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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Paris. Georg kann im letzten Moment seiner Verhaftung entgehen und gerät an die Papiere des toten Schriftstellers Weidel, dessen Identität er annimmt. Er flüchtet nach Südfrankreich, in der Hoffnung, dort auf politische Gesinnungsgenossen zu treffen. In Marseille lernt er Marie Weidel kennen, die dort seit Wochen auf ihren Mann wartet, nicht wissend, dass er nie wieder kommen wird. Die beiden Verlorenen beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Aber für Marie steht im Gegensatz zu Georg fest: Sie will weg aus Marseille und in Südamerika ein neues Leben beginnen. Der Tag der Abfahrt des Schiffs naht, und Marie gibt die Hoffnung nicht auf, ihren Mann noch zu treffen. Von Minute zu Minute spitzt sich die politische Situation in Marseille weiter zu. Paul könnte den Platz von Maries Mann einnehmen, doch er zögert.

Kritik

Ein Mann will sich in der Hölle anmelden. Dort angekommen, klopft er an die Tür, aber man sagt ihm, er müsse warten. Der Mann wartet und wartet. Jedes Mal, wenn er anfragt, heißt es, er müsse warten. Schließlich kommt ein Reisender vorbei und der Wartende fragt: "Wissen Sie, wie ich in die Hölle komme?" Der Reisende erwidert:"Aber mein Herr, das hier ist die Hölle." Nicht lustig? Wenn der Witz auf der Leinwand erzählt wird, während man in Christian Petzolds (Phoenix) lust- und ambitionslos abgefilmtem Drama sitzt, zündet die Pointe. Die Hölle ist ein Wartesaal. Und manchmal auch ein Kinosaal. Alle sitzen und harren darauf, dass etwas geschieht, das ihrem Aufenthalt hier einen Sinn gibt – vergebens.

Nichts mit Transit. Das gilt nicht nur in der Inszenierung, die ebenso in Stagnation gefangen ist wie die Protagonisten. Manchen wird die Passage verwehrt, anderen wird sie genehmigt, aber sie ändern zuverlässig in letzter Minute ihre Meinung. Mit den anderen im selben Boot zu sitzen hat auch seine Nachteile, etwa, wenn der Dampfer auf eine Mine stößt. Dann wäre es wieder an der Zeit für einen makaberen Witz. Endloses Warten und sobald man denkt, das Schlimmste sei überstanden – totales Desaster! Das gleiche Schicksal ereilt diejenigen im Wartekinosaal, nur, dass es hier überhaupt keinen „Transit“ gibt. Anna Seghers gleichnamigen Roman erweckt der Regisseur nicht zum Leben, nein, er eignet sich bloß dessen Namen und Nimbus an.

Nicht anders als Georg (Franz Rogowski, Tiger Girl), der sich als ein verstorbener Schriftsteller ausgibt, um mit dessen Privilegien sicher überzusetzen. In Seghers hintergründiger Vorlage ist der Hauptcharakter ein unzuverlässiger Erzähler. Von einem namenlosen Zuhörer will er, was andere Protagonisten von Georg wollen, wenn sie ihm ihre Geschichte erzählen: seinen Segen, Freispruch von ihrer moralischen Schuld. Doch Seghers kühle Studie des menschlichen Konformismus und Egoismus, Feigheit und Selbstbetrug wird ausgehöhlt zu einem schalen Nazi-Thriller, der aus reiner Faulheit und Prätention in der Gegenwart spielt. Politische Zeitkritik und historische Parallelen sind Petzold so unbequem wie glaubwürdige Figuren und dramatische Spannung. Er ist Opportunist wie Georg mit identischen Zielen: einem angesehenen literarischen Namen und sicherer Passage durch den Festival-Wettbewerb.

Fazit

Authentizität und konzentrierte Spannung gepaart mit der trostlosen Studie einer Menschheit, die sich auf vielerlei Art ängstlich und verlogen ihres Gewissens entledigt, findet sich in Anna Seghers zeitloser Romanvorlage. Von dem literarischen Klassiker will Christian Petzold jedoch nichts außer dessen Renommee, das seinem diffusen Fernsehspiel den Anschein von Relevanz geben soll. Statt der Figuren sitzt hier das Publikum im Limbo, der seine eigene Gleichgültigkeit mit dem Schluss-Song zementiert: We‘re on a road to nowhere.

Kritik: Lida Bach

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