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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ruth trennt sich von ihrem Ehegatten, dem Geschäftsmann Michel, da sie sich in Paul verliebt hat. Michel ist darüber nicht begeistert, trägt die Trennung aber augenscheinlich mit Fassung. Ruth und Paul verbringen ein paar Tage in ihrem luxuriösen Strandhaus an der Küste und genießen ihre frische Beziehung in vollen Zügen, doch dann geschehen gleich zwei Unglücksfälle hintereinander, die Ruth beinah das Leben kosten. Zufall?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das (hauptsächlich) italienische Giallo-Kino wird am häufigsten mit einem Serienkiller-Motiv in Verbindung gebracht, tatsächlich ist dieses per Definition nicht bindend. Es kristallisierte sich lediglich als dominant heraus und die wohl populärsten wie wegweisendsten Beiträge seiner Zunft wie z.B. Blutige Seide von Mario Bava oder Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe von Dario Argento bedienen eben jenes Muster. Ein Giallo ist in erster Linie jedoch eine Kriminal- und/oder Suspense-Story jeglicher Art, die bis in übernatürliche Gefilde abdriften kann. Das Antlitz des Todes (im Original El ojo del huracán, also das Auge des Sturms, was der wesentlich treffendere Titel ist) ist ein Giallo der ohne viel Mord und Totschlag, ja sogar komplett ohne Blutvergießen auskommt und sich tatsächlich über sein geschicktes Zusammenspiel von Inszenierung und Inhalt auszeichnet.

Schon der Vorspann gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was die nächsten 100 Minuten den Ton angeben wird. Es erinnert an Arbeiten von Saul Bass, einem der Größten dieser leider völlig aus der Mode geratenen Kunstform. Das harmonische Zusammenspiel von Bild und Musik erweckt den Anschein einer trügerischen Idylle, obwohl es für Misstrauen zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Anlass geben sollte. Nichts daran ist in irgendeiner Form bedrohlich, im Gegenteil, es ist von verträumter Schönheit, bald unschuldiger Reinheit. Dabei startet der Film danach mit einem weniger harmonischen Moment. Ruth (Analía Gadé, La mansión de la niebla) gesteht ihrem Gatten Michel (Tony Kendall, Der Dämon und die Jungfrau), dass sie sich während einer seiner Geschäftsreise in den deutlich jüngeren Paul (Jean Sorel, Der Schakal) verliebt hat. Sie hat die Scheidung eingereicht. Praktisch direkt nach dieser Offenbarung klingelt es schon an der Tür. Paul ist da. Er und Ruth fallen sich verliebt in die Arme. Alles vor den Augen von Michel. In ihrem gemeinsamen Haus.

Ab hier wird die erste, trügerische Irritation im Plot installiert. Denn anstatt eines Rosenkrieges oder dem Widerstand des gehörnten Ehemanns macht der keine Szene. Räumt geknickt, aber höfflich mehr oder weniger das Feld. Doch damit nicht genug, die beiden Turteltauben gönnen sich zu allem Überfluss noch einen Liebesurlaub in dem gemeinsamen Strandhauses des Noch-Ehepaars. Diese Minuten inszeniert der spanische Regisseur José María Forqué (Lola) mit einer stilistischen Hingabe, dass man auf die Beiden schlicht neidisch werden kann. Vor einer malerischen Postkartenkulisse wird sich sinnlich gegenseitig hingegeben. Die Kamera kreist um die Verliebten und steht mitunter Kopf. Was andere Gialli in ihre blutrünstigen Mordsequenzen investieren, fließt hier bildgestalterisch in die Konstruktion der makellos-romantischen Zweisamkeit. Nichts könnte Zweifel an diesem perfekten Gemälde hegen. Bis Ruth beinah Opfer eines tragischen Unfalls wird. Zweimal. An Zufall lässt sich kaum glauben. Doch wer steckt dahinter? Michel ist natürlich der erste Verdachtsfall, aber auch sonst besitzt jede Figur irgendetwas zwielichtiges, was schon vorher ganz dezent angedeutet wird.

Wie Paul’s alter Militärkamerad, der plötzlich auftaucht und das Treiben des Pärchens aus sicherem, aber immer präsenten Abstand sehr genau beobachtet. Oder die mysteriöse Frau, die das Haus nebenan gemietet hat. Oder der freundliche Hausangestellte, der natürlich Zugriff auf alles hätte. Und was ist eigentlich mit Paul selbst? Das Antlitz des Todes sät Zweifel, aber zerbricht das vorher so ausgiebig aufgebaute Idyll nicht mit einem Ruck. Leise schleicht sich ein Whodunnit-Plot ein, der aber gar nicht seinen Höhepunkt erreicht, sondern sich irgendwann ziemlich überraschend von diesem Konzept löst. Nun entwickelt das Ganze eine völlig andere Dynamik, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll. Das wirklich Interessante daran ist seine inszenatorische Vorgehensweise. Die anfängliche Harmonie verflüchtigt sich immer mehr, schlägt von Zweifel in Misstrauen bis ins bitterbös Perfide um. Nicht abrupt, es ist ein fließender, absolut harmonischer Prozess. Was wieder das bewusst Irritierende, in Wahrheit aber extrem Clevere an diesem Film hervorhebt. Er verwandelt sich von einem Extrem in das andere, als wäre es das Normalste von der Welt. Ohne dabei seine Ästhetik jemals ernsthaft zu ändern. Diese Irritation, die sich ja bereits im Vorspann andeutete, zieht sich als bewusst roter Faden durch den gesamten Film und ist Hauptmerkmal seiner tatsächlich fabelhaften Umsetzung. In Frankreich lief der Film übrigens zeitweise unter dem Titel Suspicion, was eventuell nicht zufällig in Bezug auf die Ähnlichkeiten mit Hitchcock’s gleichnamigen Film (Verdacht) gewählt wurde.

Fazit

Ein wunderschöner Giallo der unblutigen Sorte. Ästhetisch hochwertig und geschickt konzipiert entwickelt sich spannender Suspense, bei dem Inszenierung und Storytelling tatsächlich Hand in Hand gehen und nicht voreinander weglaufen. Nicht typisch für sein Sub-Genre und in dieser Qualität genau deshalb sehr empfehlenswert.

Kritik: Jacko Kunze

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