Bildnachweis:

Moviebreak Monatsrückblick: März

von Levin Günther

1. Highlights aus den Kinosälen: 

Moonlight -  Ein eindringliches Erlebnis, ohne jemals aufdringlich zu sein. MOONLIGHT ist eine intime, größtenteils subtile und zuweilen gar poetische Indie-Perle, die sich nicht nur, aus afroamerikanischer Sicht, mit den gesellschaftlichen Erwartungen Amerikas auseinandersetzt. Vor allem als zurückgenommenes, leises, sinnliches Charakterporträt um einen schwulen Schwarzen, der nicht länger vor sich selbst davon laufen kann, bleibt MOONLIGHT in Erinnerung und Herzen.

Die letzten Männer von Aleppo -  liefert bedrückende Einblicke in den Alltag des syrischen Zivilschutzes, den sogenannten Weißhelmen, die tagtäglich ihr Leben riskieren, um das Leben anderer Menschen zu retten. Vielleicht gelingt es der Dokumentation, dem ein oder anderen Zuschauer deutlich zu machen, wie gut es ihm eigentlich geht – und was es bedeutet, uneigennützig zu handeln.

Die Jones – Spione von nebenan - Dass DIE JONES nun kein sinnbringendes Erlebnis darstellen wird, sollte von vornherein klar sein. Wer sich aber auf eine kleine, spielfreudig dargebotene (Agenten-)Komödie einstellt, der wird mit Greg Mortallas neuster Regiearbeit durchaus seinen schnell vergessenen Spaß haben.

2. Flops aus den Kinosälen:

Sleepless - Eine tödliche Nacht -  Formelhafter Abzählreim. Das Hollywooddebüt vom Who am I - Kein System ist sicher‍-Regisseur ist handwerklich tadellos, aber ohne jede Handschrift. Ein namhafter besetzter Malen-nach-Zahlen-Genre-Brei. 90 Minuten können manchmal verdammt lang sein.

3. Highlights im Heimkino: 

Lichter der Großstadt - LICHTER DER GROSSSTADT, ein weiterer Affront gegen den Tonfilm, ist durchgehend bestückt mit garantierten Zwerchfellerschütterungen und ganz zarten, zwischenmenschlichen Augenblicken, die das sozial- und gesellschaftskritische Szenario zu einem Siegeszug der Menschlichkeit erheben. Pantomimischer Applaus.

Harry und Sally - Funktioniert. Er funktioniert in jeder Sekunde, weil Rob Reiner den Impetus dahingehend aufweist, das Szenario nicht nur inszenatorisch kreativ auszustaffieren, vor allem reißt der Film durch seine absolute Offenheit gegenüber den Charakteren und ihren Verfassungen und Sehnsüchten durchgehend mit. HARRY UND SALLY ist erwachsenes, natürliches Kino über die Schwierigkeit, die Liebe zuzulassen und über die Unmöglichkeit, sich ihr zu verwehren.

Im Bann des Jade Skorpions- Sicherlich ist IM BANN DES JADE SKORPIONS im Schaffen vom Meister nur eine (famose) Fingerübung, aber es lohnt sich, wie so häufig. Auch die Randnotizen sind oftmals köstlich. Außerdem stellt diese schelmische Räuberpistole auch noch die wohl ungünstigste Hypnose der Filmgeschichte bereit: Charlize Theron nackt, willig und verrucht in Woodys Bett. Und Woody haut ab. Verdammter Jade Skorpion!

Jack rechnet ab - Eiskalt und geradlinig, der Titel ist Programm: Jack rechnet ab. Aber hallo! Dieser grobkörnige, von Mike Hodges exzellent gefilmte Gangster-Thriller aus den 1970er Jahren MUSS zwangsläufig als stilprägend gewertet werden. Vor allem: JACK RECHNET AB ist stilprägend in seiner allumfassenden Hartherzigkeit. Michael Caine watet dabei als hasserfüllter, aber noch nicht gänzlich verrohter Killer durch eine Welt der Skrupellosigkeit, lokalisiert in der toten Industriestadt Newcastle. Hier gibt es nur Tristesse. Kriminalität. Arbeitslosigkeit. Beton. Lokalkolorit wird hier jedenfalls groß geschrieben und mit dem roten Edding unterstrichen.

Aladdin - ALADDIN ist bestes, exotisches Abenteuerkino aus 1001 Nacht, temporeich, spritzig, kreativ, phantasievoll und WIRKLICH witzig. 80 Minuten kann man hier mindestens durchschmunzeln, maximal durchgackern. Dass hier nicht „nur“ die große Sause gezündet wird, sondern ALADDIN auch die Geschichte dreier Gefangener ist (Aladdin, Yasmin, Dschinni), die sich gegenseitig aus ihren Käfigen befreien, in dem sie Freundschaft und Ehrlichkeit in Ehren halten, gibt dem Film eine angenehme, geerdete Basis.

4. Flops im Heimkino: 

Double Team -  DOUBLE TEAM ist die reine Verschlagwortung von Film, und dementsprechend holprig wirkt diese Chose dann auch. Ganz gut gefallen hat mir aber der gnadenlos verschenkte Mickey Rourke als Bösewicht auf Vergeltungstour. Hätte man mit arbeiten können, aber wenn selbst ein Finale im Kolosseum mit Tretminen und hungrigem Tiger keine Laune macht, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie mies DOUBLE TEAM ist.

Little Buddha - Der Abschluss von Bernardo Bertoluccis exotischer Trilogie enttäuscht auf ganzer Linie: Anstatt einen packenden, ambivalenten Diskurs über die Geistesleben zweier vollkommen unterschiedlicher Kulturen zu formulieren, gefällt sich LITTLE BUDDHA durchweg im Propagieren von Glückskeksweisheiten. Dass hier darüber hinaus auch noch ein vollkommen lebloser, grobstofflicher Bekehrungsversuch unternommen wird, erklärt LITTLE BUDDHA erst recht für gescheitert. Immerhin sind die farbtrunkenen Breitbandbilder zum Teil schön anzusehen.

Dirty Cops - War on Everyone - Unfassbar selbstgefälliges, pseudo-anarchisches Buddy-Movie, mit dem John Michael McDonagh der Klasse eines THE GUARD und besonders AM SONNTAG BIST DU TOT krampfhaft hinterherhechelt.

5. Alles über Serien: 

War ein guter Serienmonat. Na ja, The Walking Dead bleibt weitestgehend krampfig, dafür hat die siebte Staffel Shameless wieder an Boden gut gemacht, 11.22.63 hat mich verzaubert und Jerks ist der Beweis dahingehend, dass Comedy auch in Deutschland mit Ecken und Kanten funktioniert. Schön.  

6. Was ich im April gucken möchte:

Büsschen was Schönes. 

7. Filmschaffender des Monats: 

Charlie Chaplin. Hab ich mich vorher eher stiefmütterlich, aber voller Anerkennung angenommen. Jetzt aber weiß ich, warum sein Erbe unschätzbar für die Filmwelt ist.

8. Der Monat in einem Wort: 

S. King.

Souli

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.