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Inhalt

Clement ist Anhänger einer rechtsextremen Untergrundorganisation. Nach dem Attentat auf einen Gewerkschaftsführer flüchten er und seine Frau Anne zu Clements Jugendfreund Paul, der auf einer kleinen Insel lebt. Weder Anne noch Paul wissen zunächst von den Geschehnissen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Als Clement in der Angelegenheit noch gewisse Dinge zu regeln hat, kommen sich die geschockte Ehefrau und der nicht minder entsetzte Paul näher.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein schon seinerzeit nur begrenzt wahrgenommener und heute (zumindest bei uns) fast gänzlich unbekannter Nouvelle Vague-Film, der allein wegen seiner Hauptdarstellerin und deren Werdegang eigentlich häufiger erwähnt werden müsste. Romy Schneider (Nachtblende) hatte dem deutschen Film Ende der 50er Jahre enttäuscht den Rücken gekehrt, da sie ewig auf die Figur der Sissi gebrandmarkt schien. In Frankreich fand sie ihre neue, private wie künstlerische Heimat. Neben kleinen Filmrollen wie in Nur die Sonne war Zeuge erlangte sie Ansehen auf der Theaterbühne, bis sie Alain Cavalier (Thérèse) für sein Regiedebüt Der Kampf auf der Insel mit ihrer ersten von vielen Hauptrollen abseits ihres Geburtslandes ausstattete. Der große Durchbruch in ihrer zweiten, der wahren Filmkarriere, an den sich kaum noch erinnert wird.

Cavalier konnte bei seinem ersten eigenständigen Spielfilm auf die Unterstützung seines Mentors und Freund Louis Malle (Fahrstuhl zum Schafott) zurückgreifen, an dessen Arbeiten er sich stilistisch orientiert. Malle produzierte Cavaliers Erstling und stand auch sonst mit Rat und Tat zur Seite, stellte u.a. seine Privatwohnung als Location zur Verfügung. Das immense Vertrauen in sein Talent kann der Regisseur teilweise zurückbezahlen, lässt die Schule seines Lehrmeisters in inszenatorischer Hinsicht klar erkennen, wobei deutliche Probleme in der Narration und der Vertiefung in das konfliktbeladene Miteinander der Hauptfiguren kaum von der Hand zu weisen sind. Da fehlt es sichtlich an Erfahrung und Finesse. Plot und Charakterisierung treiben mitunter etwas ungelenk vor sich hin, lassen oftmals die mögliche Intensität vermissen, obwohl der eigentliche Rahmen und besonders der Hintergrund des Ganzen enorm spannend sind.

Vordergründig steht das Schicksal von Anne (Romy Schneider, die sich mit aller Kraft von ihrem Image freistrampelt), die ihre Träume und die eigene Identität einer unglücklichen Beziehung mit ihrem eifersüchtigen, gewalttätigen und ihr – wie sich herausstellt – letztlich völlig fremden Ehemann Clement (Jean-Louis Trintignant; Leichen pflastern seinen Weg) untergeordnet hat. Als er seine Maske fallen lässt, bietet sich ihr unverhofft eine neue Chance mit dem komplett gegensätzlichen Paul (Henri Serre; Jules und Jim). Während Clement ihr einen unfreiwilligen Ausflug aus dem beengten, nicht gerade goldenen Käfig gewähren muss, findet sie im Schoß des verständnisvollen, sensiblen und friedfertigen Paul ein Stück weit zu sich selbst zurück. Ein Glück auf Zeit, denn – das nimmt der Titel des Films (auch im französischen Original, wortwörtlich übersetzt) bereits vorweg – am Ende wird es auf die Konfrontation hinauslaufen. Auf das männliche Duell um eine Frau. Ganz klassisch-primitiv. Doch hinter dieser Geschichte schlummert noch ein ganz anderer Kampf.

In ihrer Jugend waren Clement und Paul beste Freunde, schlossen sogar Blutsbrüderschaft. Gemeinsam leisteten sie ihren Wehrdienst in Algerien ab, verloren sich danach mehr oder weniger aus den Augen und entwickelten sich in gegensätzliche Richtungen. Während Clement zum rechtsextremen Staatsfeind und Terroristen wurde, ist Paul ein linksorientierter, pazifistischer Liberaler. Der Konflikt um die von beiden Seiten begehrte Frau, das Sprengen des blutsbrüderlichen Pakts lässt sich unmittelbar auf die politische Spaltung und angespannte Situation Frankreichs dieser Tage betrachten. Freunde, im weitesten Sinne sogar Brüder, dividierten sich während des Algerieneinsatzes moralisch wie von der allgemeinen Weltanschauung auseinander. Stellvertretend für die Gesellschaft, in der die einen die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien als schwere Niederlage betrachteten, während die anderen es als Schritt in eine neue, freiere Welt befürworteten. Diese beiden Ideologien duellieren sich am Ende ebenso wie „einfach“ nur zwei Männer, die dieselbe Frau lieben. Die politische Tragweite von Der Kampf auf der Insel scheint nur der austauschbare Auslöser für die Entwicklung des Plots zu sein, ist dabei jedoch der subversiv verschleierte Kern der Handlung, mit dem sich der Film auf eine hochinteressante, andere Ebene hievt, die mehr zu erzählen hat als eine reine Dreiecksgeschichte mit dem unvermeidlichen Zweikampf der Alpha-Tiere.

Fazit

Die technischen Anleihen von Cavalier bei seinem Ausbilder Malle sind unübersehbar, ebenso wie seine noch nicht ganz ausgereiften Fähigkeiten in der praktischen Umsetzung. Man kann dies sicherlich als eine Form des formellen Lern- und Selbstfindungsprozesses bezeichnen. Auch wenn dieses Debüt so seine Macken hat, speziell der clevere Subtext macht ihn zu einer relativ sehenswerten Angelegenheit. Und die stark aufspielenden Akteure, allen voran natürlich die befreit auftretende Romy Schneider, natürlich sowieso.

Kritik: Jacko Kunze

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