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Quelle: themoviedb.org

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Am Strand von Sydney wird die entsetzlich entstellte Leiche einer Frau gefunden, unmöglich zu identifizieren. Der pensionierte Inspektor Thompson bekommt Wind davon und bietet seine Hilfe an. Was über kurz oder lang dazu führt, dass er auf eigene Faust ermittelt und der Lösung des komplizierten Falles – für ihn ganz persönlich – bedrohlich nah kommt.

Kritik

Die in den 60er Jahren mehr oder weniger zufällig entstandenen Bewegung des Giallo erlebte Anfang der 70er ihren großen Durchbruch und boomte gewaltig für etwa 5 Jahre, bis die Welle danach sukzessive brach und langsam verebbte. Das goldene Zeitalter kann grob betrachtet zwischen dem ersten und vierten Kinofilm von Dario Argento (Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe und Profondo Rosso – Die Farbe des Todes) angesiedelt werden. Alles davor war Pionierarbeit, alles danach beinah schon Spätwerke, beides natürlich mit vereinzelten Highlights versehen. Speziell Argento lieferte viel später mit Tenebre oder Opera Meisterwerke seiner Zunft ab, Mario Bava zuvor mit Blutige Seide den wohl stilprägendsten Giallo überhaupt. Damit verglichen ist La ragazza dal pigiama giallo bzw. Blutiger Zahltag (wirklich selten war der deutsche Verleihtitel selbst in dem Genre liebloser, dümmer und irreführender) natürlich ein relativ kleines Licht, in Anbetracht seines Entstehungszeitraums allerdings sogar ein kleinerer Lichtblick.

Giallo Down Under. Am Strand von Sydney eröffnet Flavio Mogherini seinen Film, der sofort im Off-Kommentar betonen muss, dass er auf einem realen Kriminalfall beruht. Hätte man sich auch schenken können, damit wird nur Amanda Lear’s rauchiger Sirenengesang unterbrochen, die hier mit Your Yello Pyjama & Look At Her Dancing gleich zwei immer wiederkehrenden Nummern zum Besten gibt, die in Kombination mit dem markanten Synthie-Electro-Score von Riz Ortolani den Film akustisch wunderbar umarmen. Allein das macht erstaunlich viel von der Stimmung aus, eine fast schon vergessene Kunst dieser Tage. Im Kern dreht sich alles um den Fund einer Frauenleiche. Erschossen, erschlagen, in einen Sack gestopft und angezündet, das wollte es jemand wirklich wissen. Dies ruft den Inspektor a.D. Thompson (Oscar-Preisträger Ray Milland, Das verlorene Wochenende) auf den Plan. Der mindestens halbgreise Rentner wirkt anfangs wie der aufdringliche Senior-Chef, der immer noch auf der Arbeit rumlungert und keiner traut sich, ihn nach Hause zu schicken. Freilich steckt der gewiefte Spürhund seine mit allerhand theoretischem Firlefanz um sich schleudernde Nachfolger lässig in die Tasche und kommt im Alleingang dem bitteren Geheimnis der zu Brikett verkohlten Dame auf die Schliche.

Die recht gemütlich anmutenden Ermittlungen erscheinen zunächst altersgerecht auf Ray Milland angepasst, der sich in der Reihe von ehemaligen Hollywood-Stars im Rentenaufbesserungs-Wunderland Italien viel besser als gedacht verkauft. Der hat offenbar richtig Spaß an seiner Rolle und verkörpert sie mit einer verschmitzten Ironie, die dem ansonsten wenig humorvollen und lange eher trockenem Plot sehr gut tut. Ein klassischer Slow Burner, der neben der Suche nach dem Mörder (oder zunächst der Identität des Opfers) in einer Parallelhandlung auch das komplizierte Liebesleben der holländischen Immigrantin Glenda (Dalila Di Lazzaro, Phenomena) behandelt. Diese kann sich nicht zwischen gleich drei Männern entscheiden, was auf Dauer natürlich gewisse Probleme mit sich bringt. Inwieweit das mit dem Mordfall zusammenhängt, erschließt sich erst später, was sich schlussendlich als kleine, narrative List herausstellt. Diese werden einige zwar bestimmt sofort erkennen, einige vielleicht erst deutlich später, auf deren Wirkung hat dies allerdings überhaupt keinen negativen Einfluss.

Auch wenn man auf die bewusst falsch gestreute Fährte nicht hereinfällt (und der womöglich wohl als kritisch angedachte Kommentar auf die australische Einwanderungspolitik nur ein fauler Furz im Wind ist), am Ende entwickelt Blutiger Zahltag so oder so eine ungewohnte Tragik, die in den sonst eher reißerischen Giallo-Gefilden eher selten ist. Dass der Giallo irgendwo seine Wurzeln auch im Film Noir hat dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein, hier geben sich diese beiden filmischen Strömungen sehr bewusst die Hände. 30 Jahre zuvor wäre das auch in Schwarz-Weiß mit den stilistisch entsprechenden Anpassungen denkbar gewesen. Damals natürlich etwas weniger offenherzig, aber womöglich auch mit Ray Milland. Wer weiß.

Fazit

Ein weniger auf den blutigen oder reißerischen Effekt, sondern mehr auf sein Narrativ konzentrierter Giallo vor ungewohnter Kulisse. Mit einem in Würde gealterten Ray Milland, der sich nicht für ein Gnadenbrot verschachert, sondern dem Film tatsächlich viel entgegenbringt und dem Ganzen mehr Klasse verleiht. Zählt sicher nicht zu den aufsehenerregenden Beiträgen der gelben Welle und könnte aufgrund seiner recht unaufdringlichen Art schnell übersehen werden, was er definitiv aber nicht verdient hat. Klar etwas konventionell, was ja aber auch nicht immer gleich schlecht sein muss. Somit schon mal für Quereinsteiger zum Herantasten perfekt geeignet.

Kritik: Jacko Kunze

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