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Quelle: themoviedb.org

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Auf H.G. Wells' 1897 veröffentlichtem Roman basierender Horror-Klassiker von 1933. Der Arzt Dr. Jack Griffin entdeckt ein Serum, das ihn unsichtbar macht und ihn , wie sich herausstellt, dazu bringt, entsetzlicher Greultaten zu begehen...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn James Whale mit seinem Image nie glücklich wurde (u.a. zu sehen in dem ihm gewidmeten Biopic Gods and Monsters), bis heute gilt er als einer der größten Horrorfilmregisseure aller Zeiten. Hauptsächlich natürlich durch Frankenstein (1931) und Frankensteins Braut (1935), dazwischen entstand jedoch noch ein weiterer Klassiker des Genres, der diesen großen Werken absolut ebenbürtig ist und sie in gewissen Punkten gar übertrifft: Der Unsichtbare, basierend auf der Geschichte von H.G. Wells (Die Zeitmaschine). Obwohl damals ein beachtlicher Erfolg und heute oft lobend erwähnt, ein in seinem Status für die Filmhistorie allgemein immer noch viel zu unterschätzter Meilenstein, der seiner Zeit weit voraus war und erst wirklich unterstreicht, was für ein brillanter Regisseur Whales war.

Ein von Kopf bis Fuß vermummter Mann kämpft sich durch einen Schneesturm, um in einem kleinen Wirtshaus aufzuschlagen. Dort sorgt das Auftauchen des Fremden sofort für eine unbehagliche Ruhe in der eigentlich gut gestimmten Runde. Die verhüllenden Bandagen und sein gestresster Tonfall lassen die Anwesenden vermuten, dass der Fremde  - der nach einem Zimmer verlangt - ein entstelltes Brandopfer sei. Naheliegend, aber falsch, denn der Körper von Wissenschaftler Jack Griffin (Claude Rains, Mr. Smith geht nach Washington) ist völlig unversehrt…nur nicht sichtbar. Durch einen Selbstversuch ist er unsichtbar geworden und versucht seitdem verzweifelt, diesen Status wieder zu beheben. Was er nicht wahrnimmt: Die injizierten Drogen verändern neben der generell angespannten Situation seinen Geistes- und Gemütszustand frappierend. Später im Film von einem Kollegen mit der Tollwut verglichen verfällt Griffin zusehends der Raserei, gepaart mit Größenwahn und einer fast gottesgleichen Persönlichkeitsstörung. Bald schon sieht er seinen Zustand gar nicht mehr als Problem per se an, eher als Gabe um sich an die Spitze der Nahrungskette zu setzen. Als hätte der geniale Dr. Frankenstein sich selbst ausversehen in sein eigenes Monster verwandelt. Ein blitzgescheiter, aber (nun) schwer gestörter Geist mit übernatürlichen Fähigkeiten und dem psychischen Potenzial einer wilden Bestie. Sehr unvorteilhafte Kombination, für alle Beteiligten.

In vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Schöpfung, deren Stellenwert man gar nicht hoch genug anpreisen kann. Für damalige Verhältnisse setzte James Whale neue Maßstäbe. Ganz offensichtlich ist die revolutionäre Special-Effect-Arbeit, die selbst heute noch funktioniert und in Anbetracht seiner Zeit ein wahres Spektakel darstellt. Obwohl die angewandten Techniken theoretisch antiquiert wirken müssten, es ist schier unfassbar, wie sie einen immer noch ein Staunen abringen, besonders in den Details. Damals die perfekte, für unmöglich gehaltene Illusion, prägend für alles was folgen sollte. Das ist aber auch nur eingebettet in einen generell extrem modernen Film, der sich von seiner gesamten Inszenierung weit über den Standard der frühen 30er abhebt. Losgelöst von der gängigen, Theater-orientierten Präsentation (darunter fällt z.T. auch deutlich noch Frankenstein) sieht Der Unsichtbare bereits so aus und fühlt sich so an wie modernes Kino, das nicht mehr 1:1 auch auf der Bühne stattfinden könnte. Whale vermeidet oft die typischen Gesamteinstellungen klassischer Szenenbilder, nutzt den Vorteil der Kameraperspektive und des Schnitts wesentlich effektiver, verwendet Studiokulissen nicht nur notdürftig als Hintergrund sondern lässt selbst das geschulte Auge zweifeln, wann wirklich Außenaufnahmen stattfanden.

Das Gesamtbild ist beeindruckend. Reduziert die nach mehr als 80 Jahren kaum auszugrenzenden Abnutzungserscheinung auf ein nicht für möglich gehaltenes Minimum (gerade bei einem effekthaltigen Genrefilm) und lässt Whale’s Neigung zum Einbringen von Humor - die bei dem vorher erschienenen The Old Dark House noch ungelenk daherkam – nicht zum Störfaktor verkommen. Das erinnert an die Arbeiten von Hitchcock. Dort floss (fast) immer ein verschmitzter Witz ein, ohne dass es die Stimmung ruinierte. Whale ist da noch offensichtlicher, scheut sich sogar nicht vor einer satten Slapstick-Einlage, einiges ist dafür ein echter Hit (die Krisen-Konferenz im Polizeirevier!) und insgesamt ist dieser Film an sich verdammt böse, obwohl er nicht unbedingt so rüberkommt. Genau genommen ist Dr. Griffin einer der übelsten Psychopathen und Massenmörder, die jemals die Leinwand heimgesucht haben. Hannibal Lecter hat es in vier Filmen und drei Serienstaffeln auf nicht so viele Leichen im Keller gebracht, wie Der Unsichtbare in knapp 70 Minuten. Er prahlt damit nur nicht so…

Fazit

Echte Meisterwerke sind besonders die, welche man nicht sofort als solche kategorisieren würde. Dazu zählt definitiv „Der Unsichtbare“. Ein prähistorischer B-Horrorfilm hat Geschichte geschrieben und ist zeitlos unterhaltsam, lädt zur Begeisterung ein, verknüpft verschiedenste Element so spielend, als gäbe es nichts Einfacheres. Ganz großes Kino von einem ganz großen Regisseur, ein Genuss ohne faden Staubgeschmack.

Kritik: Jacko Kunze

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