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Monatsrückblick November - MrDepad

Smooli

Von Smooli in Moviebreaks Monatsrückblick: November

Monatsrückblick November - MrDepad Bildnachweis: © Concorde

1. Highlights aus den Kinosälen:

Mandy - In den besten Momenten, die sich in Mandy geschätzt im Sekundentakt verbergen, erreicht die Kombination aus Nicolas Cages wahnhaft übersteigertem Schauspiel, der zerknirschenden Symbiose aus kunstvollen Bildcollagen und berauschenden Tonkompositionen sowie einer Atmosphäre zwischen hypnotischer Trance und blutigsten Gewalteskalationen ein förmlich transzendentales Niveau. Schlagartig ist Panos Cosmatos einer der aufregendsten Filmemacher des gegenwärtigen Kinos der radikal-intensiven Grenzerfahrungen.

An Elephant Sitting Still - Wenn alles endgültig verloren scheint und die Welt nur noch in einem grauen Schleier existiert, der sämtliche menschlichen Existenzen in deprimierter Hoffnungslosigkeit einhüllt, setzt An Elephant Sitting Still von Hu Bo ein. Das Nordchina in dem Langfilmdebüt des Regisseurs scheint von den Strahlen der Sonne schon längst nicht mehr berührt zu werden. Zu trist und blass wirken die Bilder in diesem Werk, das zugleich Hu Bos beeindruckender Triumph und tragisches Testament ist. Mit gerade einmal 29 Jahren schrieb, drehte und schnitt der Regisseur diesen 4 Stunden langen Kraftakt von einem Drama. Anschließend erhängte er sich in einem Treppenhaus. Und doch sollte An Elephant Sitting Still nicht einfach als überlanger Abschiedsbrief seines Regisseurs aufgefasst werden, der sich ohne jegliche Kompromisse in purem Nihilismus und menschlicher Leidensfähigkeit suhlt. Vielmehr ist der Film eine Reise auf dem Weg zu einem Hoffnungsschimmer, der tatsächlich in erreichbarer Nähe auf die Figuren warten könnte.

Burning - Ein Film der rätselhaften Einschübe, der seine kleinen und großen Mysterien wie Brotkrumen auf dem Pfad in die Unerklärlichkeit des Lebens verteilt. Irgendwo zwischen Mystery-Thriller, Charakterdrama, Gesellschaftsstudie und Liebesdreieck angesiedelt, hat Lee Chang-dong mit Burning ein furioses Meisterwerk geschaffen, das sich über die zweieinhalb Stunden der Laufzeit hinweg langsam beim Zuschauer anschleicht und nach dem Abspann lange Zeit nicht mehr loslassen wird. Die mit dezent surrealen Entwicklungen gespickte Geschichte des Films ist mit schauspielerischen Nuancen und Bildern gespickt, die mitunter unvergesslich sind und ein Geflecht aus Eifersucht, Frustration, Einsamkeit und Begierde entfalten, das den Film passend zum Titel irgendwann in Flammen aufgehen lässt.

High Life - All die angestauten Emotionen und das unterdrückte Verlangen, das in der zur zwischenmenschlichen Keuschheit verdammten Crew brodelt, entlädt die Regisseurin mit einem neugierigen Blick auf fließendes Blut, leicht sichtbaren Schweiß auf der Haut, Muttermilch, die aus Brüsten gedrückt wird, oder Sperma, das den experimentellen Forschungszwecken der einzigen Ärztin an Bord dient. Mit ihrem ersten Science-Fiction-Film inszeniert Claire Denis in High Life die klaustrophobische Studie eines kammerspielartigen Mikrokosmos, in dem sie die unterdrückten Triebe und das verbotene Verlangen ihrer Figuren auslotet und zunehmend eskalieren lässt. Die Weltraum-Mission einer Besatzung aus Schwerverbrechern und Straftätern zu einem schwarzen Loch wird zur apokalyptisch-fiebrigen Reise in tiefste Abgründe, bis ihr hypnotisch-verstörendes Science-Fiction-Poem in den Sternen des Universums zu verglühen scheint.

The House That Jack Built - Ohne Liebe sei wahre Kunst niemals möglich, bekommt der Protagonist sowie Serienkiller Jack von seinem Gesprächspartner Verge in diesem Film wiederholt vorgehalten. Vielleicht liegt die entscheidende Erkenntnis von The House That Jack Built, der als Vermächtnis, Abschiedsbrief, verzweifelte Selbstreflexion sowie Abrechnung und ironische Brechung mit dem eigenen Schaffen gesehen werden kann, genau in dieser einsamen Erkenntnis. Auf dem abschließenden Pfad in die Hölle lässt Lars von Trier die bemüht kunstvoll aufgetürmten Leichen seines Schaffens, das den Künstler als Mörder und den Mörder als Künstler verhandelt, über sich zusammenbrechen, da jegliche Form von Liebe keinen Zugang mehr zu ihm finden kann.

2. Flops aus den Kinosälen:

Sunset - Aller Skepsis zum Trotz bewies László Nemes bei seinem Langfilmdebüt Son of Saul das nötige inszenatorische Feingefühl und den dringenden Funken Menschlichkeit, der das Werk zwischen all der grausamen Ausweglosigkeit hell erleuchtete. Im Nachfolger Sunset verpufft die ästhetische Wiederholung aus langen Plansequenzen und der Nähe zur Hauptfigur jedoch schnell, wenn sich die Geschichte als ebenso emotional distanziert wie unnötig kryptisch verschlungen entpuppt und schlussendlich frustriert. 

Wildlife - In seinem Regiedebüt inszeniert Schauspieler Paul Dano das zerrüttete Verhältnis einer dreiköpfigen Familie im Montana der 1960er-Jahre, von dem vor allem der heranwachsende Sohn schwer getroffen wird. Trotz der starken Schauspielleistungen und einer feinen Optik erweist sich Wildlife jedoch als Abgrasen erzählerischer Konventionen, bei denen Dano stark an der Oberfläche verweilt und somit ein 08/15-Familiendrama geschaffen hat, das es in dieser Form oder eben wesentlich stärker schon zuhauf zu sehen gab. 

The Image Book - Das Spätwerk von Jean Luc-Godard dürfte maximal nur noch unbelehrbare Hardcore-Jünger der französischen Regie-Legende ansprechen, die The Image Book als radikale Dekonstruktion des Kinos sowie pessimistisch-besorgte Betrachtungsweise der Missstände in der Welt durch die Linse eines zu philosophischen Diskursen neigenden Regisseurs interpretieren dürfen. Ohne den Namen Godard bleibt hingegen kaum mehr als ein diffus zusammengestückelter Essay-Film, der wirkt, als habe der zur Demenz neigende Urgroßvater eines dieser modernen Schnittprogramme für sich entdeckt und sich einmal so richtig austoben wollen.  

3. Highlights im Heimkino:

Der letzte Tango in Paris - Aus dem großen Vermächtnis des im November verstorbenen Bernardo Bertolucci wird dieser skandalträchtige Film zweifelsohne die Zeit überdauern. Mit melancholischer Dramatik schildert der Regisseur den Versuch einer zwischenmenschlichen Beziehung, in der Sex und reine Körperlichkeit als vollständiger Ersatz für eine tiefergehende Liebe dienen sollen. Hierbei wird die Pariser Wohnung, die Paul und Jeanne als von der Außenwelt völlig unbeeinflussten Schutzraum nutzen, gleichermaßen zum Schauplatz unschuldiger Zärtlichkeit sowie gefährlicher Destruktivität. Im Gegensatz zum titelgebenden Tanz, der von klaren Regeln und Schritten geprägt ist, gleicht Der letzte Tango in Paris vielmehr einer unkontrollierten Abfolge von Bewegungen, die von wilder Ekstase über impulsive Neigungen bis hin zu fatalen Grenzüberschreitungen verschiedenste Gefühlswelten durchdringen. Konsequent findet Bertoluccis gefährliches Spiel der lustvollen Abhängigkeit im Finale seinen tragischen Höhepunkt, wenn die Außenwelt doch noch Einzug in den unberührten Rückzugsort hält und wahrhaftige Charakterzüge in die unausweichliche Zerstörung der vermeintlich sicheren Intimität führen.

The House of the Devil - Ein modernes Horror-Meisterwerk. Ti West findet für The House of the Devil ein perfektes Verhältnis zwischen altmodischen Retro-Reizen und einem modernen Zugriff auf diese jeweiligen Stilmittel. Hierdurch verwandelt er sein Werk in ein atmosphärisch beeindruckendes Spiel der Anspannung, Zuspitzung und Eskalation, das fernab von abgenutzten Jump Scares und billigen Schockeffekten tief unter die Haut kriecht. Außerdem sollte Jocelin Donahue in viel größeren (Genre-)Filmen zu sehen sein.

Antichrist - Lars von Trier bahnt seine Depressionen auf Film und inszeniert meisterhaft das traumatisierte Verhältnis zwischen Mann und Frau weniger als Kampf der Geschlechter, sondern vielmehr als Kampf der zivilisierten Ordnung gegen ungebändigte, rohe Irrationalität. Dass das männliche Geschlecht hierbei als personifiziertes Scheitern therapeutischer Ansätze dient und sich im Angesicht dieses Scheiterns schlussendlich nur mit tödlicher Gewalt zu wehren weiß, sollte die üblichen Vorwürfe der Misogynie ein weiteres Mal der Kurzsichtigkeit überführen. 

4. Flops im Heimkino:

Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe & Fifty Shades of Grey - Befreite Lust - Beide eher notgedrungen als Vorbereitung für ein Porträt über Dakota Johnson geschaut. Ich bereue nichts. 

The Ballad of Buster Scruggs - Wollen oder können Joel und Ethan Coen einfach keinen guten Film mehr machen? Nach der uninspirierten Nummernrevue Hail, Caesar! folgt mit The Ballad of Buster Scruggs direkt der nächste Tiefpunkt in der eigentlich so brillanten Karriere der Coens. Inhaltlich irrelevanter und ästhetisch hässlicher waren ihre Filme nie. 

BuyBust - Zu spät kommt der ungelenk über die kaum vorhandene Handlung gestülpte Ansatz in BuyBust, all die zuvor zerstochenen Gliedmaßen, gebrochenen Knochen und das vergossene Blut mit einer bitteren Enthüllung im Finale rechtfertigen zu wollen, die lediglich von einer apokalyptisch anmutenden Kamerafahrt über die Blechdächer des Slums nachdrücklich eingerahmt wird. Längst hat der dramaturgisch fehlgeschlagene, oftmals dilettantisch inszenierte und vor allem in seinen Action-Momenten stark ermüdende Film in dieser abschließenden Sequenz jegliche Wirkung verloren.

5. Alles über Serien:

Neee.

6. Für den Dezember plane ich:

Roma, Aquaman, Shoplifters - Familienbande

7. Filmschaffende(r) des Monats:

Lars von Trier

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

The Social Network

9. Das hat mich diesen Monat am meisten beschäftigt:

Kälte.

MrDepad

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