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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine kleine Gruppe aus Angehörigen der italienischen Oberschicht begibt sich auf einen Ausflug zu der kleinen äolischen Insel Lisca Bianca. Unter ihnen befindet sich der junge Architekt Sandro, seine Freundin Anna und deren Freundin Claudia. Nach einem Streit mit Sandro verschwindet Anna plötzlich, und die Gruppe begibt sich auf die Suche, ohne sie jedoch zu finden. Während der Suche kommen sich Sandro und Claudia näher.

Kritik

Die internationalen Filmfestspiele von Cannes folgen ihren eigenen Regeln und da kommt es bekanntermaßen immer wieder vor, dass die eigensinnige Dynamik zwischen den Kritikern im Publikum in Kombination mit der Dauerbelastung der täglichen Filmpflichtaufgaben zu überzogenen Reaktionen führt. Buh-Rufe, verächtliche Kommentare und das frühzeitige Verlassen des Kinosaals gehören beim geschulten Cannes-Besucher also zum Standartrepertoire. Was heutzutage vor allem Regisseure wie Lars von Trier (Antichrist), Nicolas Winding Refn (Only God Forgives) oder Gaspar Noe (Irreversibel) trifft, musste auch Michelangelo Antonioni (Die Nacht) im Jahr 1960 über sich ergehen lassen. Die mit der Liebe spielen sorgte für einen Skandal, was durchaus verständlich ist, wenn man sich vor Augen führt, wie der Film noch heute gängige Sehgewohnheiten untergräbt und in seiner außergewöhnlichen Bildsprache alles andere als ein runder Film ist. Auch die deutschen Verleiher schienen damit ihre Probleme zu haben, denn obwohl der Film gänzlich ohne Gewalt auskommt, war die deutsche Kinofassung um ganze 40 Minuten gekürzt.

Wie so oft gab es natürlich auch damals bereits aufgeschlossene Zuschauer, welche die Meisterschaft Antonionis erkannt und ihm mit einem offenen Brief zur Seite gestanden haben, darunter auch Roberto Rossellini (Rom, offene Stadt). Am Ende gab es den Sonderpreis der Jury und mittlerweile gilt Die mit der Liebe spielen verdientermaßen auch als Meilenstein des Weltkinos. Prägend für zahlreiche Regisseure ist dieser Film der Auftakt einer Reihe von Filmen, die allesamt einzigartig sind und außer vielleicht untereinander kaum in einen geeigneten Referenzrahmen gepresst werden können. Die Geschichte im klassischen Sinne des Wortes ist eine reine Farce und sicherlich gehört dazu auch eine gewisse Portion Mut, die eigentlich Hauptfigur nach einer halben Stunde spurlos verschwinden zu lassen und fortan die Suche nach ihr in den oberflächlichen Mittelpunkt zu rücken, welche jedoch ebenso erfolglos enden soll.

Schon in Die mit der Liebe spielen zeigt sich Antonionis Gespür für topografische Eigenheiten. Wenn sich also die von ihrer dekadenten Existenz übersättigte Reisegruppe zwischen zerklüfteten Inseln und erdrückenden Wassermassen treiben lässt, dann wird schon dort die Einsam- und Bedeutungslosigkeit ihrer Existenz deutlich. Ein Italien fernab jeder Urlaubsromantik, in dem Blicke nur aneinander vorbeigleiten, Worte bedeutungslos sind und die einzelnen Puzzlestücke nicht ineinanderpassen wollen. Blicke sprechen Bände, und was einmal verloren geht, das kann im Stillstand nicht wiedergefunden werden. Die sezierende schwarz-weiß Fotografie tut ihr übriges und lässt den Film in einer tristen, melancholischen Schönheit erstrahlen. Das Verlorengehen und die erfolgslose Suche sind Indikatoren für die ereignislosen Leben, in denen Aufmerksamkeit ein flüchtiges Gut ist und Gespräche bedeutungslos bleiben.

Es geht eben nicht um das was da ist, sondern um das, was verlorengeht. So auch bei Sandro (Gabriele Ferzetti) und Claudia (Monica Vitti), die in den Irrungen des hin und hers zusammenfinden – oder es zumindest versuchen. Denn auch sie sind in ihrem entfremdeten Dasein nicht zu wahrer Liebe, zu aufrichtigem Zusammenhalt fähig. Einsamkeit und Tristesse dominieren die präzise Kadrierung, die einen Einblick ins Seelenleben der Figuren ermöglicht. Alles löst sich auf und durch die fehlende Haftung zur Welt scheinen die beiden auf der Suche selbst verlorenzugehen. Sie lassen sich ebenso wie der Film treiben und stoßen nur auf Stille, Leere und Einsamkeit. Letztlich entpuppt sich Liebe als Illusion und der Blick in den Spiegel offenbart die eigene Fremdheit – und Antonioni? Der ist ganz bei sich selbst.

Fazit

In Michelangelo Antonionis „Die mit der Liebe spielen“ wird eine zerklüftete Insel zum ultimativen Symbol der Einsamkeit. Mit formaler Präzision vermisst der Regisseur die Leere, den Stillstand, die Abwesenheit jeglicher Gefühle. Die Rahmenhandlung über eine erfolglose Suche wird zum Sinnbild für die Perspektivlosigkeit einer – vielleicht jeder – Generation, die es sich zwar unmöglich eingestehen kann, aber letztlich doch irgendwie spürt, dass man die Beständigkeit der Liebe nicht erzwingen kann.

Kritik: Dominic Hochholzer

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