, beginnt er eine freundschaftliche Beziehung zu seinem neuen Gärtner, der bald sein engster Vertrauter wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Das Monster ist einsam. Es will einen Freund, eine Freundin. Irgendjemanden. Was soll daran krank sein?“

James Whale (Der Unsichtbare) zählt zu den wichtigsten Wegbereitern des modernen (Genre)Films, scheiterte jedoch am Leben. Mit 67 Jahren verstarb er im Jahre 1957 in seinem Haus in Los Angeles, wahrscheinlich beging er Selbstmord im Pool. Gods and Monsters – beruhend auf dem Roman Father of Frankenstein von Christopher Bram – beschäftigt sich mit den letzten Wochen im Leben eines einst gefeierten, dann fallengelassenen und postum endgültig zur Legende erhobenen Genies, das immer mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hatte. Mit den traumatischen Dämonen bis zu seinen großen Erfolgen, die Fluch und Segen zugleich werden sollten, da er fortan stets „nur“ der Vater der Kreatur war. Genau das macht auch dieses semi-authentische Biopic in seiner Herangehensweise so kontrovers wie künstlerisch aufregend, gewagt und etwas grenzwertig konstruiert, über dessen Wirkung auf den echten James Whale nur gemutmaßt werden kann. Hätte er das so gewollt? Wahrscheinlich wäre es ein „klares“ Jein.

Anstatt eines stoisch-korrekten Biopics mit dem üblichen Abstottern aller relevanten Stationen werden die letzten Tage und Wochen von James Whale spekulativ nacherzählt…oder eher: Inszeniert. Wie es auch dieser James Whale (Ian McKellen; Der Herr der Ringe – Die Gefährten) inszeniert, sein kleiner Abgang von der großen Bühne, die ihn nicht mehr kennen will. Die beiden ersten Frankenstein-Verfilmungen machten ihn berühmt, drängten ihn jedoch zu sehr in eine Ecke, aus der er nicht mehr herauskam. Als Folgewerke finanziell floppten endete seine Hollywood-Karriere. Fortwährende, sich hartnäckig haltende Gerüchte über seine Homosexualität stellten ihn zusätzlich ins Abseits. Nun lässt ihn auch noch seine Gesundheit im Stich. Einen Schlaganfall hat er augenscheinlich fast unbeschadet überstanden, doch in Wahrheit spielt ihm sein sonst messerscharfer Geist immer wieder Streiche in Form von Halluzinationen und nicht kontrollierbaren Flashbacks aus seiner nicht gerade einfachen Vergangenheit. In dem Wissen, dass sich sein Zustand kontinuierlich verschlechtern wird, sucht er die Nähe zu seinem neuen Gärtner. Der hemdsärmelige, etwas einfach gestrickte Ex-Marine Clayton Boone (Brendan Fraser; Die Mumie) soll ihm aufgrund seiner interessanten Physiognomie Porträt sitzen. Diesem ist es zunächst unbehaglich, denn schließlich hält sein Arbeitgeber mit seiner sexuellen Ausrichtung – zumindest auf direkte Nachfrage – nicht großartig hinter dem Berg.

Die anfängliche Skepsis schwindet nach einer Phase des vorsichtigen Beschnupperns. Offenbar sucht dieser hochintelligente Mann an der Grenze zur sozialen Isolation und Vereinsamung nur jemanden, mit dem er sich auf einer ehrlichen Basis austauschen kann. Nicht nur mit seiner bemutternden Haushälterin und erst recht nicht mit den wenigen Vertretern der Presse, die eigentlich nur an Anekdoten über die Entstehung von Frankensteins Braut und nicht an ihm selbst interessiert sind. Beinah schon eine Vater-Sohn-Beziehung, die für den unlängst von Suizide-Gedanken geplagten Menschen einen fast therapeutischen Zweck zu erfüllen scheint. Clayton baut vertrauen zu „Jimmy“ auf und lernt den Menschen hinter dem Father of Frankenstein kennen. Tatsächlich steckt hinter Whales Offenherzigkeit jedoch mehr. Beharrlich erschafft er sich – wie Frankenstein – seine eigene Kreatur. Die er formen, lenken und manipulieren kann, nur wozu und weshalb soll erst spät zu Tage treten. Diese Interpretation von James Whale erinnert an den Schöpfer und das Monster gleichermaßen. Denn auch er ist einsam und missverstanden, seit Kindertagen an („Sie war wie eine Bauernfamilie, der man eine Giraffe geschenkt hatte und nichts anderes damit anfangen konnte, als sie vor den Pflug zu spannen.“) und durch grausame Erfahrungen wie eine unerfüllte Liebe im Krieg bis heute innerlich schwer verwundet.

Ian McKellen – der mit seiner eigenen Homosexualität selbst immer offensiv umging – spielt sich die Seele aus dem Leib. Gibt eine majestätische wie verletzliche Vorstellung ab und sorgt trotz aller Sympathien für „seinen“ Whale für eine sonderbare Ambivalenz, da man diesem manipulativen Meister nie wirklich in die Karten gucken kann. Bill Condon (Mr. Holmes), Regisseur und Drehbuchautor (Oscar-Auszeichnung für das beste adaptierte Skript), erschafft mit seiner Vermischung von Fakten, reichlich Fiktion (die von Fraser erstaunlich feinfühlig gespielte Figur hat es nie gegeben) und Spekulationen über die nie gänzlich aufgeklärten Umstände vor Whales Tod ein sensibles Charakterportrait mit interessanten, künstlerischen Ansätzen in der Parallelensetzung zwischen seinem Leben und seinem filmischen Vermächtnis. Ein wenig problematisch wirkt es dabei, dass er dadurch eben auch James Whale zu sehr an dessen Frankenstein bindet, der Film sich hauptsächlich mit diesem Aspekt wie seiner Homosexualität beschäftigt. Im Grunde genommen genau das, was Whale Zeit seines Lebens nie wollte, was ihn mehr oder weniger brandmarkte. Das hinterlässt einen leicht unglücklichen Beigeschmack, obwohl der Film von seiner fachlichen Inszenierung und besonders der göttlichen Darbietung von McKellen über jeden Zweifel erhaben ist.

Fazit

Obwohl „Gods and Monsters“ aufgrund seiner enormen Versteifung auf die Frankenstein-Bezüge und die Sexualität seiner Hauptfigur sicherlich etwas kritisch betrachtet werden darf, da dies dem Menschen dahinter nicht in seiner Gesamtheit gerecht wird, der Reiz dafür bleibt nachvollziehbar. Letztlich huldigt er James Whale als einen großen, unter tragischen Umständen in zwischenzeitliche Vergessenheit geratenen Meister seiner Zunft und darüber hinaus höchst spannende Person. Trotz der kleinen Macke eine liebevolle Würdigung mit einem exzellenten Darstellerduo.

Kritik: Jacko Kunze

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