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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während eines Kongresses für Parapsychologie kommt es zu mehrern Morden. Ein Mann, der einen Mord beobachtet hat, steht bald im Verdacht, der Täter zu sein, und will den Fall daher selbst lösen. Gleichzeitig ist er aus diesem Grund auch im Visier des wirklichen Täters.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

-„Haben Sie irgendetwas verändert…?“

-„Wieso, stimmt etwas nicht?“

-„…vergessen wir es, es ist ohne Bedeutung.“

Natürlich ist es von Bedeutung. Und wie. Aber das wird unser Protagonist erst später begreifen, wenn ihm wie Schuppen von den Augen fällt, was er damals über- bzw. falsch gesehen hat. Ein beliebtes Thema bei Dario Argento (Suspiria): Bereits in seinem Debütfilm Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe beruhte des Rätsels Lösung auf einem Missverständnis, einer trügerischen Fehlinterpretation der eigenen Wahrnehmung. Somit kehrt er bei Profondo Rosso – Die Farbe des Todes nicht nur inhaltlich zu seinen Wurzeln zurück, er krönt das sich inzwischen (auch dank ihm) auf dem Höhepunkt befindende Sub-Genre des Giallo mit dem vielleicht besten Beitrag seiner Zeit. 1975 brach die Welle langsam, die große Flut der Gialli nahm ab, passend dazu setzte einer der Größten ihnen ein Denkmal, nachdem es natürlich kaum besser werden würde (was Argento selbst 12 Jahre später mit seinem Vize-Meisterstück Opera widerlegte).

Nach dem gescheiterten Versuch des Genreausbruchs (die Abenteuerkomödie Die Halunken wurde ein Flop und findet auch heute noch kaum Erwähnung) kehrte Argento zurück zu seiner Homebase. Mit der sogenannten Tiertrilogie (Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe, Die Neunschwänzige Katze, Vier Fliegen auf grauem Samt) hatte er einst den klassischen Giallo – begründet auf der Vorarbeit von seinem Freund Mario Bava (Blutige Seide) – erst richtig in die Spur gebracht, geprägt wie kein Zweiter (außer natürlich Bava durch seine visionäre Vorarbeit). Ein – in Anführungsstrichen – klitzekleines Comeback, mit dem er die eigene Stilistik auf eine Spitze trieb, die im Folgefilm Suspiria perfektioniert wurde. Profondo Rosso – Die Farbe des Todes ist einer DER Gialli, vermutlich der Wichtigste, da er alle Stärken aber auch Schwächen seiner Gattung in Extreme ausformuliert und verdeutlicht, wie sehr das Eine das Andere in der Endabrechnung pulverisieren kann. Als Einstiegsfilm für Interessierte – an Argento und dem Genre generell – ist er explizit nicht geeignet, denn seine unfassbare Qualität dürfte dem Neuling verborgen bleiben. Womit wir schon wieder bei der Wahrnehmung sind, dem Dreh- und Angelpunkt des Films.

Fangen wir lieber mit den offenkundigen Schwächen an, die nicht unerwähnt bleiben dürfen und doch am Ende des Tages nur belächelt werden sollten. Der (im Director’s Cut) zweistündige Film hat unübersehbare Längen und ist nicht ernsthaft interessiert an einem komplett logischen, jederzeit dynamischen Plot. Erzählerisch hatte Argento immer enorme Defizite, die hier auch deutlich hervorstechen. Etwas tollpatschig erscheinen überflüssige Humoreinlagen, das Spiel seiner Muse und späteren Ehefrau Daria Nicolodi (Phenomena) ist manchmal nicht nur grenzwertig, fast schon nur noch mit der rosaroten Liebesbrille als akzeptabel durchzuwinken. Wie bei so vielen Gialli wird es mitunter arg merkwürdig und holperig, doch dann kommen diese genialen Situationen, Einfälle und inszenatorischen Highlights um die Ecke und plötzlich ist alles vorher kritisierte wieder total wurscht. Man konnte Argento oberflächlich auch damals einen Trivial-Kost-Regisseur schimpfen, der mit dieser Vorgehensweise keine Chance beim breiten, kommerziellen oder auch künstlerisch anspruchsvollen Publikum hätte, aber auf seine Weise – die sich eindeutig bei ganz großen Vorbildern orientiert (ein erklärte Hitchcock-Jünger und das merkt man besonders hier) und diese auf bestechend-individuelle Art interpretiert. Nicht umsonst beziehen sich die frühen 80er-Jahre Arbeiten von Brian De Palma (Dressed to Kill) gleichwohl auf Hitch wie auch Argento.

In manchen Szenen offenbart sich das inzwischen scheinbar abhanden gekommene Genie des Regisseurs. Die wichtigsten Momente sind bis ins Letzte stilisiert und denkwürdig, für das komplette Genre bald einmalig, gerade weil sie dezent, fast versteckt präsentiert werden und damit bleibenden Eindruck hinterlassen. Teilweise spoilert sich Argento sogar bewusst selbst, mit der abgewichsten Gewissheit, dass es bei der Erstsichtung unmöglich ist es als solches zu begreifen. Ein Bild, eine Hintergrunderscheinung wird der Schlüssel sein und damit wird süffisant gespielt. In einer frühen Szene wird fast im Detail das weltberühmte Gemälde NIGHTHAWK von Edward Hopper (das dürfte jeder mal irgendwo gesehen haben) als Rahmen genutzt, an anderer Stelle ist es viel spannender, dem Geschehen Abseits der Vordergrundhandlung zu folgen. Das sind kleine, aber sehr gezielt eingesetzte Bausteine, die dem Zuschauer einen kaum bemerkbaren Wissensvorsprung schenken, der dem Protagonisten verborgen bleiben sollen. Obwohl er alles schon gesehen hat.

Stichwort Protagonist: Bestimmt kein Zufall, dass die Hauptrolle an David Hemmings ging, der bereits in Blow Up mit seiner eigenen Wahrnehmung haderte. Argento spielt somit auch auf Michelangelo Antonioni’s Meisterwerk an, an Querverweisen mangelt es Profondo Rosso – Die Farbe des Todes definitiv nicht (auf welchen Hitchcock überdeutlich angespielt wird, darf an dieser Stelle nicht verraten werden). Unabhängig von der zahllosen Liebeserklärungen zeigt der Film besonders dann seine Muskeln, wenn der Giallo per se interessant wird: Der Mörder sich austoben darf. Für seine Zeit sehr brutal kennt Argento kein Pardon, wütete nur bei Tenebre noch hemmungsloser. Es gibt nicht viele Mordsequenzen, aber die haben sich gewaschen. Das titelgebende Rot wird mit dem Öffnen des Vorhangs bald aufdringlich-schön als Leitmotiv etabliert und darf dann dickflüssig fließen. Wenn sich in die Perspektive des schwarz-behandschuhten Killers begeben wird, sind wir an der Speerspitze des Giallo angelangt. Von einer morbiden Ästhetik geführten Kamera, dem visuellen Gleiten über scharfe Klingen bis zu dem fantastischen Score von GOBLIN, die erstmals mit Argento zusammenarbeiteten und beim ersten Date schon schauderhaft-rotzige Ohrwürmer mitbringen.

Fazit

Faszinierend, auf was für verschiedenen Ebenen Profondo Rosso – Die Farbe des Todes brilliert, beinah scheitert und sich im Resümee als absoluter Klassiker seiner Gilde bewahrheitet. Er ist so fehlerhaft wie genial, so ungelenk wie geschmeidig, so fast banal wie klug. Ein Kunstwerk von bestechender Schönheit, ein einmaliger Film, der den Giallo in seinem ganzen Wesen auf den Punkt bringt. Streitbar, aber unverzichtbar, vergessenes und oft wenig wertgeschätztes Kulturgut. Wie ein Gemälde, dass sich nicht durch sein Motiv sondern den verwegenen Pinselstrich seinen Platz in der Galerie der ganz Großen verdient hat.

Kritik: Jacko Kunze

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