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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Anwalt Howard Wakefield hat eigentlich alles: Einen gut bezahlten Job, eine Familie und ein Haus in idyllischer Vorstadtlage. Eines Abends beschließt er jedoch spontan, alles hinter sich zu lassen. Kurzentschlossen quartiert er sich auf dem Dachboden über seiner Garage ein und beobachtet, wie sein bisheriges Leben ohne ihn stattfindet. Was als impulsive Gedankenlosigkeit begann, wird zur markerschütternden Rekapitulation seines bisherigen Daseins…womöglich ohne Rückfahrtticket.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„I never left my family. I left myself.“

Schon zu Beginn scheint Howard Wakefield (Bryan Cranston, Breaking Bad) in der Masse zu verschwinden. Der Heimweg von seinem Job als Prozess-Anwalt in Manhattan zurück in die heimelige Geborgenheit im Vorort-Familien-Paradies nimmt durch einen Stromausfall und das Auftauchen eines Waschbären eine erstaunlich radikale Wendung. Auf der Jagd nach dem tierischen Vagabunden betritt Howard erstmals seit bestimmt Jahren den Dachboden über seiner Garage. Von dort aus hat er einen idealen Überblick über die Geschehnisse seines Eigenheims, in dem Ehefrau Diana (Jennifer Garner, Peppermint – Angel of Vengeance) bereits mit dem Abendessen wartet und ihn zum zweiten Mal anruft, was er erneut wegdrückt. Und jetzt, genau jetzt, packt Howard die Situation am Schopf. Sozusagen. Denn er lässt sein Leben außen vor bzw. entschließt sich, es nur als stummer Teilhaber durch Glas wie Reality-TV seinen Lauf nehmen zu lassen. Was als spontaner Ausläufer einer Halb-und-Halb-Mischung aus Burnout und Nervenzusammenbruch beginnt, verpasst schon nach kurzer Zeit eigentlich den Point of no Return. Howard Wakefield ist plötzlich verschwunden und ist selbst neugieriger Zaungast, wie sein bisheriges Leben ohne ihn weiter verläuft.

Als Drehbuchautorin konnte Robin Swicord schon achtbare Erfolge auf hohem Niveau feiern, lieferte sie doch die Scripts zu  Die Geisha oder Der seltsame Fall des Benjamin Button. Als Regisseurin war sie bis dato nur knapp zehn Jahre zuvor einmalig bei Der Jane Austen Club aktiv. Ihre auch selbst adaptierte Shortstory-Verfilmung Wakefield kann nicht nur mit Bryan Cranston einen absoluten Hochkaräter als Charakterdarsteller vorweisen, die gesamte Prämisse ist so schlicht wie eigentlich brillant. Weil sie, trotz der extremen Entwicklungen und Ausuferungen, erschreckend nachvollziehbar bleibt. Howard Wakefield ist einfach fertig. Mit allem. Weder sein gutdotierter Job, sein schmuckvolles Zuhause, seine theoretische Sorglosigkeit, noch seine Kinder oder seine attraktive Ehefrau können die Leere in ihm ausfüllen. Er hasst es. Warum auch immer, aber irgendwie auch leicht verständlich. Ein verirrte Waschbär führt in zu einer ganz neuen, isolierten Perspektive. Die wiederum die Chance für ein unüberlegtes, aber schnell nicht mehr zu revidierendes Szenario anbietet: Was, wenn man einfach nicht mehr nach Hause kommt? Nicht, das Konto leer räumen, mit Hab und Gut verschwinden und irgendwo eine neue Existenz begründen, sondern einfach nicht mehr aufzutauchen? Unvorbereitet, als wäre man Opfer eines Verbrechens geworden. Dabei hockt man nur wenige Meter Luftlinie entfernt und sieht seiner Familie dabei zu, wie sie ihr Leben ohne den – von ihm persönlich schon lange als entfremdet betrachteten – Mann und Vater weiterführt. Ein spontanes Experiment, das in seiner Extreme irgendwann unberechenbar wird.

Wakefield fängt irrsinnig gut und ungemein faszinierend an. Wie aus einer Affekthandlung eine nicht mehr zu stoppenden Kettenreaktion wird, ist so merkwürdig, weil tatsächlich logisch. Es hat ab einem gewissen Punkt eindeutig den Reiz, mal alles abzustreifen, Eskapismus nicht nur gedanklich zu betreiben und auch praktisch mitanzusehen, was es denn wirklich ausmachen würde, wenn man plötzlich einfach so verschwindet. Es ist nahezu bedenklich, wie sehr der Film ein Bedürfnis von Freiheit und Ausbruch aus dem eingelaufenen Hamsterrad glaubhaft verkaufen kann, obgleich die Idee so abstrus klingen mag. Es ist immer eine Frage der Perspektive. Der eigenen Gefühlswelt und Wahrnehmung. Stellenweise ist Wakefield eine zutiefst sensible und tiefgründige Abhandlung über ermattete Beziehungen und eingeschlichene Strukturen, wenn Routine in ausweglose Frustration kippen kann.

Gleichzeitig wird nicht einseitig Partei ergriffen, denn die Figuren bleiben jederzeit authentisch und ein Stückweit ambivalent; werden nicht in Schubladen gesteckt. Protagonist Howard handelt  - auch in Rückblenden – oftmals ekelhaft egoistisch und angreifbar manipulativ, dennoch ist seine Entwicklung emotional berührend. Da er eben auch seine Verfehlungen durchaus reflektiert und bereit ist, sich zu verändern. Nach langem Vorlauf, aber keiner ist nun mal perfekt. Das trifft auch auf den Film zu, der zwar eine interessante Prämisse, einige sehr kluge Momente und einen exzellenten Hauptdarsteller aufzubieten hat, aber auch nicht frei von Makeln ist. Der Plot wirkt zwischenzeitlich zweckdienlich aufgebläht, am Ende quillt auch unnötiger Pathos mal durch und gemessen an den hervorragenden Ansätzen bleibt es bei einer eher „nur“ interessanten Sozial-Groteske, die in ihren besten Momenten sogar auf Augenhöhe mit einem American Beauty mithalten kann. Nur um das mal in Relation zu setzen.

Fazit

Kein großer, aber ein schöner und trotz ausbaufähiger Konturen ein absolut sehenswerter Film. Bryan Cranston ist wunderbar und die gesamte Idee beinhaltet so viele (positiv) diskussionswürdige Ansätze, dass er allein deshalb beachtet werden sollte. Independent-Kino mit Herz und Verstand, aber eben noch nicht mit dem Feinschliff, der Diamanten hervorbringt.

Kritik: Jacko Kunze

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